15. März 2020 in Interview
"Die hl. Eucharistie wurde von Christus nicht dazu eingesetzt, dass sie mir Krankheiten und Tod bringt" - kath.net-Interview mit Bischof Marian Eleganti über sein jüngste kath.net-Video und seine Kritiker - Von Roland Noé
Chur (kath.net)
kath.net: In der Schweiz gab es nach dem jüngsten kath.net-video-BLog-Beitrag Aufregung um den Inhalt und scharfe Attacken von Medien und vom "Schweizer Staatskirchenbeamtentum" - Was sagen Sie zu der Kritik?
Bischof Marian Eleganti: Sie verstehen nicht wirklich die Fragen, die sich für Gläubige stellen. Sie haben eine andere Sicht auf den Katholizismus, auf Realitäten wie Weihwasser, die hl. Messe und die hl. Kommunion, alles in allem eine säkulare, von der kein Verständnis für übernatürliche Wirklichkeiten zu erwarten ist. Sie glauben ja auch nicht an die Wunder Jesu oder an Seine Auferstehung.
Für Naturalisten gibt es keine übernatürliche Wirklichkeit. Schon der katholische Glaube, dass sich durch ein Segen irgendetwas am Wasser ändert, ist für sie irrational und bestenfalls Psychologie. Nicht zu reden vom katholischen Glauben an die Wesensverwandlung der hl. Hostie in den Leib Christi bei der hl. Messe. Was von ihrer sog. Vernunft höchstens erwartet werden darf, ist ein symbolisches Verständnis der heiligen Wandlung und der konsekrierten Hostie. Entsprechende Reaktionen auf mein Video aus diesem Lager sind für mich deshalb weder erstaunlich noch unerwartet. Was dürfte ich anderes von ihnen erwarten? Mögen sie mich also für meinen Glauben lästern, belächeln oder beschimpfen! Ich trage es ihnen nicht nach.
kath.net: Irgendwie scheint es so, dass ein Teil der katholischen Kirche mit Wundern nicht mehr viel anfangen kann, insbesonders dass Christus in der Eucharistie wahrhaft gegenwärtig ist. Manifestiert sich in der Reaktion von so manchen nicht eine gewisse Art von "Glauben", die mit dem Jesus der Kirche und der Heiligen Schrift nicht mehr viel zu tun hat? In den Evangelien wird ja immer wieder von Heilungen und Wundern erzählt, offensichtlich für nicht wenige in der Kirche heute völlig unvorstellbar?
BIschof Marian Eleganti: Erstaunlich ist in der Tat die Reaktion von Kritikern meines Videos von dieser Seite. Ich würde sie gerne fragen: In welcher Behauptung steckt mehr Wunderglaube bzw. mehr Übernatürlichkeit, wenn ich behaupte: In der hl. Messe wird durch die Konsekrationsworte des Priester das Brot in den Leib Christi verwandelt, was wir glauben, oder wenn ich behaupte, dass der Leib Christi, den ich in der hl. Kommunion empfange, uns im aktuellen Kontext nicht schaden wird, was sie offensichtlich nicht glauben können und deshalb nach Desinfektion rufen. Viele gläubige Katholiken haben mir ihre Zustimmung signalisiert. Die hl. Eucharistie wurde von Christus nicht dazu eingesetzt, dass sie mir Krankheiten und Tod bringt. Aus meiner gläubigen Sicht bleibt das für Gott ein absolutes NO GO! Ich entschuldige mich für den Ausdruck, aber darin gründet meine feste und kritisierte Überzeugung. Abgesehen davon, sind wir immer in der Hand Gottes. Jede andere Sicherheit ist im Grunde eine Pseudosicherheit, d.h. eine sehr fragwürdige und zerbrechliche. Eine bessere Zuversicht habe ich nicht als Gott selbst, der in der konsekrierten Hostie gegenwärtig ist und an mir handelt. Schliesslich glauben wir bei jeder hl. Wandlung im eucharistischen Hochgebet an ein wirkliches Eingreifen und Handeln Gottes und bitte Ihn darum, sonst bliebe ja die Hostie reines Brot, und es hätte sich gar nichts verändert als die Erzeugung einer Illusion. Die Hostie wäre nicht der Leib Christi. Wie der Glaube an die Realpräsenz Christi in der Hostie (und an die vorausgegangene Wandlung derselben) zusammen bestehen kann mit der Furcht vor einer tödlichen Kontamination, vor der mich der in der Hostie gegenwärtige Gott nicht retten wird, ist für mich ein Rätsel. Die hier getroffenen Vorsichtsmassnahmen bleiben ja völlig unsicher und eine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Konsequenterweise müsste überhaupt auf die hl. Kommunion verzichtet werden, wenn man schon an diesem Punkt angelangt ist. Deshalb werden Hl. Messen untersagt. Könnte es sein, dass der Glaube an die Realpräsenz nur noch ein rudimentärer und symbolischer ist, der mit den Worten Christi nicht wirklich ernst macht: Das ist Mein Leib? Ein Blogger hat genau in dieser Logik den Vorschlag gemacht, das Weihwasser im leeren Becken durch Desinfektionsmittel zu ersetzen. Wenn ein Ungläubiger das vorschlägt verstehe ich es, aber nicht von einem Gläubigen.
Schliesslich geht bei der Hl. Messe und besonders beim Kommunionempfang Christus durch die Reihen, dessen Leib damals alle heilte, die Ihn berührten. Darüber verfügt Gott selbst.
In vielen Diözesen werden derzeit die öffentlichen Messen völlig ausgesetzt, Gläubige dürfen nur mehr über Internet und Fernsehen dabei sein. Was ist Ihre Meinung dazu?
Bischof Marian Eleganti: Das ist ja das Sonderbare, dass wir gleichzeitig von den Bischöfen aufgefordert werden, auf Gott zu vertrauen und Ihn um Seine Hilfe zu bitten, aber da, wo Er uns in der hl. Eucharistie entgegen kommt und uns die Hand hinstreckt, hindern wir die Gläubigen daran, sie zu ergreifen, weil sie sich dabei kontaminieren könnten und auch Gott uns davor nicht schützen wird. Auch die getroffenen Vorsichtsmassnahmen sind wie gesagt nicht absolut in ihrer Wirkung. Es gibt überall Einfallstore für den Virus. Das weiss doch jeder. Es herrscht also in der Kirche nur noch die Logik des Staates, eben die säkulare, die gehorsam umgesetzt wird, aber nicht mehr jene Weisheit kraft des Glaubens und des Gebetes, die für die Welt Torheit und Ärgernis ist, in unserem Kontext aber von der Kirche zu erwarten wäre. Sie hat immer an einen Gott geglaubt, der eingreifen kann. Die Evangelien sind voll von Zeugnissen darüber. Ich spreche nicht von den anderen Bereichen, in welchen der Staat legitimerweise das Sagen hat.
MUST SEE - VIDEO: Kirche & Corona - Wie können wir hier nur vor der übernatürlichen Wirklichkeit kapitulieren?
© 2020 www.kath.net