17. Juni 2020 in Aktuelles
Ein Artikel der linken „taz“ schlägt vor, Polizisten auf den Müll zu entsorgen, nun hagelt es Kritik sogar von den eigenen Lesern – Bereits zwei Polizeigewerkschaften stellten Strafanzeige. Von Petra Lorleberg - UPDATES
Berlin (kath.net/pl) „Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig – Falls die Polizei abgeschafft wird, der Kapitalismus aber nicht: Was passiert dann mit all den Menschen, die heute bei der Polizei sind?“ Unter diesem Titel schrieb Hengameh Yaghoobifarah eine - nicht als Satire gekennzeichnete - „Kolumne“ in der überregionalen, explizit linkenTageszeitung „taz“. Darin überlegt sie, wie man den nach Abschaffung der Polizei arbeitslos gewordenen Menschen eine Arbeit verschaffen könnte. Doch taugten Expolizisten für viele Berufe nicht, denn „der Anteil an autoritären Persönlichkeiten und solchen mit Fascho-Mindset“ sei „in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich hoch“, behauptet sie. Dann spielt sie gedanklich verschiedene Berufszweige durch, das liest sich dann so: „Post ausliefern lassen? Niemals. Zwischen Büchersendung und Schuhbestellung passt immer eine Briefbombe. Alles, was an menschlichen Körpern stattfindet – etwa Tattoos oder Frisuren –, ist ebenfalls zu riskant. Ich würde mir nicht mal eine Pediküre von ihnen geben lassen. Eine Nagelfeile ist eine Waffe.“ Ihr falle spontan „nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“
In der Kommentarfunktion unter dem taz-Artikel hagelt es Leserkritik. Leser „fly“ schreibt beispielsweise: „Besonders gut für eine Zeitung, die sich sonst über jede Form von Hatespeech aufregt und das auch nicht als Satire durchgehen lässt… Wenn zwei das Gleiche tun, ist es nicht das Gleiche, oder so ähnlich.“
Leser „Teamore“ fragt: „Wie um Himmels Willen fand solch ein primitives Pamphlet den Weg in die taz?“
„VictorLazlo“ stellt fest: „Das könnt Ihr so nicht stehen lassen. Da müsst Ihr etwas dazu sagen. Wer eine derartige Sprache auf Stürmer Niveau duldet, steht auf der gleichen Stufe, wie der, der sie benutzt. Das geht so nicht, was ist das für eine Ethik und Moral die solche Sätze zulässt?“
„Relation“ veröffentlicht: „Ich werde das erste Mal in meinem Leben jemanden anzeigen. Eine Taz-Autorin (!) wegen Volksverhetzung.“
Und „Tomkrabat“ kommentiert: „Herzlichen Glückwunsch! Sie haben mit Ihrem Artikel erreicht, dass ich als Polizeikritiker nach der Lektüre der Polizei ein gutes Stück näher gerückt bin. Nicht alles, was sich als Satire maskiert, ist auch eine. Ihr Artikel ist nichts weiter als niveaulos, beleidigend und gehört genau da hin, wo Sie sich Polizist*innen hinwünschen. Müssen Sie wirklich schreiben? Sie zählen so viele wichtige Tätigkeitsfelder für unsere Gesellschaft auf. Da lässt sich doch bestimmt auch für Sie eine Alternative finden. Ich drücke Ihnen und uns Leser*innen dafür ganz fest beide Daumen.“
Leser „Emmo“ verabschiedet sich mit folgenden Worten: „Liebe Hengameh, Liebe taz-Redakteu*rInnen, Das wars mit meinen Beiträgen. Wer solche üblen, menschenverachtenden Kommentare raushaut, ist nicht besser als die Nazi-Faschisten… H.Y. hat uns gezeigt, dass sie den rechten Dumpfbacken in nichts nachsteht.“
Der am 15.6. veröffentlichte Beitrag steht am Morgen des 17.6. noch ohne jegiche distanzierende Anmerkung der taz-Redaktion zum Lesen offen. Einzig die Kommentarfunktion wurde inzwischen geschlossen.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat Anzeige „wegen Volksverhetzung und aller sonst in Betracht kommenden Delikte“ erstattet, wie einer Presseaussendung zu entnehmen ist. Außerdem hat man Beschwerde beim Deutschen Presserat eingelegt.
Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, äußerte dazu: „Andere Menschen zu entpersönlichen, ihnen Würde und Menschsein abzusprechen und sie wie Unrat auf einer Müllhalde entsorgen zu wollen - wie hasserfüllt, degeneriert und voller Gewaltbereitschaft muss man eigentlich sein, um solche widerlichen Gedanken aufzuschreiben?“ Die Presseaussendung informiert weiter: „Für alle Polizeibeschäftigten ist diese Kolumne ein Schlag ins Gesicht. Die Frauen und Männer, die jeden Tag für unsere Sicherheit und Freiheit im Einsatz sind und für unsere Grundwerte einstehen, fühlen sich auf das Übelste beschimpft und in den Dreck gezogen. Solche Art des Denkens und Verbreitens von Verachtung über Polizeiangehörige werden wir als Berufsvertretung nicht hinnehmen und mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen.“
Auch die „Gewerkschaft der Polizei Berlin“ hat inzwischen Strafanzeige gestellt. „Wir sind entsetzt über die volksverhetzenden Worte, mit denen über 300.000 Menschen aufs Übelste diffamiert und beleidigt werden. Gerade wird zu recht global über Rassismus und Diskriminierung gesprochen. Wer aber meine Kolleg. ganz gezielt mit Nationalsozialisten vergleicht und sie auf einer Mülldeponie unter ‚ihresgleichen‘ entsorgen möchte, der ist nicht mal im Ansatz besser als jeder Nazi“, so Landeschef Norbert Cioma am Dienstag. Die GdP sei zudem entsetzt darüber, dass die taz als renommierte Zeitung einen derartig menschenverachtenden Ausguss veröffentlicht. Folgerichtig hat man am heutigen Tag juristische Schritte gegen die Autorin sowie die Tageszeitung und ihre Herausgeber gestellt, informiert die GdP in einer Pressemeldung.
UPDATE 18.6. 8 Uhr:
Die Polizeipräsidentin der Polizei Berlin, Barbara Slowik, hat sich inzwischen zu dem Vorfall geäußert. In einem internen Schreiben, welches der „B.Z.“ vorliegt, schreibt sie, dass sie von einer Strafanzeige absehen will, da sie befürchte, durch eine öffentliche Redaktion dem Artikel zu größerer Beachtung zu verhelfen. Sie werde aber „auf Grundlage des Pressekodes tätig, denn auch unsere Würde ist unantastbar“. Daraus folgert die „B.Z.“, dass Slowik Beschwerde beim Deutschen Presserat einlegen werde.
UPDATE 18.6. 15 Uhr:
Die Polizei Hamburg schreibt auf ihrem Twitterauftritt, dass in der taz "eine 'Kolumne' veröffentlicht [wurde], in der Polizeibeamtinnen und -beamte mit Abfall auf einer Mülldeponie gleichgesetzt werden. Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer wird aufgrund des Artikels Beschwerde beim Presserat einreichen.
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