"Legionäre Christi" wollen Kampf gegen Missbrauch verstärken

29. Februar 2020 in Weltkirche


In Rom tagendes Generalkapitel würdigt in Erklärungen "Mut" von Opfern, die Missbrauch durch Ordensgründer Maciel und andere Legionäre bekannt machten - Gemeinschaft will Aufklärung "energisch fortsetzen"


Rom (kath.net/KAP) Die "Legionäre Christi" haben ein entschiedeneres Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch in den eigenen Reihen angekündigt. Das Generalkapitel des Ordens in Rom veröffentlichte am Mittwochabend ein Grundsatzdokument mit dem Titel "Schützen und Heilen". Zudem verabschiedete die seit Jänner tagende Versammlung aus Ordensleitung und Delegierten eine Erklärung mit der Überschrift "Umkehr und Wiedergutmachung".

Die Legionäre Christi mit ihrem neuen Generaloberen John Connor verpflichten sich demnach, dass sie die Aufklärung sämtlicher seit 1941 dokumentierter Missbrauchsfälle "energisch fortsetzen". Wer sich der Vertuschung oder grober Fahrlässigkeit im Umgang mit diesen Fällen schuldig gemacht habe, könne in der Kongregation kein Amt mehr bekleiden. Bei jeder einzelnen Tat müssten die zuständigen kirchlichen und staatlichen Behörden informiert werden, "um die Betroffenen zu erreichen und Gerechtigkeit wiederherzustellen".

Die Gemeinschaft verspricht darüber hinaus "eine kommunikative und transparente Vorgehensweise" bei ihrer Aufklärungsarbeit. So würden nun auch die Namen der wegen sexuellen Missbrauchs Verurteilten mitgeteilt. Man werde sich dafür einsetzen, dass die Täter aus dem Priesteramt ausgeschlossen werden, so der Generalobere.

Connor betonte, der Orden wolle nach einem Erneuerungsprozess in den vergangenen Jahren die Verantwortung für die aus der eigenen Geschichte resultierenden Folgen übernehmen. Mit der Erklärung "Umkehr und Wiedergutmachung" wende man sich in erster Linie an die von Missbrauch Betroffenen und ihre Familien, und zwar mit ausdrücklicher Bitte um Vergebung.

Der Mut derer, die als erste auf die Missbrauchstaten von Ordensgründer Marcial Maciel und anderer Legionäre Christi hingewiesen hätten, habe "auch anderen Menschen geholfen, sexuellen Missbrauch, der von unwürdigen Priestern begangen worden ist, anzuzeigen und die Scham zu überwinden, die damit verbunden ist", heißt es in der Erklärung. Der Prozess der Versöhnung werde allerdings noch viele Jahre dauern, so Ordensleiter Connor.

Bereits Ende 2019 hatten die Legionäre einen Report veröffentlicht, demzufolge 33 Priester der Gemeinschaft seit 1941 mindestens 175 Minderjährige sexuell missbraucht hatten. Ein früherer Priester der Gemeinschaft, Christian Borgogno, kritisierte die Angaben laut Medienberichten als Versuch, die Schuld auf wenige zu konzentrieren und den Rest des Ordens weißzuwaschen.

Von Gründer distanziert

Die Legionäre zählen nach eigenen Angaben derzeit rund 1.540 Mitglieder in 21 Ländern. Das jüngste Generalkapitel fand 2014 statt; vorausgegangen waren eine schwere Krise des Ordens und ein mehrjähriger Erneuerungsprozess.

Ordensgründer Marcial Maciel Degollado (1920-2008) hatte 1941 kurz vor seiner Priesterweihe eine Kongregation begründet, aus der die Legionäre Christi und die angeschlossene Laiengemeinschaft Regnum Christi hervorgingen. Gegen Ende seines Lebens und nach seinem Tod wurde bekannt, dass Maciel als Priester nicht nur mehrere Kinder hatte, sondern auch vielfachen sexuellen Missbrauchs schuldig war.

Nach Bekanntwerden der Sexualstraftaten Maciels und angesichts von Mängeln in den inneren Leitungsstrukturen des Ordens ordnete der damalige Papst Benedikt XVI. (2005-2013) eine umfassende Inspektion durch den Vatikan und durchgreifende Reformen an. Die Gemeinschaft hat sich inzwischen von ihrem Gründer distanziert. Im September 2019 traten neue, vom Vatikan approbierte Statuten in Kraft.

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