Ein kleines Abbild des Paradieses

3. April 2020 in Kommentar


Danken wir dem Herrn in den Widerwärtigkeiten, denn die Freude an IHM ist unsere Kraft! Und nach jedem Tief kommt ein Hoch - BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt


München (kath.net)
Menschen debattieren über Sinn und Unsinn von Zwangsmaßnahmen in Verband mit Corona, wetteifern um die besten Argumente für die eine oder andere Meinung, fördern so Zwietracht und vergessen die eigentliche Fastenzeit. Bringen wir uns doch nicht um die Hoffnung und Freude, die der Herr uns schenken will!

Sicher, Corona macht unsicher. Die Situation ist für viele irreal, neu und wenig vertrauenserweckend. Menschen suchen Erklärungen, lamentieren, ärgern sich, spekulieren, spalten sich. Aggression und Denunzierung greifen um sich. Es geht um Recht haben und Recht behalten. Das Grundprinzip des Journalismus, differenziert und fundiert zu berichten, scheint grad wenig relevant - Gott sei Dank ändert sich das allmählich. Wir dürfen nur bedingt ins Freie, soziale Kontakte sind weitestgehend verboten. Es gibt keine öffentlichen Messen, und die Heilige Eucharistie dürfen wir auch nur geistig empfangen.

Wie lange kann man das aushalten? Als Christen können wir sagen: So lange wir glauben wollen, dass Gott Gott ist, der Allmächtige, die Liebe selbst, die bei denen, die IHN lieben, alles zum Guten führt (Röm 8, 28). Grund genug, um doch dankbar zu sein und die Chancen zu ergreifen, die diese Krisenzeit mit sich bringt:

Wir dürfen erkennen, dass alles, was wir sind und haben, nicht selbstverständlich ist, sondern ein Geschenk Gottes. Wir können danken, weil die meisten von uns keine Politiker oder Ärzte sind, die Entscheidungen treffen müssen, von denen womöglich ein Menschenleben abhängt. Wir dürfen danken für die Zeit, die wir jetzt haben. Nur: Womit füllen wir sie?

Fangen wir an mit Humor: Wie schön, dass neben Negativschlagzeilen auch erheiternde Videos durch die neuen Medien kursieren, die uns zum Lachen bringen. Ein Beispiel: „Was hast Du heut‘ den ganzen Tag gemacht?“ „Ähm, ä, gar nichts.“ „Hast du doch gestern schon gemacht!“ „Ich bin nicht ganz fertig geworden…“ „Ach so!“… Einige Videos zeigen Friseure, die mit Mundschutz und Teleskopfschrubber den Klienten die Haare waschen – wie sie die Haare dann schneiden wollen, bleibt offen für eigene phantasiereiche Entdeckungen.
Solche Beiträge halten lebendig, denn Freude und Lachen ist gesund.

Beim Lachen werden viele Muskeln angespannt, davon 17 im Gesicht. Die Lunge füllt sich enorm mit Luft, der Stoffwechsel wirkt angeregt. Es folgen Entspannung und Wohlbefinden. Das limbische System, unser Zentrum für Emotionen, wird aktiviert, Hormone ausgeschüttet, die das Immunsystem stärken und dadurch auch Krankheiten vorbeugen. Auch Endorphine spielen hier eine Rolle.

Genauso kann Gottes Wort für uns zur Glücksquelle werden. Unser himmlischer Vater schaut nicht schweigend zu, er teilt sich uns mit. Jesus Christus ist das sichtbar gewordene Ja Gottes zu uns Menschen (2. Korinther 1,19-22). Die jetzige Krise kann für uns eine Zeit sein, in der wir uns vermehrt mit dem Wort Gottes beschäftigen. Setzen wir unser Vertrauen auf Gottes Verheißungen?

In der Bibel finden sich zahlreiche Mut machende Verse, in denen wir Gott selbst begegnen können und durch die er uns direkt anspricht. In 2. Timotheus 1,7 lesen wir: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ In Psalm 91 heißt es: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt, ruht im Schatten des Allmächtigen. Ich sage zum Herrn: Du meine Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue.“
Jetzt stehen unser Glaube und unser Vertrauen auf dem Prüfstand. Glauben und vertrauen wir wirklich? Wenn nicht: Kein Problem: Üben wir! Der heilige Augustinus sagte: „Dein Gebet ist dein an Gott gerichtetes Wort. Wenn du die Bibel liest, spricht Gott zu dir; wenn du betest, sprichst du zu Gott.“ 2005 erklärte Papst Benedikt XVI., dass die „lectio divina“ darin bestünde, einen Bibeltext immer wieder zu lesen. Dafür müssten wir den Heiligen Geist einladen, der Verstand und Herz erleuchtet und durch den wir hören lernen, was Gott uns persönlich sagt.

Gott will mit jedem persönlich in Beziehung treten. Jesus sagt, wir seien seine Freunde, nicht mehr seine Knechte (Joh 15,15). Jetzt haben wir die Zeit, um solche und andere Bibelverse aus dem Verstand ins Herz rutschen und in unserm Leben wirksam werden zu lassen: Als Paar, alleine, als Familie, stellvertretend für andere. Was für eine Chance!

Families that pray together, stay together – das ist statistisch belegt. Wir können Hauskirche leben, den Tag mit Lobpreis beginnen, die Bibel lesen, persönliches und hörendes Gebet üben, Rosenkranz beten usw.
Dass sich Gebet lohnt, zeigt das Faktum, dass die Scheidungsquote bei betenden Familien statt bei 50 auf 100 bei nur 1 auf 1000 liegt.

Ein Trainingsgebiet sind hier positive Kommunikation und Vergebung. Jetzt ist die Zeit, um bewusst Beziehungen zu festigen oder zu erneuern: nicht nur durch Gespräche und Verzeihen, sondern auch, indem wir Gesellschaftsspiele spielen, Witze erzählen, basteln, malen, zeichnen, oder – wo die Corona-Maßnahmen das zulassen - die Natur neu erleben; wandern, dem Rauschen des Baches lauschen, den Matsch unter den Fußen spüren, die Berge oder Vögel bewundern. Wie wunderschön ist Gottes Schöpfung! Wir können auch etwas tun, das wir schon immer tun wollten.

Danken wir dem Herrn in den Widerwärtigkeiten, denn die Freude an IHM ist unsere Kraft! Und nach jedem Tief kommt ein Hoch. In diesem Sinne predigte Don Camillo in einem der Filme etwas, das er genauso jetzt zu uns sagen könnte: „… eines Tages … werden die Blumen wieder blühen, der Mensch wird wieder von vorn anfangen. … Wir werden, jeder auf seine Weise, mit Gottes Hilfe kämpfen, auf dass die Sonne wieder heller scheinen,… die Blumen noch schöner blühen, auf das die Not eines Tages ein Ende haben möge ... unsere Zwietracht werden wir vergessen … und unser Ort wird ein kleines Abbild des Paradieses werden.“

Was würde Don Camillo zu Corona sagen




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