16. März 2020 in Kommentar
Die Hirten tragen Verantwortung für das Seelenheil. Wo bleiben die geistlichen Antworten auf die drohende Pandemie? - Der Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kathnet)
Aktiver Seuchenschutz ist sicher notwendig und richtig. Doch kann sich ein Bischof nicht darauf beschränken, die Kirchen abzuschließen und sich in seinem Haus zu verschanzen. Die Hirten tragen Verantwortung für das Seelenheil. Wo bleiben die geistlichen Antworten auf die drohende Pandemie?
In Zeiten der Seuche (oder der Drohung einer solchen) geeignete Maßnahmen zum Seuchenschutz zu ergreifen, ist ganz sicher kein Fehler. Verflachung der Kurve lautet das Prinzip, das derzeit auf allen Kanälen mal mehr mal weniger paternalistisch erklärt wird.
Dahinter steht ein durchaus sinnvolles mathematisches Modell, welches dazu dienen soll, die Infektionen über eine längere Zeit zu strecken, damit die medizinische Versorgung nicht zusammenbricht. Das Modell ist schlüssig. Wenn es gelingt, wird es viele Leben retten. Ob die Maßnahmen, die gerade ergriffen werden, geeignet sind, das Modell wirksam in die Praxis umsetzen, darf und muss diskutiert werden. Am Ende kann es davon abhängen, ob an den Folgen der Seuche viele oder wenige sterben.
Es ist nichts Verderbliches daran zu finden, wenn auch Bischöfe der Kirche aktiv Maßnahmen ergreifen, die dieser Verflachung der Kurve dienen. Es steht nichts dagegen, wenn kirchliche Behörden Hand in Hand mit weltlichen Behörden präventiv handeln. Schon der Heilige Thomas von Aquin lehrte, dass die Gnade mit der Natur wirkt. Mathematik ist nun nichts anderes, als die Natur möglichst abstrakt zu beschreiben. Folgen wir also der Spur, die hier gelegt wird, folgen wir den Spuren der Natur. Da mag es sein, dass die Maßnahmen hart erscheinen. Eine Pandemie ist weitaus härter.
Keine öffentliche Hl. Messe bis Ostern heißt es derzeit in den allermeisten Gemeinden in Deutschland. Dies Faktum gilt es festzustellen. Daher stellen sich Fragen. Wie ist es bestellt um das Seelenheil der Gläubigen, die man ohne sakramentale Seelsorge lässt?
Wie stellen sich Bischöfe das vor, wenn an der Seuche größere Zahlen von Menschen sterben? Lässt man sie sterben, ohne ihnen die Gnadenmittel der Kirche zu bieten? Aber auch die körperlich gesunden bedürfen der Seelsorge. Fällt die Osterbeichte diesmal ins Wasser? Wird die Osterkommunion ersatzlos gestrichen? Diese Fragen müssen gestellt werden dürfen.
Es ist Aufgabe der Bischöfe darauf Antworten zu geben. Es ist an den Gläubigen, ihren Hirten zu folgen und sie zu unterstützen. Doch wehe dem Bischof, der glaubt, diese Fragen mit leichter Hand vom Tisch wischen zu können. Es zeigt sich derzeit eine Tendenz dazu, indem sich Hirten als reine Religionsmanager erweisen, die ihre unteren Chargen anweisen, wie sie (nicht) zu handeln haben. Manch einer delegiert an sein Generalvikariat und handelt gar nicht in eigener Person, wie es seine Aufgabe wäre. In einer Pastoral des Streichens liegt wahrlich keine Gnade.
Ja, es kann richtig sein, die Feier der Heiligen Messe aus der Öffentlichkeit zu nehmen. Doch das kann und darf nicht heißen, dass sie ausfällt. Der geistliche Leitgedanke dieser Tage muss Stellvertretung heißen! Wo bitte bleibt die Zusage der Hirten an jedem Tag in der Frühe das Heilige Opfer für alle Menschen in ihrem Bistum zu feiern. Wo bleibt der Aufruf zu Fasten, Opfer, Buße und Gebet an die Gläubigen. Wo bleibt die Aufforderung der Hirten, den Himmel zu bestürmen? Wann je hätte Gott die Kleinsten nicht gehört?
Manch ein bischöfliches Dekret unserer Tage wirkt wie ein Zeugnis stumpfer Apostasie, wenn man sich dem politischen Primat der Mathematik beugt, ohne den ureigenen geistlichen Akt des Glaubens dem entgegen zu setzen. Zum Glück ist nun die Stunde der Ideologen mit ihrem Kampf gegen Weihwasser und Mundkommunion zu Ende. Doch gekommen ist die Stunde der Feiglinge, die sich einschließen wollen aus Angst vor der Infektion.
Was die Menschen jetzt brauchen, ist nicht weniger Seelsorge, sie brauchen mehr davon. Wo ist die Unterweisung, wie geistliche Kommunion geht, die in diesen Zeiten die leibliche Kommunion ersetzen muss. Wo ist die Aufforderung der Hirten an jeden(!) Priester in diesem Land täglich(!) die Heilige Messe in den Kirchen zu feiern. Ob es einen Livestream gibt oder nicht. Es wäre wichtig zu wissen, am Morgen um sieben oder um acht feiert der Pfarrer in der Kirche das Heilige Messopfer für seine Gemeinde. Ist es denn nicht Trost, es ist Stärkung für alle, die aktiv oder passiv gegen den Virus kämpfen, darum zu wissen? Es braucht mehr Aussetzung des Allerheiligsten und der stillen Anbetung in den Kirchen. Da kann man gerne auf den Abstand voneinander achten, so lange dort gebetet wird.
Wo Menschen nicht in die Messe gehen können, braucht es Anleitung zum privaten Gebet. Wo finden sich denn die Hefte - zum Download - für die Andacht am Sonntag in der Familie? Wo sind die Gebetszettel um ein Ende der Pandemie? Da wäre endlich mal ein Betätigungsfeld für die Medienschaffenden in den Ordinariaten, die Hirten wirklich zu unterstützen und den Menschen geistliche Nahrung zu geben.
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