Thema ProLife/Prochoice zählen zunehmend viele US-Amerikaner zu den wahl(mit)entscheidenden Fragen

10. Juli 2020 in Prolife


Für Papst Benedikt XVI. war der Lebensschutz sowohl aus katholischer als auch aus naturrechtlicher Sicht nicht verhandelbar.


Washington, D.C. (kath.net/mb) Unabhängig von ihrer Einstellung vor vorgeburtlichen Kindstötung – dafür oder dagegen – ist für rund ein Viertel der US-Amerikaner das Thema Abtreibung wahlentscheidend. Für fast ein Drittel der Amerikaner, die sich selbst als für das Leben und gegen Abtreibung bezeichnen, ist es unverzichtbar, dass politische Kandidaten für den Schutz des ungeborenen Lebens eintreten. Sie wollen in Sachen Abtreibung keine Kompromisse eingehen. Gleichzeitig zeigt eine am Dienstag veröffentlichte neue Umfrage des renommierten Meinungsforschers Gallup in den USA, dass 19 Prozent derjenigen Wähler, die allgemein für ein Recht auf Abtreibung eintreten, nur für einen Kandidaten stimmen werden, der ihre Position vertritt. Fast die Hälfte aller Amerikaner halten das Thema Abtreibung zumindest für eines von vielen anderen wichtigen Themen, die ihre Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten beeinflussen – dabei unterscheidet Gallup nicht zwischen Wählern, die für das Leben sind, und solchen, die Abtreibung befürworten.

 

Auch wenn weniger als ein Drittel der Amerikaner für das Leben auch entsprechend an der Wahlurne handeln wollen, handelt es sich doch um einen neuen Rekord. Noch 2016, bevor Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, gaben nur 23 Prozent an, ausschließlich für Politiker zu stimmen, die wiederum für den Lebensschutz eintreten. In den letzten beiden Jahrzehnten erreichte die Zahl 2008 mit 15 Prozent ihren tiefsten Stand. Damals war der inzwischen verstorbene John McCain im Kampf um die Präsidentschaft gegen Barack Obama angetreten. Obama gewann, und der Einfluss der Abtreibungslobby nahm zu. Im Januar 2017, als Donald Trump sein Amt antrat, veröffentlichte etwa Planned Parenthood, der bekannteste Anbieter von vorgeburtlichen Kindstötungen, einen Artikel, der sich bei Obama für seinen Einsatz in Sachen „reproduktive Freiheit“ bedankte.

 

Im November wählt die amerikanische Bevölkerung nicht nur ihren nächsten Präsidenten – Trump oder Joe Biden. Auch rund ein Drittel der Sitze des Senats und alle Sitze des Repräsentantenhauses stehen zur Abstimmung. Für die Amerikaner, so Gallup, seien „derzeit die Beziehungen zwischen den Rassen, das Coronavirus, die Regierung und die Wirtschaft“ die Kernprobleme. „Abtreibung steht nicht annähernd an der Spitze dieser Liste.“ Nichtsdestotrotz sei für ein gutes Viertel der erwachsenen US-Bürger das Thema Abtreibung eine zentrale Frage, bei der es keine Kompromisse geben dürfe.

 

Papst Benedikt XVI. erklärte am 30. März 2006 im Rahmen einer Ansprache vor Mitgliedern der Europäischen Volkspartei, es gebe auf politischer Ebene eine Reihe von Grundsätzen, die nicht verhandelbar seien. Dazu zählte er den „Schutz des Lebens in allen seinen Phasen, vom ersten Moment der Empfängnis bis hin zum natürlichen Tod“. Zudem erwähnte er eine „Anerkennung und Förderung der natürlichen Familienform – als eine auf der Ehe beruhende Verbindung zwischen Mann und Frau – und ihre Verteidigung gegen Versuche, sie rechtlich gleichwertig zu machen mit radikal anderen Formen der Verbindung, die ihr in Wirklichkeit schaden und zu ihrer Destabilisierung beitragen, indem sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche soziale Rolle verdecken“. Schließlich sei auch der „Schutz des Rechts der Eltern, ihre Kinder zu erziehen“, nicht verhandelbar, so der Heilige Vater.

 

Er begründete die Grundsätze nicht mit der göttlichen Offenbarung oder der unveränderlichen katholischen Lehre, sondern mit dem Naturrecht. Sie seien „in die menschliche Natur selbst eingeschrieben und daher der ganzen Menschheit gemeinsam. Das Wirken der Kirche zu ihrer Förderung hat daher keinen konfessionellen Charakter, sondern wendet sich an alle Menschen und schließt jede religiöse Zugehörigkeit aus.“ Trotzdem müsse die Kirche sich für das Naturrecht einsetzen, und zwar umso stärker, „je mehr diese Grundsätze geleugnet oder missverstanden werden, weil dies einen Verstoß gegen die Wahrheit der menschlichen Person darstellt“.


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