1. Juni 2020 in Weltkirche
Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ startet ein Nothilfeprogramm für benachteiligte Christen in Pakistan, die aktuell von Hunger bedroht sind.
München-Wien (KIN)
Das weltweite päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ startet ein Nothilfeprogramm für benachteiligte Christen in Pakistan, die aktuell von Hunger bedroht sind. Es kommt über 5000 Familien in den Diözesen Faisalabad, Islamabad-Rawalpindi und Lahore zugute. Viele von ihnen lebten bereits vor der Corona-Pandemie unterhalb der Armutsgrenze. Durch Schließungen und Schutzmaßnahmen brach für viele Menschen die Lebensgrundlage weg; das soziale Elend für die christliche Minderheit hat sich weiter verschärft.
„Christen, die etwa zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen, zählen zu den sozial schwächsten in Pakistan“, erklärte Dr. Thomas Heine-Geldern, geschäftsführender Präsident von „Kirche in Not“ International. „Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben ihnen auch noch das kleine Stückchen Brot weggenommen, das sie hatten. Wir können sie nicht der grausamen Wahl zwischen Hunger oder Infektion überlassen.“
Lebensmittelhilfen, Schutzkleidung und Informationskampagne
Die Bischöfe aus den Regionen im Nordosten des Landes haben „Kirche in Not“ ein umfassendes Hilfsprogramm vorgelegt. Es umfasst vorrangig die Versorgung mit Lebensmitteln und einfachen Dingen des täglichen Bedarfs. In Faisalabad startet die Diözese auch eine Informationskampagne. Die Bevölkerung soll über Radio und digitale Medien geschult werden, wie sie sich vor dem Corona-Virus schützen kann. Zudem ist geplant, in den Kirchen Schutzmasken an die Gläubigen zu verteilen. Auch Priester, Katecheten und weitere Mitarbeiter sollen mit Schutzkleidung ausgestattet werden, damit Seelsorge und karitative Arbeit auch unter Pandemie-Bedingungen fortgesetzt werden können.
Die ohnehin angespannte Lage für die Christen Pakistans hat sich durch COVID-19 noch weiter verschärft. Viele von ihnen arbeiten als Tagelöhner, Hausangestellte, in der Straßenreinigung und in Küchen, verdingen sich als Straßenverkäufer oder in der Ziegelproduktion. „Alle diese Arbeitsbereiche sind von den Schließungen besonders stark betroffen“, erklärte Heine-Geldern. „Viele christliche Hausangestellte wurden beispielsweise ohne Vorwarnung oder Entschädigung entlassen. Ihre Dienstherren haben befürchtet, die Angestellten könnten das Corona-Virus in ihre Häuser einschleppen.“
Christen bei Corona-Hilfen häufig benachteiligt
Zu dieser sozialen Benachteiligung kommt noch ein weiterer Punkt: Laut lokalen Ansprechpartnern haben einige pakistanische Hilfsorganisationen und muslimische Geistliche Christen und anderen religiöse Minderheiten von der Verteilung von Hilfsgütern während der Pandemie ausgeschlossen; „Kirche in Not“ hat darüber berichtet. „Religiöse Diskriminierung ist in Pakistan nichts Neues. Besorgniserregend ist allerdings, dass Minderheiten auch während der Krise benachteiligt werden. De Facto sind die religiösen Minderheiten Bürger zweiter Klasse“, sagte Heine-Geldern.
Priorität von „Kirche in Not“ sei es, Christen zu helfen, die unter Verfolgung und Diskriminierung leiden. Dies sei in Pakistan offensichtlich der Fall, so der geschäftsführende Präsident. „Kirche in Not“ habe bereits Nothilfe geleistet – zum Beispiel mit Mess-Stipendien, die mittellosen Priestern in Pakistan das Überleben sicherten und die häufig auch den Gemeinden zugutekämen. Aber das reiche nicht aus, so Heine-Geldern: „Wir glauben, dass es gut ist, dieses Zeichen der Solidarität zu setzen, und hoffen, dass andere Organisationen und viele Menschen sich diesen Bemühungen anschließen. Andernfalls sind die Christen in Pakistan in ihrer Existenz bedroht.“
Foto: Dr. Thomas Heine-Geldern, geschäftsführender Präsident von „Kirche in Not“ International. © Wlodzimierz Redzioch
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