Ein 'wahrer Ordensmann' und eine Kopfwäsche für junge Leute

27. April 2020 in Kommentar


Wenn der Salvatorianer Erhard Rauch Jugendliche, die sich nach der Eucharistie sehnen, als "wahre Gläubige" verunglimpft - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Wien (kath.net)
Seit Beginn der Coronakrise wird darum gestritten, was der Eindämmung der Ausbreitung wirklich dienlich ist. Angesichts der Katastrophen in Italien und Spanien ist die Angst vor ähnlichen Zuständen mindestens verständlich.

Angst ist allerdings nie ein guter Ratgeber. Angst ist vom Teufel. Immer! Die Heilige Schrift bezeichnet die Gottesfurcht als den Anfang der Weisheit. Den Anfang, wohlgemerkt. Der Gottesfürchtige ist auf dem rechten Weg aber lange nicht am Ziel. Aus Angst, in den Gottesdiensten und Hl. Messen das Virus explosiv zu verbreiten hatten die Bischöfe in allen europäischen Ländern die Feier der Hl. Messe und andere öffentliche Gottesdienste ausgesetzt.

Das Streben nach Wissen allein hilft, die Krise wirklich zu bestehen. Dies Streben ist ein Streit der Gelehrten, der sein muss und der nicht unterbunden werden darf. Es mag gute Gründe gegeben haben, Innezuhalten und die öffentliche Feier der Hl. Messen für kurze Zeit auszusetzen. Doch die Angst war ein denkbar schlechter Ratgeber. Sachverstand fällt gerade nicht vom Himmel. Es bedarf des Forschens und Ringens, des Fragens, Irren und Revidierens, um sich der Wirklichkeit zu nähern.

Darum beansprucht die Kirche niemals die Wahrheit zu kennen, mit einer Ausnahme: Die von Gott geoffenbarten Glaubenswahrheiten sind der Kirche anvertraut. Hier ist die Kirche die Dienerin der Wahrheit.

Virologie und das Wissen um Verläufe von Infektionen sind Wissengebiete, die der Mensch mühsam erforschen muss. Nicht zuletzt deshalb konnte der Wissenschaftler und Bischof Nils Stensen sagen: Schön ist, was wir sehen, schöner, was wir erkennen, weitaus am schönsten aber, was wir nicht fassen können. Der Glaube ist an Schönheit nicht zu überbieten. Die Erkenntnis aber, die Forschung macht er nicht überflüssig.

Die Kirche hatte sich mit dem schönsten, was sie zu bieten hat, nämlich der Feier des Glaubens aus dem Leben zu vieler Menschen komplett verabschiedet. Es ist engagierten Priestern zu verdanken, die Wege zu den Menschen gesucht und gefunden haben. Ob jeder Livestream sinnvoll war, sei dahingestellt. Zu viele Priester scheinen sich in ihrer neuen Rolle als Videostar zu sehr zu gefallen.
Doch mit fortschreitendem Wissen und der richtigen Mischung aus Kreativität und Nüchternheit hätte man deutlich früher Schritte gehen können, die zumindest an der einen oder andere Stelle die Teilnahme an Messen ermöglicht. Eine Stille Messe in einer großen Kirche mit viel Abstand dürfte kaum ein Infektionsrisiko bergen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wo es dann nicht geht, wird wenigstens das Bemühen glaubhafter als der komplette Rückzug.

Ganz ohne Starallüren haben eine Reihe junger Katholiken eine weltweite Welle „Gebt uns unsere Messe zurück“ in Form von Videos initiiert. Sie fanden insbesondere dafür Anerkennung, dass sie anboten alles zu tun, was nötig ist, um akzeptablen Infektionsschutz herzustellen. Aus den Videos sprach eine ehrliche Sehnsucht und eine Bereitschaft alles dafür zu tun.

Das war keine bdkj- Jugend mit LGBT+ Agenda und Frauenweihefantasie. Das sind Jugendliche, die einfach nur katholisch sein möchten, wie es die Tradition ihnen überliefert hat. Während in Deutschland selbstverständlich erstere immer Dialogpartner des Episkopats sind, versteht man letztere sehr wohl zu ignorieren.

Daher verwundert es nicht allzu sehr, wenn der Salvatorianer Erhard Rauch in einem offenen Brief diese Aktion nicht nur lächerlich macht. Indem er die Jugendlichen in Gänsefüßchen als „wahre Gläubige“ bezeichnet gibt er seine Abscheu zu erkennen.

Erhellend ist, wie scharf die jungen Gläubigen für ihre Sehnsucht nach der Eucharistie angegriffen werden. Man erkennt auch in der Krise den Riss, der durch die Kirche geht. An der Eucharistie entzündet sich der Streit. Während die einen ihre Sehnsucht nach der sakramentalen Gegenwart Christi äußern, lehnen auf der anderen Seite sogar Bischöfe die Eucharistiefixierung ab.

Natürlich geht der Angriff des Paters nicht ohne Amazonasromantik ab. Während man mit selbiger einerseits für Frauenweihe und Abschaffung des Zölibats kämpft, hält der Salvatorianer den jungen Leuten, die sich nach der Eucharistie sehnen, ausgerechnet die Eucharistieabstinenz in Brasilien vor.

Jede Krise birgt auch immer Chancen in sich. Wir werden nach der Krise sehen, was von einer Kirche übrig bleibt, die sich ausgerechnet in der Krise so irrelevant gemacht hat. Wir werden erleben, dass die Zukunft der Kirche tatsächlich nur da zu finden ist, wo sie sich um die Eucharistie versammelt. „Wahre Ordensmänner“ wie P. Rauch dürften dann verzichtbar sein. Vielleicht mag er in Brasilien beim Eucharistieverzicht aushelgen, wenn ihm die „wahren Gläubigen“ in Europa nicht so sehr behagen. Für katholische Jugendliche sind solche Ordensleute ohnehin keine geeigneten Seelsorger.

Den Jugendlichen sei gesagt, dass sie möglichst nicht enttäuscht sein sollen, wenn morgen bei ihnen noch keine Messe gefeiert wird. Es wäre an den Bischöfen, mit diesen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Denn wenn einer die Zukunft der Kirche sucht, in den bezeichneten Videos zeigt sie ihr Gesicht.


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