Man ist unter sich – oder nicht?

8. Juni 2020 in Deutschland


Rein weltlich gesehen ist die Kirche längst dem Untergang geweiht. Wir erleben Krisen, die man sich nicht ausdenken kann und mitten drin steht einer, der gerade aus den Händen des Herrn ein Hirtenamt empfängt - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net) Bertram Meier ist nun Bischof von Augsburg und hat die Bischofsweihe empfangen. Gottes Segen für sein Amt und seinen Dienst! Es gehört eine Menge dazu, in dieser Zeit den Mut aufzubringen, Bischof einer Diözese zu werden. Bischof Meier „erbt“ den synodalen Weg und er erbt auch kritische Geister in seiner Diözese. Man umarmte in Augsburg schon mal Kirchen, um gegen den Oberhirten der Kirche zu protestieren. Ein Erbe, das man sich so nicht unbedingt wünscht, ist dies. Kritisch geäußert zum synodalen Weg von DBK und ZdK hatte Bischof Meier sich bereits kurz nach seiner Ernennung. So weit, so gut. Es wird spannend sein, wohin der Weg für den neuen Bischof von Augsburg geht. Bislang hatte noch kein Bischof den Mut oder die Einsicht in die Notwendigkeit, aus dem synodalen Weg auszusteigen.

 

Wir leben unter der Knute von Infektionsschutzmaßnahmen. Während bei Katholiken zum Infektionsschutz Fronleichnam ausfällt, können Antifas in Berlin Schulter an Schulter demonstrieren. Ein katholischer Pfarrer, der eine normale Fronleichamsprozession veranstalten würde, käme vermutlich in den Knast. Ein hohes Bußgeld wäre das Mindeste. In Berlin hat man die Demonstranten in Ruhe gelassen. Der neue Bischof von Augsburg hingegen wurde äußerst hygenisch geweiht. Mit Masken und Abständen fand die Weihe in einem beinahe leeren Dom statt. Nur geladene Gäste mit personalisierter Platzkarte konnten an der Weihe teilnehmen.

 

Logischerweise war das im Wesentlichen kirchliche und weltliche Haute Volée. Da war man schön unter sich. Es ist nicht alles oder für alle schlecht. In ähnlicher Weise wird in diesem Jahr in Paderborn Libori stattfinden. Derzeit dürfen 100 Personen in den Paderborner Dom. Vielleicht werden es dann 150 sein. Sehr entspannt, so Libori zu feiern. Das Volk ist längst an den Livestream gewöhnt. Es wird spannend, ob wir künftig wieder volle Kirchen bei kirchlichen Großereignissen haben oder ob die Coronakrise stilbildend wirkt. Geladene Gäste im Dom, Liboritusch im Videostream. Wir werden sehen.

 

Der neue Bischof von Augsburg jedenfalls tritt sein Amt in „interessanten Zeiten“ an. Coronakrise, Missbrauchskrise, zunehmende Säkularisierung des Staates, massive Selbstsäkularisierung der Kirche, das sind nur einige der Krisenpunkte. Im vergangenen Jahr, so hört man, gab es erneut Rekordaustritte. Auch die Diözese Augsburg wird kleiner. Kleiner wird auch das kirchliche Geldsäckel. Die Wirtschaftskrise macht die schöne Kirchensteuerwunderwelt zu Nichte.

 

Warum sagt eigentlich in so einer Situation irgendjemand sein „Ja“ zu einem Leitungsdienst. Jeder weltliche Konzern in ähnlicher Situation hätte massive Probleme, Führungskräfte zu gewinnen. In der Kirche ist das anders. Wir glauben, dass der Heilige Geist die Kirche leitet und der Herr selber die Nachfolger seiner Apostel beruft. Das gilt auch für den neuen Bischof von Augsburg. Das ist es, was anders ist. Rein weltlich gesehen ist die Kirche längst dem Untergang geweiht. Es droht Spaltung und Verfall. Wir erleben Krisen, die man sich nicht ausdenken kann und mitten drin steht einer, der gerade aus den Händen des Herrn ein Hirtenamt empfängt.

 

Suboptimale Bedingungen haben in der Kirche Tradition. Das fängt bei Volkszählung, Krippe und Kreuz an und hört bei einer Weihe unter Coronabedingungen noch lange nicht auf. Tauschen möchte man mit dem Bischof von Augsburg nicht. Aber das Wissen, dass der Herr sein Volk niemals ohne Hirten lässt, lässt hoffen. Wir können nicht in die Zukunft sehen und nach jeder tiefen Krise gab es auch wieder eine Blüte.

 

Dem neuen Bischof von Augsburg Gottes Segen für sein Amt und seinen Dienst. Der DBK sei ein mutiger und kritischer Geist in ihren Reihen gewünscht. Den Augsburgern darf man herzlich zu ihrem neuen Bischof gratulieren. Und so lange die Kirche besteht und der Herr in ihrer Mitte ist, wird die weltliche und kirchliche High Society nie so ganz unter sich sein, egal wie dicht sie die Türen machen. Das hat die Geschichte nämlich auch gezeigt.

 

Foto: © Pressestelle Bistum Augsburg


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