Entwöhnung des Volkes von den Sakramenten

11. Mai 2020 in Kommentar


Er wird noch weiter zurück gehen, denn die Botschaft der Kirche in der Coronakrise war ganz und gar eindeutig: Es geht ohne Sonntagsmesse - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Keine Messen in Magdeburg, eigentlich gar keine öffentlichen Gottesdienste, soll es weiterhin geben. Keine Eucharistiefeier in Würzburg, zudem kritische bischöfliche Stimmen zur Fixierung auf die Eucharistie aus Erfurt, Hildesheim, Mainz und von anderen Orten. Es entsteht der Eindruck, als hätten sich Teile des Episkopats entschlossen, das Volk von den Sakramenten zu entwöhnen. Antisakramentale Impulse aus der akademischen Theologie scheinen sich hier zu manifestieren.

Nachvollziehbar ist die Kritik an der Würdigkeit einer Eucharistiefeier unter verschärften Hygienebedingungen allemal. Da gilt es ernsthaft zu fragen, was nötig ist und was die Würde der Liturgie unnötig beeinträchtigt. Kommunionspendung mit pinzettenähnlichen Zangen ist vielerorts zum Glück wieder eingestellt worden. Bei Einweghandschuhen ist die Frage der Purifikation immer noch ungeklärt. Zahlreiche Experimente, die von der Glosse zum Ordo Corona am vergangenen Montag gar nicht erfasst wurden, machten vergangene Woche die Runde. Ein Ende ist noch nicht abzusehen.

Eine Messe der mitgebrachten Brötchen erwies sich dann doch – schon vor der Durchführung – als nicht zu Ende gedacht. Ein Kommunionbrett, das an einen Schnapsmeter erinnert, ging jüngst durch die Presse. Die Phantasie des Kolumnisten reichte einfach nicht aus, den Ordo Corona in seiner ganzen Fülle zu erfassen. Wo der Bischof von Magdeburg Recht hat, ist ihm zuzustimmen. Auf diese Weise wird nicht würdig Eucharistie gefeiert. Ist Streichung dann die einzig mögliche Folge?

Denn so muss sich der Episkopat den Vorwurf gefallen lassen, bestenfalls Krokodilstränen zu weinen. Das Kirchenrecht bestimmt, das der Bischof, nicht der Ministerpräsident und nicht der Landrat, in einem Bistum die Liturgie zu regeln hat. Der Übergriffigkeit des Staates ist ein Ende zu setzen. Bischöfe sollten sich ihrer Vollmachten erinnern und den Mut fassen, wo es nötig ist, der Staatsmacht offen zu widerstehen.

Ein gewöhnlicher Gläubiger rechnet es dem Bischof vor, wie gering die Gefahr der Infektion bei der Feier der Heiligen Messe im Bistum Magdeburg ist. Hier ist nicht der Ort zu entscheiden, ob er recht hat oder nicht. (https://kathleben.de/nie-wieder-oeffentliche-gottesdienste-wortmeldung-eines-laien) Zudem ist kein Bischof gezwungen der Wortmeldung eines einzelnen oder der Diktion des Staates sofort zu folgen, doch es wäre an ihm, zu prüfen und den Sachverstand aus den eigenen Reihen abzufragen, um zu einer validen eigenen Entscheidung zu kommen. Man kann nur spekulieren, was der Grund ist dies nicht zu tun. Was für Magdeburg gilt, gilt auch für andere Regionen in Deutschland.

Nicht spekulieren muss man jedoch über die Konsequenzen. Schon wird an einigen Orten gemeldet, dass der Messbesuch nach den Lockerungen sehr gering ist. Er wird noch weiter zurück gehen, denn die Botschaft der Kirche in der Coronakrise war ganz und gar eindeutig: Es geht ohne Sonntagsmesse. Es geht ohne Osterbeichte. Es geht ohne Osterkommunion. Dass eine Coronamesse kein erhebendes Erlebnis ist, braucht wohl nicht eigens erwähnt werden.

Ausgefallen sind Firmungen und Erstkommunionen. Unklar ist noch, wie viele davon nachgeholt werden und ob die Menschen dazu überhaupt bereit sind. Im Herbst haben die Verwandten vielleicht gar keine Zeit zu einer Feier zu kommen. Wozu dann noch er Kram in der Kirche und aus dem Kommunionkleid ist das Kind längst rausgewachsen. Weil es auch ohne geht, tut man dem jüngeren Geschwisterkind „den Kram“ später womöglich gar nicht erst an. Wieviele der Jugendliche sich durch die Firmvorbereitung geschleppt haben und jetzt nicht gefirmt wurden, werden im Herbst noch bereit sein zu kommen? Dann ist vielleicht die Schule vorbei und die Ausbildung hat begonnen. Die Kirche hat sich erledigt. Bei aller Kritik an der erkennbar unfruchtbaren Praxis von Erstkommunion- und Firmkatechese hat der komplette Ausfall der Sakramente noch mal eine ganz andere Qualität. Die Sakramentalität des kirchlichen Handelns wird hier komplett unterwandert.

Nicht nur sakramental aber auch durchaus bedeutend ist die in Coronazeiten fast erloschene Begleitung am Lebensende. Verunmöglichung von Krankensalbung, die es auch in kirchlichen Altersheimen gegeben hat in Verbindung mit an einigen Orten deutlich grenzwertige Bestattungen ohne Requiem, sind eine posthume Demütigung von ihr Leben lang glaubenstreuen Verstorbenen. Die hinterbliebenen Angehörigen werden es der Kirche zu danken wissen.

Löbliche Ausnahmen, wo sich Priester bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten und darüber hinaus bemüht haben, seien hier ausdrücklich ausgenommen.
In der Summe kann man davon ausgehen, dass die kirchlichen Coronamaßnahmen exakt den in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Weg der Kirche in die vollkommene gesellschaftliche Irrelevanz nun mit erhöhter Geschwindigkeit fortsetzen. Daher kann nun erwartet werden, dass zu dem konjunkturbedingten Kirchensteuerrückgang jetzt auch eine bis dato ausgebliebene kirchensteuerwirksame Kirchenaustrittswelle des Bürgertums dieser Krise folgen wird. Am Ende vermag man sich doch selber nur völlig ratlos zu fragen: Wer braucht eigentlich eine Kirche, die in der Krise verschwunden ist?


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