'Epidemie ist göttliches Eingreifen, um Welt und Kirche zu reinigen'

1. April 2020 in Weltkirche


Bischof Athanasius Schneider vertritt: "Wenn einem Priester von einer kirchlichen Obrigkeit verboten wird, die Kranken und Sterbenden zu besuchen, dann darf er nicht gehorchen. Ein solches Verbot ist Machtmissbrauch."


Kasachstan (kath.net)
Der bekannte deutschsprachige Bischof Athanasius Schneider aus Kasachstan hat in einem Interview mit der "Remnantnewspaper"-Magazin deutliche Kritik am Verhalten vieler Bischöfe im Zusammenhang mit der Corona-Krise geübt und meint, dass viele überstürzt und panisch reagierten, weil sie sämtliche öffentlichen Messen verboten haben und sogar Kirchen zusperrten. Solche Bischöfe verhielten sich "eher wie bürokratische Beamte und nicht wie Hirten. Indem sie sich zu ausschließlich auf all die Hygiene-Schutzmaßnahmen konzentrierten, haben sie den Blick auf das Übernatürliche verloren und den Vorrang des ewigen Heils der Seelen aufgegeben. Solange Supermärkte geöffnet haben und zugänglich sind, und solange die Menschen die öffentlichen Transportmittel benutzen können, ist kein plausibler Grund erkennbar, die Menschen von der Teilnahme an der heiligen Messe in einer Kirche auszuschließen. Man könnte in Kirchen dieselben, ja sogar bessere Hygiene-Schutzmaßnahmen garantieren", meinte Schneider wörtlich.

Er schlug beispielsweise vor, dass man bei den Kirchen vor jeder Messe die Bänke und Türen desinfiziert werden und dass sich auch Gläubige die Hände desinfizieren könnten.

Schneider meinte dann, dass Priester beim Thema "Messverbot für Gläubige" nicht unbedingt dem Bischof oder den staatlichen Behörden gehorchen müssten. "Priester dürfen nicht vergessen, dass sie zuerst und vor allem Hirten unsterblicher Seelen sind. Wenn ein Priester in vernünftigem Ausmaß die nötigen Gesundheitsvorkehrungen beachtet und diskret vorgeht, muss er den Anweisungen seines Bischofs oder der Regierung nicht gehorchen, die Messe für die Gläubigen auszusetzen."

Solche Anweisungen seien laut Schneider rein menschliches Gesetz. Das oberste Gesetz in der Kirche hingegen sei laut dem Bischof "die Rettung der Seelen". "Priester in einer solchen Situation müssen einfach sehr erfinderisch sein, um für die Gläubigen, und sei es für eine kleine Gruppe, die Feier der heiligen Messe und den Empfang der Sakramente zu ermöglichen. Darin bestand das seelsorgliche Verhalten sämtlicher Bekenner- und Märtyrerpriester in Zeiten der Verfolgung. "

Besonders kritisch sieht der Bischof, dass einige Bischöfe Priestern sogar verboten haben, die Kranken und Sterbenden zu besuchen, was selbst Papst Franziskus erlaubt hat. "Wenn einem Priester von einer kirchlichen Obrigkeit verboten wird, die Kranken und Sterbenden zu besuchen, dann darf er nicht gehorchen. Ein solches Verbot ist Machtmissbrauch. Christus verlieh keinem Bischof die Macht, den Besuch der Kranken und Sterbenden zu verbieten."

Ein echter Priester werde laut Schneider alles in seiner Macht Stehende tun, um einen Sterbenden zu besuchen. "Viele Priester haben das getan, selbst wenn das bedeutete, dass sie ihr eigenes Leben in Gefahr brachten, sei es im Fall einer Verfolgung oder im Zusammenhang mit einer Epidemie. Wir haben in der Geschichte der Kirche viele Beispiele für solche Priester. Der heilige Karl Borromäus beispielsweise legte selbst die heilige Kommunion auf die Zunge sterbender Personen, die mit der Pest infiziert waren. Die Kranken und Sterbenden nicht aufzusuchen – das ist ein Verhalten, das eher einem Mietling ansteht, nicht aber einem guten Hirten."

Gläubige, die derzeit nicht eine Heilige Messe besuchen können, sollen laut Schneider häufige Akte geistiger Kommunion vollziehen und dabei die Texte der täglichen Messe und die ganze Messordnung lesen und betrachten. Sie können laut dem Bischof ihren heiligen Schutzengel aussenden, an ihrer Stelle Jesus Christus im Tabernakel anzubeten.

Der Bischof wünschte sich dann, dass viele ähnliche wie Papst Franziskus regelmäßig mit dem heiligen Sakrament in der Monstranz durch ihre Städte und Dörfer ziehen, begleitet von einer kleinen Anzahl von Klerikern oder Gläubigen, je nach den Vorschriften der Regierung. "Solche Prozessionen mit dem eucharistischen Herrn vermitteln den Gläubigen und Bewohnern den Trost und die Freude, dass sie in dieser Zeit der Drangsal nicht allein sind, dass der Herr wirklich mit ihnen ist, dass die Kirche eine Mutter ist, die ihre Kinder weder vergessen noch aufgegeben hat. Man könnte eine weltweite Kette von Monstranzen bilden, die den eucharistischen Herrn durch die Straßen dieser Welt tragen. Solche ganz kleinen eucharistischen Prozessionen, selbst wenn sie nur von einem einzigen Bischof oder nur einem Priester durchgeführt werden, könnten Gnaden körperlicher und geistlicher Heilung und Bekehrung erflehen."

Schneider vertritt, dass die Epidemie seiner Meinung nach zweifellos "ein göttliches Eingreifen" sei, um die sündige Welt und auch die Kirche zu züchtigen und zu reinigen. Er erinnerte in dem Zusammenhang auch, dass Jesus selbst materielle Katastrophen als göttliche Strafen bezeichnet habe und verwies dazu auf Lukas 13,1-5: "Einige kamen und berichteten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr als alle anderen Galiläer Sünder gewesen sind, weil sie das erlitten haben? Nein, sage ich euch; doch wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle auf gleiche Weise umkommen. Oder meint ihr, jene achtzehn, auf die der Turm am Schiloach stürzte und sie erschlug, seien schuldiger gewesen als alle anderen Bewohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch; doch wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle auf dieselbe Weise umkommen.“

Das jetzige Messverbot sei für den Bischof auch deswegen so bemerkenswert, weil Bischöfe zum Teil schon die Messen verboten hatten, als dies der Staat noch gar nicht untersagte. Die Situation könne mit dem Wegfall des Opfergottesdienstes im Tempel in Jerusalem während der babylonischen Gefangenschaft des auserwählten Gottesvolks verglichen werden. Der heilige Robert Bellarmin schrieb dazu laut Schneider: "Sichere Zeichen für die Ankunft des Antichrist ... die umfangreichste und letzte Verfolgung, und auch das öffentliche Opfer (der Messe) wird vollständig aufhören“ (The Prophecy of Daniel, Pages 37-38).

Die gegenwärtige Situation biete für den Bischoof genügend triftige Gründe anzunehmen, dass wir am Beginn einer apokalyptischen Zeit stehen, zu der göttliche Züchtigungen gehören. "Der fast vollständige Ausfall des öffentlichen Messopfers könnte als eine Flucht in eine geistliche Wüste interpretiert werden. Das Bedauerliche an unserer Situation ist der Umstand, dass viele Mitglieder der kirchlichen Hierarchie die gegenwärtige Situation nicht als Drangsal, als Züchtigung durch Gott verstehen, also als eine 'göttliche Heimsuchung' im biblischen Sinn. Auf viele Kleriker treffen inmitten der gegenwärtigen körperlichen und geistigen Epidemie diese Worte des Herrn zu: „Du hast die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt.“ (Lk 19,44)"

Schneider hoffe auch, dass die gegenwärtige Situation vom Papst und den Bischöfen ernst genommen werde und dass es zu einer tiefen Umkehr der gesamten Kirche kommen könne. "Wenn das nicht geschieht, dann wird die Botschaft der folgenden Geschichte von Søren Kierkegaard auch auf unsere gegenwärtige Lage anwendbar sein: 'In einem Theater brach hinter den Kulissen ein Feuer aus. Der Clown kam auf die Bühne, um das Publikum zu warnen; sie meinten, es sei ein Witz, und applaudierten. Er wiederholte seine Warnung; daraufhin wurde der Applaus noch stärker. Ich glaube, genau so wird die Welt untergehen: beim allgemeinen Applaus von Schlauköpfen, die alles für einen Witz halten'", meinte der Bischof.

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