14. Juli 2020 in Weltkirche
Erzbischof Abune Henok: Massive Gewaltserie mit 239 Toten nicht Ergebnis ethnischer Spannungen, sondern gezielte Angriffe auf orthodoxe Gläubige
Addis Abeba (kath.net/KAP) Bei der jüngsten Gewaltserie in Äthiopien mit insgesamt 239 Toten und über 300 Verwundeten handelt es sich laut einem orthodoxen Erzbischof nicht um Folgen ethnischer Spannungen, sondern um gezielte Angriffe gegen Christen. Es habe sich um eine koordinierte Aktion gehandelt, bei welcher die ethnische Identität nur als "Tarnung" gedient habe, erklärte Erzbischof Abune Henok, dessen Diözese in der Westarsi-Zone des Regionalstaates Oromia liegt, laut dem äthiopischen Nachrichtenportal borkena.com (Sonntag). Scheinbar sei Intoleranz von Islamisten gegenüber den Anhängern der orientalisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche das Motiv hinter dem Massaker.
Die am 29. Juni gegen 21.30 Uhr geschehene Ermordung des prominenten Sängers und Aktivisten Hachalu Hundessa hatte Massenproteste ausgelöst und ganz Äthiopien ins Chaos gestürzt. Die Hintergründe sind weiter unklar. Hundessa gehörte wie auch der Regierungschef und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed der Gruppe der Oromo an, welche die größte ethnische Gruppe in dem ostafrikanischen Vielvölkerstaat darstellt und sich jahrelang von der Regierung vernachlässigt fühlte. Der Musiker galt als Vorkämpfer für die Rechte des Volkes, war zugleich jedoch auch Mitglied der orthodoxen Kirche.
Noch bevor die Nachricht der Ermordung Hundessas bekannt geworden sei, hätten bereits am Folgetag gegen 4 Uhr morgens vermummte Gruppen brutale Angriffe auf Gemeindemitglieder in der Region gestartet, berichtete Erzbischof Henok. Er selbst gehe davon aus, dass die Aktion bereits zuvor geplant gewesen sei, auch da zu diesem Zeitpunkt die Öffentlichkeit noch gar nichts von dem Mord wusste. In den Unruhen den Folgetagen Anfang Juli seien laut dem Geistlichen in seiner Provinz Arsi 19 Menschen, allesamt orthodoxe Christen, auf grausame Weise getötet worden - teils in Stücke gerissen, gesteinigt oder zu Tode geprügelt.
Gezählte 3.362 orthodoxe Christen seien laut dem Erzbischof im Rahmen der mehrtägigen Angriffe vertrieben worden und hätten in Kirchen Zuflucht gesucht. Dabei seien jedoch auch Kirchen wie die Heilig-Erlöser-Kirche in Kokosa mitsamt allem Inventar zerstört und bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden. 493 Wohnhäuser, 934 Geschäfte, etliche Kliniken und vier Schulen und 72 Autos, die Henok zufolge allesamt in Besitz von Anhängern der orthodoxen Kirche waren, seien zerstört worden, wobei besonders gegen Menschen, die für ihre sozialen Dienste in der Kirche bekannt sind, vorgegangen worden sei.
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Archivfoto: Orthodoxe Christen in Äthiopien
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