Frauenweihe – Die Frage ist da

24. August 2020 in Kommentar


Auch der Erzbischof von Hamburg Stefan Heße gehört neuerdings zu den Protagonisten der dekonstruktivistischen Diskussion um eine in der Kirche nicht mögliche Frauenweihe - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Rom (kath.net)

Und sie ist beantwortet. Der Heilige Papst Johannes Paul II. hat sie 1994 definitiv, eindeutig und endgültig beantwortet. Das ist die Realität der Kirche. In der Phantasiewelt des synodalen Weges sieht es ganz anders aus. Da ist diese Frage offen und immer mehr Bischöfe schließen sich in unterschiedlichen Varianten einer von Kardinal Marx in die Welt gesetzten an eine These anmutende Sprachregelung an.  

 

Diese Sprachregelung lautet: Es gibt eine endgültige Entscheidung, aber die Diskussion ist offen. Dass hier ein Fall von höherer klerikaler Logik vorliegt, erschließt sich sofort. Gewöhnlicher Logik verschließt sich so eine Formulierung. Ist eine Entscheidung endgültig, dann ist sie am Ende immer gültig. Das bedeutet, sie wird sich nicht ändern lassen. End - gültig. Im Gegensatz dazu ist eine Diskussion dann und nur dann offen, wenn am Ende eine Entscheidung aus zwei oder mehr Möglichkeiten herbeigeführt werden könnte. Normale Menschen erkennen ad hoc hier den nicht auflösbaren Widerspruch. Bischöfe scheinen sich auf dem synodalen Weg und in diözesanen und regionalen Veranstaltungen in dieses dekonstruktivistische Lemma geradezu verliebt zu haben. Ob sie wirklich hoffen, aus dieser Nummer schadlos wieder heraus zu kommen? 

 

Der interessierte Laie (m/w/d) hört nämlich: Aha! Die Bischöfe könnten ja doch etwas ändern. Auch Dorothea Sattler, Theologin und mit Widerspruch gegen ihre Thesen nicht so vertraute Protagonistin der Frauenweihe, wird wie viele andere nicht müde zu behaupten, da gäbe es noch eine Möglichkeit. Wer genau hinsieht, erkennt gedachte Möglichkeit: Gendermainstreming. Das ist eine dekonstruktivistische These, die die bipolare Schöpfungswirklichkeit des Menschen leugnet. Es wird auf diese Weise im Fall der Weihe einfach bestritten, dass Menschwerdung Christi etwas mit seiner männlichen Identität zu tun hat. Ist das Geschlecht erst wegdekonstruiert, dann kann man alles machen, was man machen will. Wir erinnern uns: Das Geschlecht ist nur ein soziales Konstrukt. Was können heutige Frauen dazu, dass sich der Herr in seiner Zeit als Mann konstruiert hat. 

 

Auch der Erzbischof von Hamburg Stefan Heße gehört neuerdings zu den Protagonisten der dekonstruktivistischen Diskussion um eine in der Kirche nicht mögliche Frauenweihe. „Die Diskussion ist nach wie vor da, sie ist lebendig, und sie ist durch ein Papier nicht zu ersticken.“, sagte der Erzbischof auf einer Gesprächsveranstaltung. Es lohnt sich, hier die genaue Wortwahl in den Blick zu nehmen. Allein von der Existenz einer Diskussion her, nimmt der Oberhirte des Bistums Hamburg an, wachse dieser eine unbedingte Existenzberechtigung zu. Man kann das gerne mal auf andere (existierende) Diskussionen durchdeklinieren. Durch „ein Papier“ sei sie nicht zu ersticken, jene Diskussion mit der unbedingten Existenzberechtigung. In der Tat wäre sie durch ein beliebiges Papier von einem beliebigen Gremium nicht zu ersticken.  

 

Das „Papier“, von dem aber der Erzbischof von Hamburg spricht, ist das Apostolische Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ vom 22. Mai 1994. Selten hat man einen katholischen Bischof so herablassend von einem Apostolischen Schreiben reden hören. Doch mehr noch, dieses Schreiben ist nicht irgendein „Schreiben“, es handelt sich um die Feststellung einer mit unfehlbarer Lehrautorität verkündeten Wahrheit des Glaubens der Kirche. Am 29.8.2018 schrieb der Präfekt der Glaubenskongregation, Luis Kard. Ladaria, in einem Schreiben „Zu einigen Zweifeln über den definitiven Charakter“: „In diesem Licht erfüllt es mich mit großer Sorge, dass in einigen Ländern Stimmen zu hören sind, die den endgültigen Charakter der genannten Lehre wieder in Zweifel ziehen. Um zu vertreten, dass diese Lehre nicht definitiv sei, wird das Argument angeführt, dass sie nicht ex cathedra definiert worden sei und deshalb von einem zukünftigen Papst oder Konzil verändert werden könnte. Das Ausstreuen solcher Zweifel weckt große Verwirrung unter den Gläubigen, und zwar nicht nur bezüglich des Weihesakraments, das zur göttlichen Verfassung der Kirche gehört, sondern auch bezüglich des ordentlichen Lehramts, das die katholische Lehre unfehlbar vorlegen kann.“  

 

Das also ist es, was zahlreiche deutsche Bischöfe und Theologen derzeit tun, sie wecken große Verwirrung unter den Gläubigen. Die Kongregation für die Glaubenslehre hatte schon früher in Antwort auf eine Frage zur Lehre von Ordinatio sacerdotalis erklärt, „dass es sich hier um eine Wahrheit handelt, die zum Glaubensgut (depositum fidei) der Kirche gehört.“ Damit sollte klar sein, welche Art von „Papier“ der Erzbischof von Hamburg hier verächtlich macht. Welches Dogma schlachten wir als nächstes?  

 

Es stellt sich die Frage, wie diese Verwirrung je wieder eingefangen werden soll. Diese falschen, völlig verwirrten Hoffnungen, die da in allerlei Foren, Gesprächen, synodalen Wegen geweckt werden, führen sicher nicht in die Einheit der Kirche zurück. Sie führen in ein neues Schisma. Und es sind in der Tat auch Bischöfe, die sich dieser Tage vorhalten lassen müssen, statt die Wahrheit zu verkünden und die Menschen in der Lehre zu unterweisen, lieber zulassen, dass die Menschen sich in einer von ihnen noch verstärkten Verwirrung von der Kirche abwenden. Die Frage nach der Priesterweihe von Frauen ist entschieden. Innerhalb der Kirche wird es keine solche geben. Jeder Bischof, der vorgaukelt, mit genügend Reden könne man es innerhalb der Kirche erreichen, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, tut nur das, was Kard. Ladaria 2018 schrieb: er weckt große Verwirrung unter den Gläubigen. 


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