Glaube ist missionarisch oder er ist kein Glaube!

25. April 2020 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Für all jene, die in dieser Zeit Bestattungsdienste leisten. ‚Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet der gesamten Schöpfung’. Mit dem Leben den Glauben bezeugen, kein Proselytismus! Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus – Samstag der 2. Woche im Osterkreis, Festtag des heiligen Apostels Markus, vierzigste Messe in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ in der messelosen

„Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet der gesamten Schöpfung das Evangelium. Halleluja“: in der Einleitung richtete Franziskus seine Gedanken an all jene, die in dieser Zeit Bestattungsdienste leisten:

„Lasst uns heute gemeinsam für diejenigen beten, die Bestattungsdienste leisten. Es ist so schmerzhaft, so traurig, was sie tun, und sie fühlen den Schmerz dieser Pandemie so nah. Lasst uns für sie beten“.

In seiner Predigt kommentierte der Papst das Evangelium vom Festtag (Mk 16,15-20), in dem der auferstandene Jesus den Jüngern erscheint und sie ermahnt, in die ganze Welt zu gehen, um allen Geschöpfen das Evangelium zu verkünden, und in dem er die Zeichen ankündigt, die diejenigen, die glauben, begleiten werden: „In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden. Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und verkündeten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte das Wort durch die Zeichen, die es begleiteten“.

Der Glaube, so der Papst, „ist entweder missionarisch oder er ist kein Glaube. Der Glaube ist nicht nur eine Sache für mich, damit ich mit dem Glauben wachsen kann: dies ist eine gnostische Irrlehre“. Man überbringe den Glauben vor allem mit dem Zeugnis des Lebens. Manchmal fehle es an einer Glaubensüberzeugung, die nicht nur im Personalausweis enthalten ist. Diejenigen, die Glauben hätten, müssten aus sich selbst herauskommen und „sozial“ den Glauben zeigen. Das bedeute nicht Proselytismus, es sei dies ein Zeugnis des Glaubens mit Dienst. Bevor man etwas Christliches sage, müsse man den Glauben konkret leben. Man vermittle den Glauben nicht, um zu überzeugen, sondern um einen Schatz anzubieten. Man bringe den Glauben in Demut, wie es im ersten Petrusbrief heute heiße (1 Petr 5,5-14). In der Weitergabe des Glaubens gebe es immer den Herrn, in der Weitergabe von Ideologien gebe es dagegen es die „Lehrer“:

„Heute feiert die Kirche den heiligen Markus, einen der vier Evangelisten, der dem Apostel Petrus sehr nahe steht. Das Markus-Evangelium war das erste, das geschrieben wurde. Es ist einfach, ein einfacher Stil, sehr nah. Wenn ihr heute etwas Zeit habt, nehmt es in die Hand und lest es. Es ist nicht lang, aber es ist eine Freude, die Einfachheit zu lesen, mit der Markus das Leben des Herrn erzählt.

Und im Evangelium – das ist das Ende des Markus-Evangeliums, das wir jetzt gelesen haben – ist da die Sendung des Herrn. Der Herr offenbarte sich als der Heiland, als der eingeborene Sohn Gottes. Er offenbarte sich ganz Israel und dem Volk, besonders und ausführlicher den Aposteln, den Jüngern. Dies ist der Abschied des Herrn: Der Herr ging weg, er ging weg und ‚wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes’. Aber bevor er ging, als er den Elf erschien, sagte er zu ihnen: ‚Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung’. Es gibt die Missionarität des Glaubens. Der Glaube ist entweder missionarisch oder es ist kein Glaube. Der Glaube ist nicht nur eine Sache für mich, damit ich mit dem Glauben wachsen kann: dies ist eine gnostische Irrlehre. Der Glaube führt einen immer aus sich selbst heraus. Hinausgehen. Die Weitergabe des Glaubens. Der Glaube muss weitergegeben werden, er muss angeboten werden, insbesondere mit dem Zeugnis: ‚Geht, lasst die Leute sehen, wie ihr lebt’.

Jemand erzählte mir, ein europäischer Priester, von einer europäischen Stadt: ‚Es gibt so viel Unglauben, so viel Agnostizismus in unseren Städten, weil die Christen keinen Glauben haben. Wenn sie ihn hätten, würden sie ihn sicherlich dem Volk geben’. Es fehlt die Missionarität. Denn in der Wurzel fehlt die Überzeugung: ‚Ja, ich bin Christ, ich bin katholisch, aber...’. Als ob es eine soziale Haltung wäre. Im Personalausweis heißt du so und so, und ‚Ich bin Christ’. Das ist eine Tatsache auf dem Personalausweis. Das ist kein Glaube. Das ist eine kulturelle Sache. Der Glaube bringt dich notwendigerweise nach draußen, er bringt dich dazu, ihn zu geben, weil der Glaube im Wesentlichen weitergegeben wird. Das ist keine Ruhe. ‚Ach, Sie wollen sagen, Pater, dass wir alle Missionare sein und in ferne Länder gehen müssen?’. Nein, das ist ein Teil der Missionarität.

Das bedeutet, dass man, wenn man Glauben hat, notwendigerweise aus sich herausgehen muss, man muss aus sich herausgehen und den Glauben sozial zeigen. Der soziale Glaube ist für alle: ‚Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung’. Und das will nicht heißen, Proselytismus zu betreiben, so als wäre ich eine Fußballmannschaft, die Proselytismus betreibt, oder ein Wohltätigkeitsverein. Nein, der Glaube ist: ‚kein Proselytismus’. Er bedeutet, die Offenbarung sehen zu lassen, so dass der Heilige Geist in den Menschen mit dem Zeugnis und als Zeuge mit Dienst wirken kann. Der Dienst ist eine Lebensart: wenn ich sage, dass ich Christ bin und wie ein Heide lebe, geht das nicht! Das überzeugt niemanden. Wenn ich sage, dass ich ein Christ bin und als Christ lebe, dann zieht das an. Es ist das Zeugnis.

Einmal, in Polen, fragte mich ein Universitätsstudent: ‚Aber an der Universität habe ich viele atheistische Kommilitonen. Was muss ich sagen, um sie zu überzeugen?’ – ‚Nichts, mein Lieber, nichts! Das Letzte, was du tun müsst, ist, etwas zu sagen. Fang an zu leben, und sie werden dein Zeugnis sehen und dich fragen: warum lebst du so?’. Der Glaube muss weitergegeben werden, aber nicht, um zu überzeugen, sondern um einen Schatz anzubieten. ‚Da ist er, sieht ihr?’. Und das ist auch die Demut, von der der heilige Petrus in der ersten Lesung gesprochen hat: ‚Begegnet einander in Demut! Denn Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“. Wie oft gab es in der Kirche, in der Geschichte, Bewegungen, Gruppen von Männern oder Frauen, die vom Glauben überzeugen wollten, die bekehren wollten... Wahre ‚Proselytisten’. Und wo sind diese geendet? In der Korruption.

Dieser Abschnitt aus dem Evangelium ist so zart. Aber wo ist die Sicherheit? Wie kann ich sicher sein, dass ich, indem ich aus mir herausgehe, fruchtbar in der Weitergabe des Glaubens sein werde? ‚Verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung’, ihr werdet Wunder tun. Und der Herr wird mit uns sein bis ans Ende der Welt. Er wird uns begleiten. In der Weitergabe des Glaubens ist der Herr immer mit uns. Bei der Weitergabe der Ideologie wird es Lehrer geben, aber wenn ich eine Glaubenshaltung habe, die weitergegeben werden muss, dann ist der Herr da, der mich begleitet. Bei der Weitergabe des Glaubens bin ich nie allein. Es ist der Herr, der mit mir ist, der den Glauben weitergibt. Er versprach: ‚Ich werde alle Tage bis zum Ende der Welt bei euch sein’.

Lasst uns den Herrn bitten, dass er uns helfe, unseren Glauben auf diese Weise zu leben: den Glauben der offenen Türen, einen transparenten Glaube, kein Proselytist’, sondern einen Glauben, der zeigt: ‚Aber ich bin so’. Und mit dieser gesunden Neugierde hilfst du den Menschen, diese Botschaft zu empfangen, die sie retten wird“.

Der Papst beendete die Feier wie immer mit der Anbetung und dem eucharistischen Segen und lud die Menschen zur geistlichen Kommunion ein.

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