2. Juni 2020 in Weltkirche
Päpstliches Schreiben an die Priester der Diözese Rom: "Die Nächstenliebe, vor allem zu den Schwächsten der Gesellschaft, war nicht in Quarantäne"
Vatikanstadt (kath.net/KAP) Der Papst hat die Priester der Diözese Rom zu einem Neustart der kirchlichen Arbeit nach dem Corona-Lockdown ermutigt. Dabei seien "Weisheit, Vorsicht und gemeinsames Engagement" nötig, um die bisherigen Erfolge im Kampf gegen das Virus nicht zu gefährden, so Franziskus in einem am Pfingstwochenende veröffentlichten Schreiben. Der Papst bedauerte, dass er die Geistlichen seiner Diözese nicht - wie sonst üblich - bei der gemeinsamen Chrisam-Messe während der Karwoche habe empfangen können. Um ihnen dennoch nahe zu sein, schreibe er ihnen nun diesen Brief.
Viele Priester in Rom hätten ihm während der Pandemie über ihre Erfahrungen berichtet, so der Papst. Dies habe ihm gezeigt, dass notwendiges Social Distancing keineswegs zu einer Lähmung der kirchlichen Fürsorge geführt habe. "Die Nächstenliebe, vor allem zu den Schwächsten der Gesellschaft, war nicht in Quarantäne", lobte Franziskus. Doch auch Seelsorger seien sich angesichts des Leids der vergangenen Wochen ihrer eigenen Zerbrechlichkeit bewusst geworden. Der plötzliche Verlust von Angehörigen, Nachbarn, Freunden, Gemeindemitgliedern sei für viele schmerzhaft gewesen - ebenso die Hilflosigkeit in den Augen erschöpfter Helfer. "Als Priester bleibt uns diese Realität nicht fremd", betonte der Papst.
Zudem habe die Angst vor Ansteckung überall Spuren hinterlassen. Die wirtschaftlichen Folgen der Krise bedrohten zahllose Familien. Trotz aller Schwierigkeiten sei es jetzt an der Zeit, mit Gottes Hilfe eine "neue Normalität" zu schaffen, schrieb Franziskus weiter. Es reiche aber nicht aus, alles wieder zu öffnen und so zu tun, als sei nichts geschehen, mahnte er. Das Virus habe den Blick auf die Realität verändert. Viele Fragen seien aufgeworfen worden, auf die es bislang keine Antwort gebe. Es sei daher "unausweichlich, eine neue Art des Zuhörens zu entwickeln". Dabei dürfe man nicht ängstlich oder verzagt vorgehen, so der Papst. Er forderte seine Priester auf, "voller Hoffnung" hinauszugehen und "die Wunden der Menschen zu heilen". Sie sollten sich jeden Tag aufs Neue vom wiederauferstandenen Jesus inspirieren lassen. "Keine Zeit ist ohne Gnade", betonte Franziskus. Gottes Liebe zeige, dass "Skeptizismus und Fatalismus" fehl am Platz seien.
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