Die Arbeit – die Berufung des Menschen

1. Mai 2020 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: niemandem fehle die Würde der Arbeit! Mit der Arbeit hat der Mensch Anteil am Werk Gottes. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus – Freitag der 3. Woche im Osterkreis, vierundvierzigste Messe in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ in der messelosen Zeit: 1. Mai, Fest des heiligen Josefs des Arbeiters.

In der Kapelle befand sich dazu eine Statue des heiligen Josefs, die zu diesem Anlass im Moment großer und wachsender Arbeitslosigkeit im Rahmen einer umfassenden wirtschaftlichen Katastrophe von den „Acli“, den christlichen Vereinigungen der italienischen Arbeiter, gebracht worden war. In seiner Einleitung wandte der Papst seine Gedanken der Welt der Arbeit zu:

„Heute, am Fest des heiligen Josefs des Arbeiters, der auch der Tag der Arbeit ist, beten wir für alle Arbeiter. Für alle. Dass es niemandem an Arbeit mangle und dass alle gerecht bezahlt werden und die Würde der Arbeit und die Schönheit der Ruhe genießen können“.

In seiner Predigt kommentierte der Papst die Lesung aus dem Buch Genesis (Gen 1,26 - 2,3), in der die Schöpfung des Menschen als Bild und Gleichnis Gottes beschrieben wird: „Gott brachte am siebten Tag die Arbeit, die er getan hatte, zum Abschluss und hörte am siebten Tag mit all seiner Arbeit auf, die er getan hatte“.

Gott übergebe seine Tätigkeit, sein Werk, dem Menschen, damit er mit ihm zusammenarbeite. Die menschliche sei ist die von Gott empfangene Berufung und mache den Menschen Gott ähnlich, „denn mit der Arbeit kann der Mensch schaffen“. Arbeit schenke Würde. Auch heute noch gebe es viele Sklaven, Sklaven der Arbeit, um zu überleben. Den Menschen werde ihre Würde genommen. Der Papst betete für die guten Geschäftsleute, die die Menschen nicht entlassen wollten, die die Arbeiter wie Kinder behüteten:

„Gott schuf. Ein Schöpfer. Er schuf die Welt, er schuf den Menschen und gab dem Menschen einen Auftrag: die Schöpfung zu verwalten, zu arbeiten und weiterzuführen. Und das Wort ‚Arbeit’ ist das, was die Bibel verwendet, um dieses Wirken Gottes zu beschreiben: ‚Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk gemacht hatte’ und er übergab dieses Werk dem Menschen: ‚Das musst du tun, das behüten, das andere, du musst arbeiten, um mit mir – es ist, als ob er es gesagt hätte – diese Welt zu schaffen, damit sie weitergehen kann’. So sehr, dass das Werk nur die Fortsetzung des Werkes Gottes ist: die menschliche Arbeit ist die von Gott empfangene Berufung des Menschen für die Erschaffung des Universums.

Und die Arbeit ist es, was den Menschen Gott ähnlich macht, denn mit der Arbeit ist der Mensch Schöpfer, er ist in der Lage, zu erschaffen, viele Dinge zu schaffen, auch eine Familie zu gründen, um weiterzugehen. Der Mensch ist ein Schöpfer und schafft mit Arbeit. Das ist die Berufung. Und in der Bibel heißt es: ‚Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut’. Das heißt: die Arbeit hat in sich selbst eine Güte und schafft die Harmonie der Dinge – Schönheit, Güte – und bezieht den Menschen in alles ein: in sein Denken, in sein Handeln, in alles. Der Mensch ist an der Arbeit beteiligt. Das ist die erste Berufung des Menschen: zu arbeiten. Und das verleiht dem Menschen Würde. Die Würde, die ihn Gott ähneln lässt. Die Würde der Arbeit.

Einmal sagte bei einer Caritas ein Caritas-Mitarbeiter zu einem Mann, der keine Arbeit hatte und zur Caritas ging, um etwas für seine Familie zu suchen: ‚Du kannst wenigstens Brot nach Hause bringen’ – ‚Aber das reicht mir nicht, das reicht mir nicht’, war die Antwort: ‚Ich will das Brot verdienen, um es nach Hause zu bringen’. Ihm fehlte die Würde, die Würde, das Brot mit seiner Arbeit selbst ‚herzustellen’ und mit nach Hause zu nehmen. Die Würde der Arbeit, die so mit Füßen getreten wird, leider. In der Geschichte haben wir die Brutalität gelesen, die sie mit den Sklaven begangen haben: sie brachten sie von Afrika nach Amerika – ich denke an die Geschichte, die mein Land berührt – und wir sagen: ‚wie barbarisch’...

Aber auch heute noch gibt es so viele Sklaven, so viele Männer und Frauen, die nicht frei arbeiten können: sie werden gezwungen zu arbeiten, um zu überleben, nichts weiter. Sie sind Sklaven: Zwangsarbeit... das ist Zwangsarbeit, ungerecht, schlecht bezahlt und das führt dazu, dass der Mensch in seiner Würde mit Füßen getreten wird. Es gibt viele, viele in der Welt. Viele. In den Zeitungen vor einigen Monaten haben wir von jenem Land in Asien gelesen, wie einer einen seiner Angestellten, der weniger als einen halben Dollar am Tag verdiente, zu Tode prügelte, weil er etwas falsch gemacht hatte.

Die heutige Sklaverei ist unsere ‚Un-Würde’, weil sie die Würde von Männern, Frauen und uns allen wegnimmt. ‚Nein, ich arbeite, ich habe meine Würde’: ja, aber deine Brüder und Schwestern, nein. ‚Ja, Pater, es ist wahr, aber das, da es so weit weg ist, ist es für mich schwer zu verstehen. Aber hier bei uns...’: auch hier, bei uns. Hier, bei uns. Denk an die Arbeiterinnen und Arbeiter, an die Tagelöhner, die du für einen Mindestlohn arbeiten lässt, und das nicht acht, sondern zwölf, vierzehn Stunden am Tag: das geschieht heute, hier. Auf der ganzen Welt, aber auch hier. Denk an das Dienstmädchen, das keinen fairen Lohn hat, das keine Sozialhilfe erhält, das keine Rentenbeiträge hat: das geschieht nicht nur in Asien. Hier.

Jedes Unrecht, das einem arbeitenden Menschen angetan wird, tritt die Menschenwürde mit Füßen, selbst die Würde dessen, der das Unrecht anrichtet: man senkt das Niveau und landet in jener Spannung von Diktator-Sklave. Stattdessen ist die Berufung, die Gott uns gibt, so schön: zu erschaffen, neu zu erschaffen, zu arbeiten. Aber dies kann geschehen, wenn die Bedingungen stimmen und die Würde der Person respektiert wird.

Heute begehen wir gemeinsam mit vielen Männern und Frauen, Gläubigen wie Nichtgläubigen, den Tag der Arbeit, den Tag der Arbeit, für diejenigen, die für Gerechtigkeit in der Arbeit kämpfen, für diejenigen – gute Unternehmer –, die ihre Arbeit mit Gerechtigkeit voranbringen, auch wenn sie Verlust machen. Vor zwei Monaten hörte ich einen Unternehmer hier in Italien am Telefon, der mich bat, für ihn zu beten, weil er niemanden entlassen wolle, und er sagte: ‚Denn einen von ihnen zu entlassen bedeutet, mich zu entlassen’. Dieses Bewusstsein von so vielen guten Unternehmern, die die Arbeiter wie Kinder behüten.

Lasst uns auch für sie beten. Und wir bitten den heiligen Josef – mit dieser schönen Ikone mit den Werkzeugen in der Hand – uns zu helfen, für die Würde der Arbeit zu kämpfen, damit es Arbeit für alle gibt und es eine würdige Arbeit ist. Keine Sklavenarbeit. Dies sei heute unser Gebet.

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