10. September 2020 in Spirituelles
Bistum Regensburg: Gottgeweihte Jungfrauen treffen sich zur jährlichen Tagung
Regensburg (kath.net/pbr)
Mit diesen Worten beendete Pater Thomas Felder FSO aus Bregenz seinen zweiten Vortrag im Rahmen der Tagung der Gottgeweihten Jungfrauen im Bischöflichen Bildungshaus Schloss Spindelhof in Regenstauf. Vom 4. bis 6. September 2020 trafen sich dort traditionsgemäß rund 20 Virgines Consecratae (Geweihte Jungfrauen) aus Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei zum Gebet, zur Feier der heiligen Messe und zum Gedankenaustausch. Das Treffen in diesem Jahr stand ganz im Zeichen des Jubiläums "50 Jahre Erneuerung des Ritus zur Spendung der Jungfrauenweihe". Wenn dies auch pandemiebedingt nicht in dem großen geplanten Rahmen in Rom stattfinden konnte, so bildete sich doch vielerorts weltweit eine große Gebetsgemeinschaft, die in der Oberpfalz am Samstag in der Vigil mit Weihbischof Dr. Josef Graf mündete.
"Der Heilige Geist ist die ins Bleiben hinein einende Liebe"
Diesen Satz von Papst emeritus Benedikt XVI., den er als Josef Ratzinger einmal formulierte, gab Pater Thomas Felder FSO in seinem Vortrag "Zur Theologie der Braut Christi im Ritus der Jungfrauenweihe. Ein Affront gegen die Zeit" den aus vier Ländern erschienen Virgines mit auf den Weg. Die theologischen Erläuterungen zu deren Selbstverständnis waren zugleich auch Erklärung dessen, was die Bereicherung dieser Berufung in der Kirche für die Kirche darstellt: Ganzhingabe an Christus, in der Welt und für die Kirche - sowohl ein intimer Akt der konkreten Christusbeziehung als auch ein gemeinschaftliches Geschehen, da diese Liebe zum Herrn in den Dienst an seinem Leib - die Kirche und ihre Glieder - mündet. Wenn die Frau auch ihr Ja zum Ruf Christi spricht, so ist es doch Christus der handelt: Nicht "Ich weihe mich Gott, sondern ich werde Gott geweiht", eben eine gottgeweihte Jungfrau. Der Vater und der Sohn rufen die Jungfrau in die vollständige Nachfolge und Hingabe, der Geist stärkt sie und macht sie bereit dafür. Laut der Formulierung von Joseph Ratzinger ist der Heilige Geist die Liebe, er ist bleibend, also ewig und nicht nur auf Zeit (contra Beziehung auf Zeit), und seine ureigene Aufgabe ist es, zu einen, zu verbinden. Neben der Übergabe von Schleier und Ring bei der Jungfrauenweihe, ein Symbol für die mystische Vermählung der Jungfrau mit Christus und deren gegenseitiger Treue, wird auch das Stundenbuch durch den Bischof überrreicht. Er ist der ordentliche Spender der Jungfrauenweihe.Im Anschluss feierte Pater Thomas mit den Virgines die Heilige Messe in der Albertus Magnus-Kirche, ihm zur Seite stand Diakon Edwin Berner vom Bildungshaus Schloss Spindlhof.
Eine neue, alte Berufung mit 1000 Gesichtern
Bereits in der Frühen Kirche gab es Frauen, die sich ganz Christus hingaben, auf Ehe und Familie verzichteten, um ganz für ihren Bräutigam Christus da sein zu können. "Eine Geweihte Jungfrau - lateinisch: Virgo consecrata", so erklärt Ordinariatsrätin María Luisa Öfele, selbst diesem Stand angehörend, "ist eine Frau, die sich von der Liebe Gottes hat ergreifen lassen und nicht anders kann, als sich ihm ganz und gar, mit Leib und Seele, zu schenken". Sie lebt mitten in der Welt, nicht wie Ordensfrauen in einer Gemeinschaft, und geht ihrem Beruf nach. Es gibt Architektinnen, Ärztinnen und Anwältinnen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen, Frauen die in der Forschung und der Pflege tätig sind, Lehrerinnen und Erzieherinnen. Da war z.B. Monika aus Wien mit von der Partie, die vor 22 Jahren in Wien die Jungfrauenweihe empfangen hat und als Veterinärmedizinerin an einer Hochschule tätig ist. Die Schriftstelle "Freu Dich Du Unfruchtbare, die Du nie gebarst, der Herr ist Dein Gemahl", war für Monika richtungsweisend und führte sie zu ihrer Berufung als Geweihte Jungfrau.
Ilka suchte nach Jesus in ihrem Leben, suchte nach ihm in Orden und geistlichen Gemeinschaften und über die Berufungspastoral ihres Bistums kam sie zum Stand der Geweihten Jungfrau und sagt heute: "Ich stehe mit Jesus auf, gehe mit ihm zu Bett, er ist die Mitte meines Lebens". In Köln empfing sie dann die Jungfrauenweihe. Judith fand zu "ihrem Bräutigam", wie viele Beziehungen heute zustande kommen, über das Internet. Dort informierte sie sich über den Stand und verteidigte in Blogs und Chatrooms die Lebensweise der Geweihten Jungfrauen und merkte dann: "Das ist nicht etwas anders, das ist meins!" Marions Weg zur Jungfrauenweihe in Augsburg vor einigen Jahren führte über Studium und Arbeit. Worte des Hl. Papst Johannes Paul II. waren für sie und ihre Berufung zur Gottgeweihten Jungfrau maßgebend.
"Dankbarkeit, Lebensmut, Mühe, Lobpreis"
Das sind vier Worte, die Papst Franziskus den gottgeweihten Personen am 3. Mai 2020 anlässlich des 57. Weltgebetstages um geistliche Berufungen schenkte. Sie stellen auch die vier Eckpunkte einer jeden Berufung dar. Bei der Vigil, die am Samstagabend in der Albertus Magnus-Kirche gefeiert wurde und der Weihbischof Dr. Josef Graf vorstand, waren nach einer Lichtfeier diese vier Aspekte mit Bibeltexten und Aussagen der Päpste zur Jungfrauenweihe aus den vergangenen 50 Jahren geistlicher Inhalt des abendlichen Gebetsgottesdienstes. Im Magnifikat, dem Lobpreis Mariens - die Urbild der Jungfrau in der Kirche ist - dem bischöflichen Segen und dem Lied "Christi sponsa gaude" ("Freue Dich, Braut Christi") mündete diese Vigil. Sie war aus Anlass der öffentlichen Verkündigung des erneuerten Ritus der Jungfrauenweihe vor 50 Jahren am 31. Mai 1970 durch die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung gefeiert worden. Wenn auch das internationale Treffen in Rom wegen der Pandemie verschoben werden musste, so bildete sich doch eine globusumspannende Gebetsgemeinschaft. Am Abend wurde auch weltlich mit einem festlichen Abendessen dieser Anlass gefeiert. Zur Feierstunde gab es Video-Botschaften von Virgines consecratae aus den USA, El Salvador, Ungarn, Grüße aus der Slowakei, das Magnificat auf Hindi aus Bombay und auch ein Grußwort vom Sekretär der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und für die Gesellschaften des apostolischen Lebens in Rom, Erzbischof José Rodriguez Carballo OFM.
Am Sonntag bildeten der Vortrag "Christliche Jungfräulichkeit und der Genius der Frau" von María Luisa Öfele, selbst Virgo consecrata und Ordinariatsrätin im Bischöflichen Ordinariat Regensburg, sowie die Heilige Messe, die wieder Weihbischof Dr. Josef Graf mit den Virgines feierte, den Abschluss der dreitägigen Tagung, die seit 2014 von der Hauptabteilung Orden-Geistliche Gemeinschaften im Regensburger Ordinariat und der Hauptabteilung Kirchliches Leben im Bistum Augsburg organisiert wird. Weitere Informationen finden sich unter www.jungfrauenweihe.de.
Foto (c) Bistum Regensburg
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