Pakistan: Islamischer Beistand für entführte Christin

11. Juli 2020 in Weltkirche


Im Fall der entführten und zwangsverheirateten 14-jährigen Christin Maira Shahbaz aus Islamabad hat eine Rechtsauskunft (Fatwa) eines muslimischen Geistlichen die Hoffnung auf eine Befreiung gestärkt.


Wien-München (kath.net/KIN)

Im Fall der entführten und zwangsverheirateten 14-jährigen Christin Maira Shahbaz aus Islamabad hat eine Rechtsauskunft (Fatwa) eines muslimischen Geistlichen die Hoffnung auf eine Befreiung gestärkt. Der Großmufti der sunnitischen Rizvi Jammah Moschee in Faisalabad, Muhammad Asad Ali Rizvi Efi, hat in einer Fatwa die vom mutmaßlichen Entführer Mohamad Nakash vorgelegte Heiratsurkunde als falsch bezeichnet. Nakash behauptet, mit dem minderjährigen Mädchen gültig verheiratet zu sein.

Die Katholikin Maira Shahbaz war Ende April Zeugenaussagen zufolge von drei Männern auf offener Straße in ein Auto gezerrt und verschleppt worden. Mohamad Nakash habe sie anschließend zur Frau genommen und sie gezwungen, ihren christlichen Glauben aufzugeben.

In einem Schnellverfahren vor einem Gericht in Faisalabad, das die Familie des entführten Mädchens angestrengt hatte, bekam Nakash recht: Er hatte Unterlagen vorgelegt, die belegen sollten, dass er und Maira bereits im Oktober geheiratet hätten und sie bereits 19 Jahre alt sei. Eine Revisionsverhandlung am Obersten Gerichtshof in Lahore steht noch aus.

 

Führt das islamische Gutachten zur Wende?

Das islamische Rechtsgutachten könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, betonte Lala Robin Daniel, Menschenrechtsaktivistin aus Faisalabad, gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“: „Die Stellungnahme des Großmuftis ist von Bedeutung. Die Heiratsurkunde ist zweifellos gefälscht. Die Unterschrift des Imams, der die Trauung angeblich durchgeführt hat, ist falsch. Die bestehende Ehe von Nakash wird nicht erwähnt. All das zeigt deutlich, dass es sich um einen Betrug handelt.“

Daniel zufolge habe die Polizei den Aufenthalt von Maira und ihrem Entführer noch nicht ausfindig machen können. Der christliche Anwalt der Familie hofft auf eine baldige Wiederaufnahme des Verfahrens, diese kann jedoch nicht vor September stattfinden.

 

Über 1000 Mädchen in Pakistan pro Jahr entführt

Die Fatwa eines hochrangigen islamischen Geistlichen im Fall ihrer entführten minderjährigen Tochter hat auch ihrer Mutter Nighat Shahbaz neue Hoffnung gegeben. Sie hatte nach der Entführung einen Herzanfall erlitten. „Kirche in Not“ beschrieb sie ihr Martyrium: „Ich wache jede Nacht auf und bete zu Gott um Marias Rückkehr. Niemand hat das Recht, ein Kind aus seiner Familie herauszureißen. Maira wurde ihre Jugend genommen.“

Der Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden“ zufolge werden in Pakistan jedes Jahr rund 1000 christliche und hinduistische Frauen und Mädchen entführt und zwangsverheiratet. „Kirche in Not“ unterstützt und begleitet aktuell den Fall eines weiteren 14-jährigen Mädchens, der Katholikin Huma Younus. Sie wurde im Oktober 2019 aus ihrem Elternhaus in Karatschi verschleppt. Auch hier läuft ein Revisionsverfahren.

Foto: Die entführte 14-jährige Christin Maira Shahbaz aus Faisalabad. © Kirche in Not


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