Malteser-Großmeister Dalla Torre gestorben

29. April 2020 in Weltkirche


75-Jähriger Leiter des Souveränen Malteserordens in der Nacht in Rom an den Folgen einer Ende Jänner diagnostizierten unheilbaren Krankheit gestorben


Rom (kath.net/KAP) Der Großmeister des Malteserordens, Fra' Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, ist tot. Der 75-Jährige Italiener starb am Mittwoch um kurz nach Mitternacht in Rom an den Folgen einer Ende Jänner diagnostizierten unheilbaren Krankheit, wie die Ordenszentrale der Malteser Mittwochfrüh bekannt gab. Schon am Dienstagabend hatte es geheißen, dass sich Dalla Torres Verfassung verschlechtert habe und er in kritischem Zustand in einem Krankenhaus sei.

Dalla Torre hatte das Amt als 80. Großmeister im Mai 2018 nach einer schweren Leitungskrise im Malteserorden übernommen. Zuvor führte er die Amtsgeschäfte übergangsweise seit April 2017 in der Rolle eines Statthalters. Der frühere Großmeister Matthew Festing war Anfang 2017 nach Turbulenzen um den kirchlichen Kurs der Einrichtung auf Druck von Papst Franziskus zurückgetreten.

Der Malteserorden ist weltweit in Entwicklungs- und Katastrophenhilfe tätig. Nach dem Tod Dalla Torres wird der Großkomtur, der Portugiese Ruy Goncalo do Valle Peixoto de Villas Boas (80), den Orden interimsmäßig bis zur Wahl eines neuen Großmeisters leiten.

Der verstorbene Großmeister Dalla Torre hatte sich seit seiner Wahl besonders internen Reformen gewidmet. Zu den Anliegen zählten eine flachere Hierarchie und mehr Beteiligung von Frauen. Zudem bannte Dalla Torre Messen des alten lateinischen Ritus aus offiziellen Ordensfeiern. Dem Vernehmen nach hatten sich an der liturgischen Form Diskussionen um die Ausrichtung des Ordens entzündet.

Der am 9. Dezember 1944 in Rom geborene Dalla Torre wurde 1985 Mitglied des Malteserordens und mit Ablegung der ewigen Gelübde 1993 Professritter. Im Zivilberuf Professor für Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom, bekleidete er seit 1994 verschiedene Leitungsaufgaben im Orden. Nach dem Tod von Großmeister Andrew Bertie im Februar 2008 amtierte er kurzzeitig bis zur Wahl von Matthew Festing als Statthalter.

Bei einem Treffen im Vatikan im vergangenen Juni erörterten Papst Franziskus und Dalla Torre die Krise in Venezuela, die Hilfen für die kolumbianische Bevölkerung und die Lage im Nahen Osten. Ferner ging es nach Ordensangaben um aktuelle humanitäre und diplomatische Ziele der Malteser und die Erneuerung des Ordens.
Der Malteserorden steht in der Tradition des "Ritterordens vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem", des im 11. Jahrhundert gegründeten weltweit ersten christlichen Krankenpflegeordens. Nach der Reformation spaltete sich die Gemeinschaft auf in die katholischen Malteser und die evangelischen Johanniter.

Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Dieser Status verschafft ihm einzigartige Zugänge auf politischer und diplomatischer Ebene und soll besondere Unabhängigkeit in Konflikten ermöglichen. Zu 107 Staaten, darunter auch Österreich, unterhält der Orden diplomatische Beziehungen.

Die Malteser haben nach eigenen Angaben 13.500 männliche und weibliche Ordensmitglieder sowie rund 120.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter. Sie sind weltweit in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe sowie im Gesundheitssektor aktiv. In Österreich sind unter dem Namen "Malteser" mehrere Malteser-Hilfswerke zusammengefasst, die vom Souveränen Malteser-Ritter-Orden gegründet wurden und dem Großpriorat von Österreich unterstehen. Aktuell zählt der Orden in Österreich mehr als 2.200 ehrenamtliche Mitglieder.

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