Liebe Kirche, Du behandelst Deine Gläubigen als wären sie Aussätzige

29. Mai 2020 in Jugend


Die Frage, die mich seit Wochen quält, ist diese: Wann wurde unsere Gesundheit wichtiger als Gott? - Jugendkolumne von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Gestern verkündete ein Priester im Zuge der Predigt, dass wir, die Gläubigen, das auserwählte Geschenk des Vaters an den Sohn sind. Eigentlich ein wunderschöner Gedanke, und doch ließ er mich traurig werden. Ich musste daran denken, dass die Kirche in dieser Corona-Zeit die Möglichkeit hatte, sich zu beweisen – nicht nur als systemrelevant – sondern auch als Braut Christi, die nicht davor zurückschreckt in Jesu Fußstapfen zu treten. Doch vielfach hat sie dabei versagt.

 

Die Frage, die mich seit Wochen quält, ist diese: Wann wurde unsere Gesundheit wichtiger als Gott? Wann haben wir entschieden, dass der Gott, der uns das Leben geschenkt hat und alles am Leben hält, nicht mehr groß genug ist, um der Herr über unser Leben und Sterben zu sein? Wann haben wir entschieden, dass ein irdisches Leben in Gesundheit erstrebenswerter ist als Gott die Ehre zu erweisen und eines Tages bei ihm zu sein?

 

Denn offensichtlich haben wir genau das getan. Oder besser gesagt: Unsere Oberhirten haben diese Entscheidung für uns gefällt. Und davon bin ich enttäuscht.

 

Natürlich ist es wichtig, die Menschen keinem unnötigen Risiko auszusetzen. Aber von all jenen Leuten, die an der heiligen Messe teilnehmen, ist anzunehmen, dass sie an Gott glauben. Dass sie glauben, dass er der Schöpfer ist, der alleine das Recht hat, über Anfang und Ende des Lebens zu entscheiden. Für uns alle kommt eines Tages der Moment, in dem wir zu unserem himmlischen Vater heimkehren. Ich denke, dass Gott genau weiß, wann das sein wird und wenn heute mein endgültiger Todestag sein soll, dann wird er es sein – vielleicht durch Corona, vielleicht durch einen Autounfall, … . Ich denke, dass die Umstände unseres Todes nicht in Stein gemeißelt sind, aber dass Gott weiß, wann es gut für uns ist, zu gehen.

 

Und deswegen frage ich mich: Warum solche Angst? Warum solche Angst vor dem Tod?

 

Blicken wir auf die Urkirche, auf all die Jünger Jesu die freiwillig einen grausamen Tod erleidet haben, um ihren Gott nicht zu verleugnen. Quo vadis, ecclesia? Ja, wohin gehst Du, Du Braut Christi? Deine Angst ist nicht von Gott.

 

Was wir erlebt haben – und die Maßnahmen, die wir innerhalb der Kirche noch immer erleben (wenngleich inzwischen auch in gelockerter Form) – sind lächerlich. Wie kann jemand, der in den Fußstapfen Christi steht, entscheiden, dass die Gesundheit höher zu werten ist als Gott? Seht ihr denn nicht, dass Christus immer zu den Kranken gegangen ist, dass er mit ihnen gegessen hat, dass er sie berührt hat? Er hat sich nicht hinter verschlossene Türen zurückgezogen. Er ist in medias res gegangen und genau durch dieses Handeln hat er das Reich Gottes auf der Erde schon anbrechen lassen. Genau durch dieses Handeln hat er seine Gottessohnschaft mitten unter uns bestätigt.

 

Wohin Du gehst, liebe Kirche, frage ich mich beispielsweise, wenn ich von einer Pfarre höre, deren Priester bereit waren auch während des Gipfels der Corona-Erkrankungen, die Beichte zu hören – und sie dadurch für die Obrigkeiten in ein negatives Licht rückten. In diesem Monat verehren wir besonders das Herz Jesu. Dasjenige Herz, das sich am Kreuz grausam öffnen ließ. Und dann, dann gibt es Priester, deren Herzen ebenso offen stehen für das Volk Gottes wie das ihres Herrn Jesus. Erstrebenswert, denkt man sich. Doch von offizieller Seite wird den Hirten untersagt ihren Schafen in angemessener Weise beizustehen. Was für ein Beispiel bist Du, Kirche? Warum handelst Du anders als Dein eigener Gott? Besinne Dich und kehre um.

 

Ja, ich bin traurig darüber, dass dieses Geschenk des Vaters an den Sohn offenbar so wenig auf den Sohn hält. Vergangene Woche nahm ich an einer heiligen Messe im Wiener Stephansdom teil. Für diejenigen die kommunizieren wollten, war die Handkommunion verpflichtend. Als wäre das nicht schon genug, erlebte ich folgende Situation als ich an der Reihe war unseren Herrn zu empfangen: Aus mehreren Zentimetern Höhe ließ der Priester die Hostie, den Leib des Herrn, in meine Hände fallen. Der Priester riskierte also lieber, dass die Hostie von der Hand fallen oder zerbröseln könnte als die Hand eines Gläubigen zu berühren. Quo vadis, ecclesia? Andernorts riskieren Menschen ihr Leben, um Christus zu empfangen und von ihm Zeugnis zu geben, und Du, Kirche in Österreich, behandelst Deine Gläubigen als wären sie Aussätzige und den Leib des Herrn als könnte er der Überträger sein. Das ist nicht, was ich unter einer würdigen Behandlung Gottes und seiner Kinder verstehe.

 

Und das ist nicht alles. Mit der Handkommunion werden  unzählige Gläubige gezwungen gegen ihr Gewissen zu handeln, dabei zitiert der Katechismus der Katholischen Kirche in Nr. 1776 das Dokument Gaudium et Spes Nr. 16: „Im Innersten seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muß und dessen Stimme ihn immer anruft […]. Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist... Und das Gewissen ist der verborgenste Kern und das Heiligtum des Menschen, in dem er allein ist mit Gott, dessen Stimme in seinem Innersten widerhallt." Weiters heißt es in Nr. 1789 des Katechismus: „Die christliche Liebe achtet immer den Nächsten und sein Gewissen.“ Quo vadis, ecclesia, dass Du das Gewissen Deines Volkes nicht mehr achtest?

 

Ja, quo vadis, ecclesia? Deine Angst kommt nicht von Gott. Dein Gott hat sein Leben für diese Menschheit gegeben, tue Du dasselbe. Versteck Dich nicht in den Zeiten größter Not. Kirche Österreichs, gehe zu Deinem Volk. Es dürstet.

 


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