Wahre Schafe seiner Herde werden

5. Mai 2020 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: für die in der Pandemie Verstorbenen. Wider Reichtum, Rigidität, Trägheit, Weltlichkeit, Klerikalismus. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus – Dienstag der 4. Woche im Osterkreis, zweiundfünfzigste Messe in Live-Streaming über Fernsehen und Internet aus der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ in der messelosen Zeit.

In seiner Einführung wandte Papst Franziskus seine Gedanken denen zu, die an dem neuen Coronavirus gestorben sind:

„Lasst uns heute für die Toten beten, die an der Pandemie gestorben sind. Sie starben allein, sie starben ohne die Liebkosung ihrer Lieben, viele von ihnen, selbst ohne Beerdigung. Möge der Herr sie in Herrlichkeit empfangen“.

In seiner Predigt kommentierte der Papst das Tagesevangelium (Joh 10,22-30), in dem die Juden Jesus bitten, offen zu sagen, ob er der Christus, der Messias ist. Doch der Herr antworte: „Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab; ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört“. Dies lasse Zweifel aufkommen: „glaube ich? Was hält mich vor der Tür auf, die Jesus ist?“. Es gebe Haltungen, die das Bekenntnis zu Jesu ausnutzten. Auch für uns, die wir in der Herde Jesu seien. Es handle sich um „voreingenommene Abneigungen“, die uns nicht in der Erkenntnis des Herrn voranschreiten ließen.

Das erste Hindernis sei der Reichtum: „Auch viele von uns, die durch die Tür des Herrn eingetreten sind, bleiben dann stehen und gehen nicht weiter, weil wir in Reichtum gefangen sind. Der Herr ist hart gewesen mit den Reichtümern“, denn „sie sind ein Hindernis, um voranzukommen. Aber müssen wir in einen Pauperismus, in eine Verelendung verfallen? Nein. Aber keine Sklaven des Reichtums sein, nicht für den Reichtum leben, denn der Reichtum ist ein Herr, er ist der Herr dieser Welt, und wir können nicht zwei Herren dienen. Und der Reichtum hält uns auf“.

Eine andere Sache, „die uns daran hindert, in der Erkenntnis Jesu, in der Zugehörigkeit zu Jesus voranzukommen ist die Starrheit: die Starrheit des Herzens. Auch die Rigidität bei der Auslegung des Gesetzes. Jesus wirft den Pharisäern, den Gesetzeslehrern, diese Starrheit vor. Die nicht Treue ist: die Treue ist immer ein Geschenk an Gott Die Starrheit ist eine Sicherheit für mich selbst“, so der Papst, der eine Anekdote erzählte.

Eine Frau, die an einer Hochzeit am Samstagnachmittag teilgenommen habe, habe ihn gefragt, ob sie als Sonntagsmesse gültig sei, „aber die Lesungen waren anders, und sie befürchtete, dass sie in Todsünde gefallen war, weil sie vielleicht eine Messe besucht hatte, die nicht wahr war, weil die Lesungen nicht die richtigen waren“. Jene Frau „gehörte einer kirchlichen Bewegung an... Rigidität. Das führt uns von der Weisheit Jesu weg, von der Weisheit Jesu. Es nimmt dir die Freiheit. Und viele Hirten lassen diese Starrheit in den Seelen der Gläubigen wachsen, und diese Rigidität lässt uns nicht durch die Tür Jesu eintreten“.

Franziskus beschrieb dann ein weiteres Hindernis: die geistige Trägheit, die Acedia. Franziskus erinnerte erneut an den Gelähmten am Teich von Bethesda, der dort 38 Jahre gewartet habe. Diese Trägheit, die „uns den Willen zum Weitermachen nimmt und dich zur Lauheit bringt und dich lau werden lässt. Die geistige Trägheit... das ist eine weitere Sache, die uns am Weitergehen hindert“.

Eine weitere hässliche Haltung sei der Klerikalismus, weil „er sich selbst an die Stelle von Jesus setzt“. Er heiße dann: „Das ist so, so, so, so, und wenn du das nicht so so so tust, dann kannst du nicht eintreten“. Ein Klerikalismus, „der den Gläubigen die Freiheit des Glaubens nimmt. Das ist eine Krankheit, dies da. Eine hässliche Krankheit, in der Kirche: die klerikalistische Haltung“.

Ein weiteres, das uns hindere, in der Erkenntnis Jesu voranzukommen, „ist der weltliche Geist: wenn die Befolgung des Glaubens, die Ausübung des Glaubens in der Weltlichkeit endet. Und alles ist weltlich. Denken wir an die Feier einiger Sakramente in einigen Pfarreien: wie viel Weltlichkeit gibt es da! Und die Gnade der Gegenwart Jesu versteht man nicht gut“.

Das „sind die Dinge, die uns davon abhalten, zu den Schafen Jesu zu gehören. Wir sind ‚Schafe’ in der Nachfolge all dieser Dinge: des Reichtums, der Trägheit, der Starrheit, der Weltlichkeit, des Klerikalismus, der Modi, der Ideologien, der Lebensformen. Es herrscht ein Mangel an Freiheit. Und man kann Jesus nicht ohne Freiheit folgen. ‚Aber manchmal geht die Freiheit zu weit und man rutscht ab’: ja, das ist wahr. Das ist wahr. Wir können abrutschen, indem wir in die Freiheit gehen. Aber schlimmer ist es, mit diesen Dingen abzuritschen, die einen daran hindern zu gehen.

Möge der Herr uns erleuchten, in uns nachzusehen, ob da die Freiheit ist, durch die Tür zu gehen, die Jesus ist, und über Jesus hinauszugehen, um Herde zu werden, um Schafe seiner Herde zu werden“.

Dem Autor auf Twitter folgen!


© 2020 www.kath.net