15. Mai 2020 in Weltkirche
Die Gesundheitsministerin hätte eine Ausnahme vom Verbot öffentlicher Messe in Fatima gewährt, die Verantwortlichen entschieden aber, die Feiern ohne Pilger abzuhalten. 3500 Polizisten im Einsatz Dabei kam es zu einem Vorfall - Von Eva-Maria Hobiger
Fatima (kath.net/jg/el)
Am 13. Mai 1917 begann die Gottesmutter, den Menschen ein besonderes Zeichen ihrer mütterlichen Fürsorge zu senden, sie richtete einen dramatischen Appell an die Menschheit. Gebet und Buße waren ihre Botschaft, Besinnung, Umkehr und Hinwendung zu Gott waren ihr Rat und ihre Bitte. Zu ihren Botschaftern erwählte sie drei portugiesische Hirtenkinder, denen sie bei ihrem Erscheinen eine Seelenschau schenkte. Die Kinder wurden unzählige Male verhört, ins Gefängnis gesperrt, sogar mit dem Verbrennen bedroht, aber das göttliche Licht, in das sie durch die Erscheinung getaucht wurden, gab ihnen die Kraft – entgegen allen kindlichen Regungen – diesen Bedrängnissen standzuhalten.
Viele Millionen Menschen folgten seither dem Ruf der Madonna, sie besuchten Fatima, um zu beten, zu opfern und zu büßen, um so gestärkt für ihr weiteres Leben heimzukehren. Im Jahr 2020, gezeichnet durch eine weltweite Krise, am 103. Jahrestag nach der ersten Erscheinung Mariens aber ist alles anders. Dichter Nebel liegt über dem Ort, dort, wo sich sonst Hunderttausende Pilger am Jahrestag versammeln, herrscht gespenstische Stille. Das Heiligtum ist menschenleer, gesichert durch Absperrungen, Zäune und Gitter sowie durch insgesamt 3500 (!) Sicherheitskräfte, die schon Tage zuvor in der Region versammelt wurden, um etwaige Pilger, die die Gottesmutter verehren wollten, abzuhalten. Alle Zufahrtsstraßen wurden großräumig abgesperrt und auch andere Andachtsorte in der Umgebung wurden verriegelt.
Nur der Kardinalpatriarch von Lissabon, der Bischof der Diözese Leiria-Fatima und einige wenige Auserwählte hielten am Vorabend des Erscheinungstages eine schlichte Zeremonie auf dem großen Gebetsplatz ab. Kurz zuvor durchbrachen zwei Pilger, offenbar unabhängig voneinander, die Absperrungen, um zur Erscheinungskapelle zu laufen. Eine Frau mit dem Rosenkranz in Händen rief laut: „Gott, hilf uns! Pass auf uns auf!“, der Mann hielt ein Bild Unserer Lieben Frau von Fatima in Händen. Beide wurden von Sicherheitsbeamten gestoppt und von der portugiesischen Nationalgarde festgenommen. Von dem ziemlich unsanften Vorgehen kann man sich auf Youtube überzeugen:
Über die Verhältnismäßigkeit aller Maßnahmen weltweit hinsichtlich der Eindämmung der Corona-Pandemie streiten sich längst unzählige Experten, man kann getrost der Zukunft entgegensehen, die zeigen wird, wer recht hatte. Jetzt schon darf man aber die Frage stellen, ob es wirklich verhältnismäßig ist, die Nationalgarde im Heiligtum von Fatima aufmarschieren zu lassen, um zwei Pilger festzunehmen?
„Am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren“ sagte die Gottesmutter zu den Seherkindern. Dem können auch wir getrost entgegensehen. Absperrungen und Sicherheitszäune werden sie dabei sicher nicht abhalten, Soldaten und Polizisten auch nicht, selbst nicht der Mantel der Angst, der sich über diese Erde gebreitet hat. Ob es der Menschheit aber Segen in der Krise bringt, wenn ausgerechnet der Ort abgesperrt wird, an dem Maria so eindringlich auch zum öffentlichen Gebet aufgerufen hat?
Zwei der Seherkinder erkrankten zwei Jahre nach der Erscheinung an der Spanischen Grippe und starben – angstfrei, mit einem Lächeln auf den Lippen und in der Vorfreude auf den Himmel. Die heilige Jungfrau Maria hatte sie darauf vorbereitet und die Liebe der Kinder zu ihrer himmlischen Mutter war stärker als jede Todesangst. Wie aber könnte eine Gesellschaft, für die Gesundheit das allerhöchste Gut auf Erden darstellt, das noch verstehen.
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