#Corona - Das Aufleben einer neuen Untergrundkirche

30. März 2020 in Weltkirche


In Österreich dürfen Priester nur mehr "Private Messen" feiern. Manche feiern dies nach wie vor in der Kirche, wo sich Gläubige auch zum "privaten Gebet" einfinden. Auch die Hl. Eucharistie wird Gläubigen, die das wünschen, nicht verwehrt.


Wien (kath.net/rn)
In nicht wenigen Ländern auf der Welt sind derzeit aufgrund des Coronavirus öffentlichen Gottesdienste eingeschränkt oder verboten, was offensichtlich an der gläubigen Kirchenbasis für deutlichen Unmut sorgt. Auch nicht wenige Priester sind über die Situation alles andere als glücklich, befolgen zwar die Anordnungen und bieten trotzdem eingeschränkt Heilige Messen (ohne Predigten) an. So feiern laut kath.net vorliegenden Informationen in Österreich weiterhin dutzende Pfarrer in mehreren österreichischen Diözesen ihre "privaten" Heiligen Messen in den Kirchen, die auch offen zugänglich sind. "Wo soll ich denn die Messe sonst feiern, wenn nicht in der Kirche?", argumentiert ein Pfarrer.

Das Kuriose ist: Beides ist auch legal: Die Feier der "privaten Messe" und dass Kirchen von Gläubigen zum "privaten Gebet" besucht werden dürfen, dass sich dies zufällig zeitlich überschneiden kann, bietet derzeit den Spielraum für ein neues "Untergrundkirchendasein". kath.net sind auch mehrere Pfarrer bekannt, die bei den Sonntagsmessen auch den Gläubigen, die dies wünschen, die Heilige Eucharistie reichen.

Andrea Riccardi, der Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio, hat laut "vaticannews" bereits vor einigen Tagen das Verbot von Gottesdiensten wegen des Coronavirus scharf kritisiert und gemeint, dass man sich vielleicht von der großen Protagonistin der Zeit – der ‚Angst‘ – mitreißen hat lassen. Er verwies dazu auf Untersuchungen des US-amerikanischen Soziologen Rodney Stark über das Verhalten der frühen Christen bei Epidemien, die eben nicht wie die Heiden aus der Stadt und vor den anderen geflüchtet seien. Stattdessen hätten sie durch den Glauben motiviert sich gegenseitig besucht und unterstützt, gemeinsam gebetet und die Toten begraben. Riccardi kritisiert, dass die jüngsten Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus den Raum der Kirche banalisieren und dabei die Gesinnung der Regierenden offenbaren, da gleichzeitig viele Geschäfte, Supermärkte offen geblieben seien. Die Gotteshäuser seien nicht nur risikobehaftete „Versammlungsorte“, sondern auch Orte des Geistes.

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