Hahne: Kirchen sollten für 2 Monate auf die Kirchensteuer verzichten!

24. April 2020 in Interview


Peter Hahne im Gespräch mit kath.net "Wir Christen müssen doch den Menschen sagen, dass diese Krise zwar keine Strafe Gottes ist, jedoch ein ein Warnhinweis und ein Weckruf, endlich aus dem Schlaf der Sicherheit aufzuwachen - Von Roland Noé


Berlin (kath.net)
Sie sind über das Verhalten der Kirchen in Deutschland im "corona-Zeitalter" not amused, was werfen Sie den Kirchen vor?

Peter Hahne:
Staatsgläubigkeit, Ahnungslosigkeit und Ignoranz. Die leitenden Leute können sich wohl nicht vorstellen, dass Gottesdienst kein Fußball und die Kirche kein Kaufhaus ist. Ich hätte in meinen kühnsten Träumen niemals erwartet, dass ein demokratischer, auf dem Grundgesetz stehender Staat die Religionsgemeinschaften behandelt, als wären sie Kaninchenzuchtvereine. Die Kirchen hätten von vornherein vor das Bundesverfassungsgericht gehen müssen, um die garantierte Religionsfreiheit einzuklagen. Dann hätte man immer noch entscheiden können, wie man sich sachgemäß verhält. Nein, bevor der Staat eingriff, hat man schon den Schlüssel rumgedreht, sich faktisch aufgegeben. Als hätten die Kirchen nur ein Problem: die Überfüllung. In Wahrheit ist der Gottesdienstbesuch auf Talfahrt, da hat statistisch gesehen jeder eine Bank für sich. Dieser vorlaufende Gehorsam wird zu eine fortlaufenden Bewegung der Mitglieder, die jetzt ohnehin jeden Cent umdrehen müssen.

kath.net: Viele Kirchen haben jetzt fast 2 Monate lang die Rolladen dicht gemacht und beginnen jetzt wieder zaghaft mit einer Öffnung. Was erwarten Sie sich von den Kirchen?

Peter Hahne: Die frohe Botschaft des Evangeliums. Die gute Nachricht, dass Gott diese Welt in Händen hält und sein Wort uns trösten und mutmachen kann. Viele Menschen haben Angst vor der Zukunft, um ihren Arbeitsplatz und ihre Existenz. Viele Familien sind am Limit und gehen sich in engen Wohnungen auf die Nerven. Das ist das Hauptproblem, dazu hätte man Kirche gebraucht. Die Hysterie hat einen hohen Preis! Und wie kann es sich eine Kirche bieten lassen, dass Menschen in den Altenheimen verkümmern oder ungetröstet sterben müssen. Leere Krankenhäuser, aber keine Seelsorge oder Krankenbesuch engster Verwandte. Ja, das Löschen ist viel teurer geworden als der Brand. Und das nicht nur wirtschaftlich. Wir Christen müssen doch den Menschen sagen, dass diese Krise zwar keine Strafe Gottes ist, jedoch ein ein Warnhinweis und ein Weckruf, endlich aus dem Schlaf der Sicherheit aufzuwachen. Ohne Gott ist alles erlaubt, sagte der Dichter Dostojevski. Abtreibung, Sterbehilfe, der fehlende Schutz von Ehe und Familie.... Es ist Zeit, umzukehren, denn ohne Gott geht es in die Dunkelheit.

kath.net: Was kann man aus der Coronakrise für die Zukunft mitnehmen?

Peter Hahne:
Dass es nie wieder zu solch einer Selbstsäkularisierung und Selbstverzwergung kommen darf. Die Kirche muß ganz nah bei den Menschen sein, und das nicht virtuell auf irgendwelchen Bildschirmen. Wobei ich begeistert bin, was Gemeinden sich Originelles haben einfallen lassen, um diese schlimme Zeit zu überbrücken. Das kann man mitnehmen in die Zukunft. Zeit mit Geldzählen brauchen die Kirchenverwaltungen erstmal nicht, denn ich fordere, wenigstens für zwei Monate auf die Kirchensteuer zu verzichten. Ohne Leistung kein Lohn, so schlicht ist das. Bistümer haben Mitarbeiter über Ostern in den Zwangsurlaub geschickt statt alle an die Seelsorge-Front. Ich bin nicht bereit, diese unfähige Tatenlosigkeit auch noch zu finanzieren. Und ich hätte von den Bischöfen ermutigende Botschaften erwartet und keine populistisch-primitiven politischen Patentrezepte — wie zum Beispiel, die Reichensteuer einzuführen. Das Politische hat wieder mal die Osterbotschaften überdeckt. Ein Jammer! Mein Appell lautet: Kirche, bleib bei deinem Markenkern und bei dem, was dich konkurrenzlos wichtig macht: die Botschaft der Hoffnung, die gegründet ist auf der Ostertatsache der Auferstehung von Jesus Christus.

kath.net-Buchtipp
Seid ihr noch ganz bei Trost!
Schluss mit Sprachpolizei und Bürokraten-Terror
Von Peter Hahne
Hardcover, 128 Seiten
2020 Quadriga
ISBN 978-3-86995-096-9
Preis Österreich: 12.40 EUR

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