15. September 2020 in Chronik
Einführung in das Leben und das theologische Werk von Leo Scheffczyk. Von Manfred Hauke
Lugano (kath.net) kath.net dankt Prof. Dr. Manfred Hauke für die freundliche Erlaubnis, seinen Vortrag beim Scheffczyk-Symposium in Lugano in voller Länge zu veröffentlichen.Kardinal Scheffzcyk (Archivfoto) lebte von 1920 bis 2005.
- Teil 2 -
11. Die Verbindung zu John Henry Newman und zur Geistlichen Familie „Das Werk“
Seit dem Ende der 70er Jahre ist Leo Scheffczyk eng verbunden mit dem Leben der Geistlichen Familie „Das Werk“. Die neue geistliche Gemeinschaft hat ihren Ursprung in Belgien (1938) mit dem Wirken von Julia Verhaeghe (1910-1997). Im Sommer 2001 wurde sie approbiert als Familie des geweihten Lebens päpstlichen Rechtes (Familia Spiritualis Opus = FSO). „Die Zielsetzung des ‚Werkes’ besteht darin, zum Lob des dreifaltigen Gottes und zum Heil der Menschen ein Abglanz der Kirche zu sein und ihre übernatürliche Schönheit als Leib Christi und als Familie Gottes zu bezeugen. Verwurzelt in der heiligen Eucharistie, der Quelle der Einheit mit Gott und untereinander, und in Treue gegenüber dem Nachfolger Petri und der gesunden Glaubenslehre wollen die Mitglieder dazu beitragen, dass die Menschen das Geheimnis der Kirche tiefer erfassen und in der Liebe zu ihr angesichts der Zeichen der Zeit gestärkt werden. In ihrer kontemplativen und apostolischen Berufung und in ihrer Sendung zur Heiligung der Welt lassen sie sich vor allem vom Beispiel des heiligen Paulus leiten und ahmen seine Liebe für den Herrn und seinen Leib, die Kirche, nach. Mit Vertrauen blicken sie auch auf die Heilige Familie von Nazaret, in der sie das wahre Vorbild der Einheit und der Komplementarität in der geistlichen Vater- und Mutterschaft erblicken“.
Das „Werk“ besteht je aus einer Gemeinschaft von Schwestern und von Priestern, die klar voneinander unterschieden sind, doch untereinander zusammenarbeiten. Zur Priestergemeinschaft gehören auch Diakone, Brüder und Seminaristen. Neben den Mitgliedern im engeren Sinn gibt es eine weitere Form der Zugehörigkeit. Dazu zählen Ehepaare, Alleinstehende und Familien, aber auch Bischöfe, Diakone und Diözesanpriester, zu denen Kardinal Scheffczyk gehörte. In der Niederlassung des Werkes in Bregenz (im Kloster Thalbach) findet sich das Leo-Scheffczyk-Zentrum mit einem Archiv, in dem die Schriften des Theologen gesammelt sind und andere Gegenstände aus seinem Nachlass. Leiter des Zentrums ist P. Dr. Johannes Nebel FSO.
Als Leo Scheffczyk zum Kardinal ernannt wurde, ergab sich die Notwendigkeit, in München eine größere Wohnung einzurichten, um den neuen Aufgaben gewachsen zu sein. Zwei Schwestern vom „Werk“ übernahmen für den Kardinal den Haushalt und das Sekretariat. Die Gemeinschaft vermittelte Leo Scheffczyk eine geistliche Heimat und familiäre Geborgenheit. Pater Dr. Peter Willi FSO, der Leiter der Priestergemeinschaft, hat die letzten Erdentage des Kardinals geistlich begleitet.
Neben Scheffczyk ist der große theologische Mentor des „Werkes“ John Henry Newman. Als der schlesische Theologe in Rom zum Kardinal erhoben wurde, am 21. Februar 2001, wurde weltweit der 200. Geburtstag Newmans gefeiert, der ebenfalls die Kardinalswürde seinen theologischen Verdiensten verdankt. Newman beeindruckt durch seine radikale Liebe zur Wahrheit, die ihn zur katholischen Kirche führte. Sein Widerstand gegen den weltanschaulichen Liberalismus, für den die Wahrheit im Bereich der Religion nur eine Angelegenheit des Geschmackes darstellt, und seine Verbundenheit mit dem Nachfolger des hl. Petrus machen ihn, neben vielen anderen Qualitäten, zu einem „Kirchenvater der Neuzeit“. Die gleiche Leidenschaft für die Wahrheit beseelte auch Leo Scheffczyk, der dafür manche Nachteile in Kauf nahm. In gewisser Weise könnte man ihn als den „deutschen Newman“ bezeichnen, auch wenn sein Werk umfangreicher und theologisch tiefgründiger ist als das des berühmten englischen Konvertiten.
12. Divulgative Schriften, Predigt und Seelsorge
Neben der akademischen Arbeit von hohem Niveau war Scheffczyk auch in der Lage, den Schatz des Glaubens wirksam einem breiten Publikum zu vermitteln. Eine marianische Trilogie (Maria in der Bibel, der Lehre der Kirche und in der gläubigen Verehrung) wurde in über 100.000 Exemplaren verbreitet. Scheffczyk gehörte zu den meist gefragten Theologen für öffentliche Vorträge. Seine Auftritte haben nicht Verwirrung und Skepsis befördert, sondern den Glauben seiner Hörer bekräftigt und vertieft. Die divulgative Aufgabe hat sich noch erweitert nach der Pensionierung, die den wissenschaftlichen Eifer nicht gebremst, sondern eher beflügelt hat. Das Gleiche gilt für die Aufgabe als Prediger, insbesondere bezüglich marianischer Themen. Von 1965 bis 2001 wirkte Scheffczyk auch als Hausgeistlicher für ein Altersheim.
13. Das Wirken als Kardinal
Mit der Kardinalswürde hatte Leo Scheffczyk nicht gerechnet. Im Jubeljahr 2000 unternahm er eine Pilgerfahrt nach Rom, wobei er zu Fuß (mit einiger Mühe) die sieben Hauptkirchen besuchte, um auf diese Weise Abschied von der Ewigen Stadt zu nehmen. Mit dem 80. Geburtstag schien ihm die Zeit gekommen, sich auf den Tod vorzubereiten. Die göttliche Vorsehung bereitete ihm freilich eine neue Aufgabe, die ihn zu unerwarteten Ufern führte.
In einer Gesprächsrunde brachte er die Überraschung einmal folgendermaßen auf den Punkt: „Es gibt Kleriker, die es gar nicht erwarten können, Kardinal zu werden, und andere [wie er selbst], die es nicht erwarten“. Als ihn die Botschaft von der Ernennung erreichte, befand er sich gerade als Gastprofessor im Priesterseminar „Redemptoris Mater“ in Berlin. Er überraschte den Nuntius, der ihm die Nachricht am Telefon mitteilte, mit der unerwarteten Gegenfrage, ob man eine solche Würde auch ablehnen dürfe.
Die Ernennung eines Theologen zum Kardinal aufgrund der wissenschaftlichen und kirchlichen Verdienste hat freilich bereits einige Vorbilder. Im 20. Jh. gehören dazu Charles Journet (den Papst Paul VI. für den größten Theologen seiner Zeit hielt) sowie (während des Pontifikates von Johannes Paul II.) Henri de Lubac, Hans Urs von Balthasar (der kurz vor seiner Ernennung starb), Yves Congar und Alois Grillmeier. Gemeinsam mit Scheffczyk wurde der amerikanische Theologe Avery Dulles durch den Kardinalspurpur geehrt. Ebenso wie Dulles, wurde auch der schlesische Priester nicht zum Bischof geweiht, obwohl eine solche Weihe normalerweise vom Kirchenrecht vorgesehen ist.
Als Wahlspruch wählte sich der neue Kardinal eine Stelle aus dem Epheserbrief: „Evangelizare investigabiles divitias Christi“ – „den unergründlichen Reichtum Christi verkündigen“ (Eph 3,8). Anlässlich einer Predigt in der römischen Basilika St. Paul vor den Mauern hat Scheffczyk selbst dieses Motto näher erklärt:
„Wer immer … dem Glauben an Christus und seine Kirche anhangt, kann zur wirkmächtigen Verkündigung dieses Glaubens, zu seiner inneren Vertiefung wie zu seiner äußeren Ausbreitung eigentlich kein besseres Vorbild nehmen als diesen rastlosen Arbeiter [sc. den Apostel Paulus], diesen entschiedenen Denker und wortgewaltigen Verkünder der Botschaft Jesu, mit der er in seinem Leben und Denken völlig eins wurde. Dabei hat er das Leben wie das Wort Christi nicht einfach weitergeführt und fortgesetzt; er hat es vielmehr mit einer sichtlich vom Geist Gottes eingegebenen Theologie durchdacht und in einer für die griechisch-römische Welt neu aufbereiteten Weise schöpferisch dargestellt. Was für die Verkündigung in der modernen Welt besonders gefordert wird, ist die Neuaussprache der Wahrheit für den heutigen Menschen und an die Adresse der gegenwärtigen Welt. Paulus hat dies als erster für die Gründungszeit des Christentums getan, dabei aber einen wesentlichen Grundsatz eingehalten, den die Theologie mancherorts zu verlieren droht: nämlich die Verwurzelung in der Wahrheit Jesu Christi, in seinem Evangelium, das er auch nicht in einem einzigen Satz ändern wollte, denn ‚wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, und wäre es auch ein Engel vom Himmel, der sei im Banne’ - so rief er den Galatern zu (Gal 1,8). Dabei war sein geistiges Streben und Denken vor allem darauf gerichtet, den Menschen die Wahrheit Jesu Christi nicht als wohlfeile weltliche Weisheit darzubieten, mit der man heute gelegentlich nach Art einer Sozialreligion die Menschen gewinnen möchte; er wollte seinen Zeitgenossen die Wahrheit und Liebe Jesu Christi als Geheimnis darstellen, das in seiner Tiefe und Fülle den Menschen ergreift und sein Herz verwandelt, gerade weil es sich um Wahrheit im Geheimnis handelt.
Von dieser Fülle des Geheimnisses zeugt vor allem der Epheserbrief, den Heinrich Schlier deshalb einmal das ‚Summarium des paulinischen Evangeliums’ genannt hat, auch den ‚universalsten aller Paulusbriefe’ … So legt der Brief nicht nur das Bekenntnis über die Universalität des Christusereignisses ab, sondern auch über seine unauflösliche Einheit mit der Kirche. Hier steht deshalb auch das Grundsatzwort für die christliche Verkündigung: ‚Ein Leib und ein Geist, eine gemeinsame Hoffnung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller’ (Eph 4,4-6). Diese unerschöpfliche Universalität und konzentrierte Einheit aber stellen den Raum dar und bilden den Ort für das unausschöpfliche Geheimnis des Christusglaubens, das der Apostel … verkünden und verstehen lehren möchte. Diese Aufgabe ist unter den gewählten Wahlspruch gebracht: ‚Ich soll den unergründlichen Reichtum Christi verkündigen’ (Eph 3,8)“.
Das Motto ist eine „Herausforderung …, denn der christliche Glaube ist heute in Gefahr, seines Geheimnisses und seines Wesens entkleidet zu werden. Man versteht den christlichen Glauben nämlich oft nur noch als eine natürliche Religion unter den anderen Menschheitsreligionen, was sich besonders an der Kritik der Erklärung ‚Dominus Iesus’ ersehen ließ. Man sieht in der Kirche vielfach nur noch eine religiös-soziale Anstalt und versteht sie als Abladestelle seiner menschlichen Proteste oder seiner phantastischen Zukunftsträume. Wir leben in einer Zeit, in der das Glaubensgeheimnis rationalistisch verflacht ist und die Fülle des Glaubens nicht selten zu einem dürftigen Rinnsal humanistischer Ideale zusammengeschrumpft ist. Deshalb ist die Übernahme des Programms des heiligen Paulus keine Anmaßung, sondern eine Forderung der Zeit“.
Als der neu ernannte Kardinal von seiner Titelkirche Besitz ergriff („San Francesco Saverio alla Garbatella“, unweit von St. Paul vor den Mauern), hielt er eine Ansprache, worin er die Ähnlichheit zwischen dem Apostel Paulus und dem Schutzheiligen der Pfarrei unterstrich: der hl. Franz Xaver gilt für viele als der größte Missionar der Kirche nach dem Apostel Paulus. Bei diesem Anlass erläuterte der Kardinal auch sein Wappen, mit dem sich der beschriebene Wahlspruch aus dem Epheserbrief verbindet: „Das Motto steht unter dem Wappen, das in folgender Weise gelesen werden kann: auf blauem Grund erstrahlt ein goldenes Kreuz (Blau und Gold sind die Farben meiner Heimat [Schlesien]), über dem das Herz Christi mit der Dornenkrone emporragt. Daraus entspringen die Reichtümer der Erlösung, umgeben von sieben Feuerzungen. Die Dornenkrone ist das Zeichen der Geistlichen Familie ‚Das Werk’, der ich angehöre“.
Die Übertragung der Kardinalswürde fiel zusammen mit dem 81. Geburtstag von Leo Scheffczyk (21. Februar 2001). Der schlesische Theologe hatte sich seinen Lebensabend eigentlich anders vorgestellt, griff aber nun mit ganzem Herzen die anspruchsvolle Aufgabe an, auf einer ganz neuen und höheren Ebene der Kirche zu dienen. Die Einladungen zu Vorträgen und zum Abfassen von schriftlichen Beiträgen, die schon zuvor einen beachtlichen Umfang einnahmen, wuchsen lawinenartig an. Angesichts des „Bombardements“ mit Glückwünschen, Pressenachfragen und Einladungen musste eine Schwester des „Werkes“ (Frau Dr. Luitgart Govaert) der verzweifelten Haushälterin zu Hilfe eilen. Es begannen viereinhalb Jahre intensiven Einsatzes mit zahlreichen Reisen und unsäglichen Strapazen, die der Kardinal großherzig auf sich nahm.
Als Beispiel sei genannt ein Vortrag über die Gottesmutter, den Leo Scheffczyk am 13. Oktober 2003 zum Semesterbeginn in der Theologischen Fakultät von Lugano hielt. Die „lectio magistralis“ war auf Italienisch, eine Sprache, in die sich über 80jährige erst nach der Kardinalsernennung vertieft hatte. Bei der Anreise hatte das Flugzeug mehrere Stunden Verspätung, so dass Eminenz erst am späten Nachmittag zum verdienten Mittagessen kam – und all dies ohne eine Andeutung von Klage. Die Vorlesung war nicht bloß ein Neuaufguss von bereits Veröffentlichtem (was an sich gereicht hätte), sondern stellte eine neue und originelle Fassung des Themas dar. Sie wurde bestens aufgenommen.
Zu den wichtigsten Vorträgen in Deutschland gehörten sicherlich die auf dem Kongress „Freude am Glauben“ (in Fulda bzw. Regensburg) sowie bei den Sommerakademien in Diessen am Ammersee und in Aigen (Oberösterreich). Unter den veröffentlichen Aufsätzen sei besonders erwähnt ein Kommentar zum Papstbrief an die deutschen Kardinale vom 22. Februar 2001, der in gewisser Weise als Vermächtnis Johannes Pauls II. an die Kirche Deutschlands gelten darf. Eine umfassende Stellungnahme zu den theologischen und pastoralen Fragen der Gegenwart erschien 2003 in der Form eines Interviews mit Dr. Peter Christoph Düren.
Als über 80jähriger konnte der Kardinal nicht an der Papstwahl teilnehmen, wohl aber mit seinem Rat zum Wohl der Weltkirche beitragen. Dies geschah dem Vernehmen nach auf eindringliche Weise bis zum Jahre 2005 bei den Kardinalsversammlungen im Vatikan, an denen er teilnehmen konnte. „Papst Benedikt XVI. sagte er erst vor kurzem“, so Kardinal Meisner, „von den spät berufenen Theologen ins Kardinalskollegium sei Leo Scheffczyk einer der wenigen gewesen, von denen die Kirche noch viel Erleuchtung und Ermutigung erhalten habe“.
14. Der Abschluss des irdischen Lebens
Im Sommer 2005 setzte ihm eine schwere Krankheit im Rücken dermaßen zu, dass er wichtige Vortragsveranstaltungen absagen musste. Gleichwohl arbeitete er bis wenige Wochen vor seinem Tode weiter an schriftlichen Beiträgen, für die er sich verpflichtet fühlte (einige davon erscheinen im laufenden Jahr). Seinen Abschied vom Erdenleben bereitete er bewusst vor und trug sein schweres, schmerzhaftes Leiden mit vorbildlicher Geduld in der Nachfolge Christi, des Sühnopfers für das Heil der Welt. Eingedenk war er dabei zweifellos des vom ihm des Öfteren zitierten Wortes des Apostels Paulus:
„’Ich will an meinem Fleisch ergänzen, was an den Leiden Christi noch fehlt für seinen Leib, die Kirche’ [Kol 1,24b].
Weil die messianische Aufgabe Christi in der Welt weitergeht, muss auch das mit dieser Aufgabe verbundene Leiden an den Gliedern Christi bis zum Ende der Zeit weitergehen. In diesem Leiden der Glieder findet das Erlösungswerk Christi seine Fortsetzung und Vollendung, und zwar für die Kirche. Weil aber die Kirche in Stellvertretung für die ganze Welt steht, ist das Leiden der Glaubenden zugleich bezogen auf das Heil der ganzen Welt. So gewinnt auch das Leiden des einzelnen erlöserische Funktion und erweist sich als Fortsetzung des erlöserischen Leidens Christi. Mehr, als hier der Apostel sagt, kann auch die Theologie nicht über den Sinn des von Gott in der unheilen Welt verfügten Leidens sagen“.
Eine Ärztin mit viel Erfahrung in der Betreuung von Krebskranken, die den Kardinal medizinisch behandelte, meinte, sie habe noch keinen Menschen erlebt, der eine solche Krankheit so vorbildlich trug wie der alte Priester aus Schlesien. Leo Scheffczyk wurde zu Gott heimgerufen am späten Nachmittag des 8. Dezembers, des Hochfestes der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Durch Pater Willi FSO und Kardinal Wetter, der am Morgen des gleichen Tages bei ihm weilte, war er bestens vorbereitet mit den Gnadenmitteln der heiligen Kirche. Am Vormittag hatte er noch mündlich andeuten können: „Heute gehe ich“.
Kardinal Meisner deutete in seiner Ansprache zum Begräbnis diesen Sterbetag als „ein großes Ausrufezeichen, das auf den Inhalt dieses gesegneten Lebens von Kardinal Scheffczyk hinweist“. Wie das Johannesevangelium einen marianischen Rahmen habe, nämlich die Berichte von der Hochzeit zu Kana und dem Stehen der Gottesmutter unter dem Kreuz (Joh 2,1-11; 19,25-27), so hatte das „Leben unseres heimgerufenen Kardinals ebenfalls einen solchen marianischen Rahmen. Von frühester Kindheit an haben seine Eltern das sensible und geistig wache Kind in das kirchliche Leben des oberschlesischen Landes hineingeführt, das tief marianisch geprägt war. Die marianischen Wallfahrtsorte, die berühmten Marienbilder in den Pfarr- und Klosterkirchen, die unzähligen Marienbildstöcke der oberschlesischen Landschaft haben die Seele des Kindes tief geprägt und sie damit geöffnet für das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und sein gottmenschliches Wirken“. „Leo Scheffczyk hat in der treuen Nachfolge Mariens die Menschen an die Quellen des Glaubens zu Christus geführt. Nun hat ihn Maria gleichsam selbst heimgeleitet zu diesen Quellen des Lebens. Einige Tage vor seinem Sterben sagte er noch, dass er jetzt ganz arm sei. Was er besessen habe, habe er verschenkt, die Gesundheit sei ihm genommen, nun habe er nur noch Jesus Christus. Und das machte seinen ganzen Reichtum aus, der sein Herz erfüllt. Wir glauben und hoffen, dass er nun das schaut, besitzt und genießen darf, was er in der Schule Mariens erhofft, geglaubt und ersehnt hat“.
Wer das Grab des Kardinals auf dem Friedhof des Klosters Thalbach in Bregenz besucht, findet dort eine sinnreiche Botschaft, die das Leben des Verstorbenen der Nachwelt übermittelt. Neben dem Wahlspruch aus dem Epheserbrief („Evangelizare investigabiles divitias Christi“) liest der Besucher dort ein Wort von Mutter Julia Verhaeghe, der Gründerin der Geistlichen Familie „Das Werk“: „Wer aus Gottes Licht der Wahrheit dient, lebt die wahre Liebe“.
Eindrucksvoll ist das kurze Telegramm von Papst Benedikt XVI., der den Verstorbenen schon vom Freisinger Priesterseminar her kannte. In wenigen Worten findet sich hier eine treffende Beschreibung des Verstorbenen:
„Mit tiefer Trauer und innerer Bewegung habe ich vom Heimgang des geschätzten Kardinals Leo Scheffczyk am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens Kenntnis erhalten. Sein reiches priesterliches und wissenschaftliches Leben und Wirken widmete er mit unermüdlichem Eifer der theologischen Durchdringung und Verkündigung der göttlichen Wahrheit. In seiner Glaubenstreue sowie in seiner menschlichen Güte und Bescheidenheit bleibt er seinen Schülern und vielen Gläubigen ein leuchtendes Vorbild. Möge die jungfräuliche Gottesmutter, der Kardinal Scheffczyk sein ganzes Leben in kindlicher Liebe verbunden war, ihn in das ewige Vaterhaus geleiten“.
Fußnoten:
1 Übersetzt aus J.H. NEWMAN, Meditations and devotions, London 1893, 386.
2 BENEDIKT XVI., Erinnerungen an Leo Scheffczyk, in L. SCHEFFCZYK, Katholische Glaubenswelt. Wahrheit und Gestalt, Paderborn 32008, IX-XII (XII).
3 Ebd.
4 Ebd., X.
5 J. NEBEL (Hrsg.), Kardinal Leo Scheffczyk (1920-2005). Das Vermächtnis seines Denkens für die Gegenwart. Mit wissenschaftlichem Gesamtverzeichnis seiner Schriften, Regensburg 2017; span. (ohne die Bibliographie): Cardenal Leo Scheffczyk (1920-2005). El legado de su pensamiento para la actualidad, Pamplona 2017.
6 Bibliographie in Auswahl: L. SCHEFFCZYK, Berufung als Ruf aus der Zeit, in M. Müller (Hrsg.), Wen(n) Gott ruft … 23 Berufungsgeschichten, MM Verlag, Aachen 1997, 99-118; ID., Erfahrung der Theologie in der Zeit, in Theologisches 34 (2004) 2-16; M. HAUKE, Ganz und gar katholisch. Ein erster Einblick in das theologische Werk von Leo Cardinal Scheffczyk, Buttenwiesen 2003, 10-23; ID., Nachruf auf Leo Cardinal Scheffczyk, in Theologisches 36 (2006) 5-28 (die folgenden Ausführungen finden sich schon großenteils in diesem Nachruf); ID., Introduzione all’opera teologica del Cardinale Leo Scheffczyk, in L. Scheffczyk, Fondamenti del dogma. Introduzione alla dogmatica (Dogmatica cattolica, 1), LUP, Città del Vaticano 2010, 15-35; M. LUGMAYR, Gottes erstes Wort. Untersuchungen zur Schöpfungstheologie bei Leo Scheffczyk, Kisslegg 2005, 8-12; M. WEITLAUFF, Leo Kardinal Scheffczyk. Nachruf, in Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 2005, 359-364; J.-J. SARANYANA, Leo Scheffczyk (1920-2005) in memoriam, in Anuario de Historia de la Iglesia 15 (2006) 418-422; J. NEBEL, Leo Kardinal Scheffczyk – ein biographisch-theologisches Portrait, in L. SCHEFFCZYK, Katholische Glaubenswelt. Wahrheit und Gestalt, Paderborn 2008, XIII-XXX; ID., Una vita di responsabilità per la Fede. Impressioni della biografia e della personalità del Cardinale Leo Scheffczyk, in RTLu 18 (2013) 308-314; ID., Ruf in die Gegenwart aus Selbstzurücknahme. Zum Verhältnis von Theologie und Biographie bei Kardinal Leo Scheffczyk, in ID. (Hrsg.), Kardinal Leo Scheffczyk (1920-2005). Das Vermächtnis seines Denkens für die Gegenwart. Mit wissenschaftlichem Gesamtverzeichnis seiner Schriften, Regensburg 2017, 208-239 (NB: P. Johannes Nebel FSO, Direktor den Zentrum Leo Scheffczyk in Bregenz, Österreich, bereitet derzeit eine ganze Monographie über das Leben Leo Scheffczyks vor); A. ZIEGENAUS, “Den unergründlichen Reichtum Christi verkündigen” (Eph 3,8). Würdigung der Person und des Werkes Leo Kardinal Scheffczyks, in Forum Katholische Theologie 22 (2006) 1-11; J. MEISNER (Kardinal, Erzbischof von Köln), Predigt beim Pontifikalrequiem für Leo Kardinal Scheffczyk, in Theologisches 36 (2006) 3-6; BENEDETTO XVI, Erinnerungen an Leo Scheffczyk (2008); P.H. GÖRG, Scheffczyk, Leo, in BBKL (= Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon) 30 (2009) 1215-1290.
7 Zu den folgenden Daten vgl. R. BENDEL, Schlesien, in LThK3 9 (2000) 159-161.
8 Zu den biographischen Angaben bis 1941 siehe die Schilderung von L. SCHEFFCZYK, Berufung als Ruf aus der Zeit, in M. Müller (Hrsg.), Wen(n) Gott ruft … 23 Berufungsgeschichten, Aachen 1997, 99-118.
9 Paul von Hindenburg, 1847-1934. Er hatte sein Hauptquartier der Ostfront im Gebäude des Gymnasiums.
10 Vgl. NEBEL, Ruf in die Gegenwart (2017) 217.
11 SCHEFFCZYK, Berufung, 110.
12 Und der NSDAP angehörte: vgl. G. MAY, Kirchenkampf oder Katholikenverfolgung? Ein Beitrag zu dem gegenseitigen Verhältnis von Nationalsozialismus und christlichen Bekenntnissen, Stein am Rhein 1991, 316.
13 SCHEFFCZYK, Berufung, 115.
14 Vgl. K. KRENN, Er verteidigt das Proprium der Theologie, in Deutsche Tagespost, 19.2.1985, S. 4 (zum 65. Geburtstag); NEBEL (2008) 14f. Die prägenden Erlebnisse des Krieges spiegeln sich wider in dem Beitrag von L. SCHEFFCZYK, Der Theologe und das Kriegserleben, in E. Kleineidam – O. Kuss – E. Puzik (Hrsg.), Amt und Sendung. Beiträge zu seelsorglichen und religiösen Fragen, Freiburg i. Br. 1950, 344-377. Siehe auch die Beobachtungen, mit Auszügen aus dem Tagebuch, bei NEBEL, Ruf in die Gegenwart (2017) 235-237.
15 J. RATZINGER, Aus meinem Leben. Erinnerungen (1927-1977), Stuttgart 1998, 46-50.
16 Vgl. J. NEBEL, Grafinger Notizen von Prof. Dr. Leo Scheffczyk (Grafing, am 12.11.1991); zur Veröffentlichung, in J. HUPFER (Hrsg.), Grafinger heimatkundliche Vorträge (Grafinger heimatkundliche Schriften 16), Grafing bei München 2008, 4-17.
17 Vgl. G. SCHWAIGER, Seppelt, Franz Xaver, in LThK3 9 (2000) 473.
18 F. X. SEPPELT, Geschichte der Päpste I-V, München 21954-59. Vgl. auch die Kurzfassung: DERS. – G. SCHWAIGER, Geschichte der Päpste, München 1964.
19 L. SCHEFFCZYK, Das Unwandelbare im Petrusamt, Berlin 1971.
20 (MThS, H/3), München 1952. Zu Stolberg vgl. BRISCHAR, Stolberg, in Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon2 11 (1899) 838-841; L. SCHEFFCZYK, Stolberg, Friedrich Leopold, in LThK2 9 (1964) 1091; G. SAUDER, Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold Gf. Zu, in LThK3 9 (2000) 1016f. Zur Doktorarbeit Scheffczyks siehe I. VON GAÁL, Auseinandersetzung mit Aufklärung und Romantik. Leo Scheffczyks Dissertation über Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, in J. NEBEL (ed.), Kardinal Leo Scheffczyk (1920-2005). Das Vermächtnis seines Denkens für die Gegenwart. Mit wissenschaftlichem Gesamtverzeichnis seiner Schriften, Regensburg 2017, 34-55.
21 F. L. VON STOLBERG, Geschichte der Religion Jesu Christi, 15 Bde., Hamburg 1806-1818 (Nachdr. Hildesheim 1974). Die anfängliche Absicht, die gesamte Kirchengeschichte zu beschreiben, wurde später im gleichen Geiste fortgesetzt durch Friedrich VON KERZ, Geschichte der Religion Jesu Christi, Bde. 16-45, Mainz 1824-1848 (bis zum Ende des XII. Jh.), und einer unterschiedlichen Ausrichtung durch J.N. BRISCHAR, Bde. 46-53, Mainz - Wien 1848-1864 (bis zu den Jahren 1152-1245). Vgl. SCHEFFCZYK, Stolberg (1952) 182-195.
22 SCHEFFCZYK, Stolberg (1964) 1091.
23 Vgl. SCHEFFCZYK, Stolberg (1952) 215.
24 L. SCHEFFCZYK, „Aufklärung III. Die Theologie im Zeitalter der Aufklärung“: LThK2 1 (1957) 1063-1066, hier 1065f; vgl. DERS., Friedrich Leopold zu Stolbergs „Geschichte der Religion Jesu Christi“, 137-163. Zur Bewertung der Aufklärung bei Scheffczyk s.a. J. NEBEL, Die Folgen von Protestantismus und Aufklärung aus der Perspektive des katholischen Denkens – Ein Blick in die Theologie Kardinal Scheffczyks, in F. Breid (Hrsg.), Europa und das Christentum, Stein am Rhein/Schweiz 2008, 40-73.
25 Vgl. insbesondere L. SCHEFFCZYK (Hrsg.), Theologie im Aufbruch und Widerstreit. Die deutsche katholische Theologie im 19. Jahrhundert, Bremen 1965; DERS., Die theologische Erneuerung im 19. Jh., in H. Waldenfels, Die Offenbarung. Von der Reformation bis zur Gegenwart (HDG I,1b), Freiburg i.Br. 1977, 79-99; DERS., Theologie im Aufbruch: das 19. Jahrhundert, in W. Brandmüller (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte III, St. Ottilien 1991, 477-537.
26 L. SCHEFFCZYK, Das Mariengeheimnis in Frömmigkeit und Lehre der Karolingerzeit (Erfurter Theologische Studien 5), Leipzig 1959.
27 Vgl. etwa die Einschätzung von S. DE FIORES, Maria sintesi di valori. Storia culturale della mariologia, Cinisello Balsamo 2005, 163, Anm. 1; G. D’ONOFRIO, Il Mysterium Mariae nella teologia e nella pietà dell’Alto Medioevo latino (secoli V-XI), in E. Dal Covolo – A. Serra (Hrsg.), Storia della mariologia, 1, Roma 2009, 505-566 (563). Näheres dazu in diesem Tagungsband im Beitrag I. VON GAÁL, Der Einfluss der zeitgenössischen Erfahrung auf die Marienlehre. Dogmengeschichtliche Ergebnisse der Habilitationsschrift von Leo Scheffczyk über „Das Mariengeheimnis in Frömmigkeit und Lehre der Karolingerzeit“.
28 S. a., in aller Kürze, L. SCHEFFCZYK, Karolingerzeit I. Mariologie, in Marienlexikon 3 (1991) 512f.
29 Vgl. M. HAUKE, Die Mariologie im Wirken von Leo Scheffczyk, in J. NEBEL (ed.), Kardinal Leo Scheffczyk (1920-2005). Das Vermächtnis seines Denkens für die Gegenwart. Mit wissenschaftlichem Gesamtverzeichnis seiner Schriften, Regensburg 2017, 148-185.
30 L. SCHEFFCZYK – R. BÄUMER (Hrsg.), Marienlexikon, 6 Bde., St. Ottilien 1988-1994.
31 Vgl. M. HAUKE, Das neue Marienlexikon – ein Jahrhundertwerk für Theologie und Frömmigkeit, in Offertenzeitung 7-8/1993, 50f; A. DITTRICH, Silbernes Jubiläum des Marienlexikons, in Bote von Fatima 78 (5/2020) 6-8.
32 Vgl. L. SCHEFFCZK, Die Mariengestalt im Gefüge der Theologie. Mariologische Beiträge (Mariologische Studien XIII), Regensburg 2000, 279-291; ergänzt in DERS., Maria, crocevia della fede cattolica (Collana di Mariologia 1), Lugano 2002, 165-177.
33 Jetzt in einem Band: L. SCHEFFCZYK, Maria, Mutter und Gefährtin Christi, Augsburg 2003. Dazu M. HAUKE: Rivista teologica di Lugano 9 (2004) 493-495; A. ZIEGENAUS: Forum Katholische Theologie 20 (2004) 73f.
34 Vgl. R. HEINZMANN, Die Identität des Christentums im Umbruch des 20. Jahrhunderts. Michael Schmaus zum 90. Geburtstag, in MThZ 38 (1987) 115-133; L. SCHEFFCZYK, Michael Schmaus. Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Sonderdruck, München 1993; DERS., Erfahrung der Theologie in der Zeit, in Theologisches 34 (2004) 2-16 (3f); M. LOCHBRUNNER, Schmaus, Michael, in Marienlexikon 6 (1994) 23; F. COURTH, Trinität. Von der Reformation bis zur Gegenwart (HDG II/1c), Freiburg i. Br. 1996, 144-154; M. EDER, Schmaus, in BBKL 9 (1995) 322-327; M. SEYBOLD, Schmaus, Michael, in LThK3 9 (2000) 172f; M. LUGMAYR, Gottes erstes Wort. Untersuchungen zur Schöpfungstheologie bei Leo Scheffczyk, Kisslegg 2005, 19-34; P. NEUNER, Michael Schmaus und der Neubeginn der Theologie an der Universität München nach 1946, in MThZ 57 (2006) 386-398; HAUKE, Die Mariologie im Wirken von Leo Scheffczyk (2017), 153f.
35 Erste Fassung: M. SCHMAUS, Katholische Dogmatik, 4 Bde., München 1938-1941; 8 Bde., München 1960-1965. Zweite Fassung: Der Glaube der Kirche, 2 Bde., München 1969-1970. Dritte Fassung: Der Glaube der Kirche, 13 Bde., St. Ottilien 21979-1982. Ausführliche Rezensionen zur zweiten und dritten Version finden sich bei L. SCHEFFCZYK: MThZ 20 (1969) 330-334; MThZ 21 (1970) 356-359; MThZ 31 (1980) 62-70.
36 Vgl. R. AUBERT, Die Theologie während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in H. Vorgrimler – R. Vander Gucht (Hrsg.), Bilanz der Theologie im 20. Jahrhundert, Bd. II, Freiburg i. Br. 1970, 7-70 (22).
37 Vgl. HEINZMANN, op. cit., 121.
38 Vgl. M. SCHMAUS, Katholische Dogmatik I, München 61960, VII-VIII.
39 H. MÜHLEN, Gnadenlehre, in R. Vander Gucht – H. Vorgrimler (Hrsg.), Bilanz der Theologie im 20. Jh., Bd. III, Freiburg i. Br. 1970, 148-192 (158). Nach Mühlen ist Schmaus dabei beeinflusst durch das Werk von R. GUARDINI, Welt und Person, Würzburg 1939. Über das Person sein des Menschen nach Schmaus vgl. auch P. KOLLMANNSBERGER, Die schöpfungstheologische Frage nach dem Personsein des Menschen in den Dogmatiken von Michael Schmaus und Johann Auer, Weiden 1992.
40 Vgl. HEINZMANN, op. cit., 120; SCHEFFCZYK: MThZ 20 (1969) 330.
41 L. SCHEFFCZYK, Grundzüge der Entwicklung der Theologie zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Vatikanischen Konzil, in H. Jedin – K. Repgen (Hrsg.), Handbuch der Kirchengeschichte VII, Freiburg i. Br. 1979 (Sonderausgabe 1985), 263-301 (268f).
42 M. SCHMAUS, Die psychologische Trinitätslehre des hl. Augustinus (MBTh 11), Münster 1927; Nachdr. 1967. Einige Wertungen der augustinischen Lehre sind freilich problematisch, insbesondere die allzu schroffe Gegenüberstellung zwischen „griechischer“ und „lateinischer“ Trinitätslehre im Kielwasser Théodor de Régnons SJ. Augustinus leitet keineswegs, ebenso wenig wie Thomas, die Dreiheit der Personen aus der einen göttlichen Natur ab. Zu Schmaus vgl. COURTH, op. cit. (1996), 146f sowie die Kritik bei H. C. SCHMIDBAUR, Personarum Trinitas. Die trinitarische Gotteslehre des heiligen Thomas von Aquin (MThSt II,52), St. Ottilien 1995, 140f. 188f. (u. ö.).
43 M. SCHMAUS, Der Liber Propugnatorius des Thomas Anglicus und die Lehrunterschiede zwischen Thomas von Aquin und Duns Scotus, Bd. II: Die trinitarischen Lehrdifferenzen (Beiträge zur Philosophie und Theologie des Mittelalters 29), Münster 1930.
44 Vgl. die Liste der Dissertationen bei L. SCHEFFCZYK – R. HEINZMANN – W. DETTLOFF (Hrsg.), Wahrheit und Verkündigung I, Paderborn 1967, XXXIV-XXXVIII.
45 Vgl. U. HORST, Grabmann, Martin/Grabmann-Institut, in LThK3 4 (1995) 971f. Zu Grabmann s. a. W. IMKAMP, Theologie von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, in W. Brandmüller (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte III, St. Ottilien 1991, 540-651 (627-629).
46 A. MILANO, La Trinità dei teologi e dei filosofi, Neapel 1987, 246: „Un testimone della classica capacità cattolica di aprirsi con moderazione al nuovo senza tradire l`antico è Michael Schmaus”.
47 Über die auf der persönlichen Ebene freundlichen Kontakte mit seinem Dogmatikerkollegen in Tübingen vgl. H. KÜNG, Erkämpfte Freiheit. Erinnerungen, München 2002, 443f. 591. Das von Küng beklagte „üble Pamphlet“ ist eine engagierte Streitschrift, welche die Sachlage bestens auf den Punkt bringt: L. SCHEFFCZYK, Aufbruch oder Abbruch des Glaubens? Zum Buch H. Küngs „Christ sein“, Stein am Rhein 1976; vgl. DERS., Kursänderung des Glaubens? Theologische Gründe zur Entscheidung im Fall Küng, Aschaffenburg 21980.
48 Vgl. SCHEFFCZYK, Theologie im Aufbruch und Widerstreit, passim.
49 Vgl. L. SCHEFFCZYK, J. R. Geiselmann – Weg und Werk, in ThQ 150 (1970) 385-395.
50 SCHEFFCZYK, Theologie im Aufbruch und Widerstreit, XV.
51 Op. cit., XVIII.
52 Die neuesten Ausgaben: J. A. MÖHLER, Symbolik oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnisschriften, Köln – Olten 1958; Malsfeld 2012.
53 L. SCHEFFCZYK, Katholische Glaubenswelt. Wahrheit und Gestalt, Aschaffenburg 1977; 21978; Paderborn 32008.
54 SCHEFFCZYK, Katholische Glaubenswelt, 11.
55 Vgl. L. SCHEFFCZYK, Grundlagen des Dogmas. Einleitung in die Dogmatik (Katholische Dogmatik I), Aachen 1997, 204.Vgl. etwa die Würdigung von P. RODRIGUEZ, Palabras pronunciadas … en elogio del Prof. Leo Scheffczyk, in AA. VV., Discorsos pronunciados en la investitura del grado de doctor „honoris causa“, Universidad de Navarra: Pamplona 1994, 37f: „El Prof. Scheffczyk, … que tiene ese nada común conocimiento de la historia de los problemos teológicos, es ante todo un teólogo sistematico, que ha recorrido en su docencia y en sus publicaciones todos los ámbitos de la Dogmatica … Esa ingente producción … manifiesta no sólo un enciclopedico dominio de la Teología, sino – mas aun – la intensidad y la calidad con que nuestro doctorando posee el hábito teológico”.
57 L. SCHEFFCZYK, Schöpfung und Vorsehung (HDG II/2a), Freiburg i. Br. 1963; das Werk wurde übersetzt ins Französische, Englische und Spanische.
58 L. SCHEFFCZYK, Urstand, Fall und Erbsünde. Von der Schrift bis Augustinus (HDG II/3a, 1. Teil), Freiburg i. Br. 1981
59 L. SCHEFFCZYK, Katholische Dogmengeschichtsschreibung. Tendenzen – Versuche – Resultate, in W. Löser u. a. (Hrsg.), Dogmengeschichte und katholische Theologie, Würzburg 1985, 119-147.
60 L. SCHEFFCZYK – A. ZIEGENAUS, Katholische Dogmatik I-VIII, Aachen 1996-2003. Dazu M. HAUKE, Die „Katholische Dogmatik“ von Scheffczyk und Ziegenaus, in Klerusblatt 84 (2004) 66f.
61 Vgl. J. NEBEL, Gesamtverzeichnis der Schriften Leo Scheffczyks, in Ders. (Hrsg.), Kardinal Leo Scheffczyk (1920-2005). Das Vermächtnis seines Denkens für die Gegenwart. Mit wissenschaftlichem Gesamtverzeichnis seiner Schriften, Regensburg 2017, 243-416.
62 L. SCHEFFCZYK, Schwerpunkte des Glaubens (Gesammelte Schriften zur Theologie [I]), Einsiedeln 1977; Glaube als Lebensinspiration (Gesammelte Schriften zur Theologie [II]), Einsiedeln 1980; Glaube in der Bewährung (Gesammelte Schriften zur Theologie III), St. Ottilien 1991.
63 L. SCHEFFCZYK, Ökumene. Der steile Weg der Wahrheit (Quaestiones non disputatae VII), Siegburg 2004; Der Einziggeborene. Christusbekenntnis und Christusverehrung (Quaestiones non disputatae IX), Siegburg 2005.
64 L. SCHEFFCZYK, Aspekte der Kirche in der Krise. Um die Entscheidung für das authentische Konzil (Quaestiones non disputatae I), Siegburg 1993.
65 J. RATZINGER, Presentazione dell`edizione italiana, in L. SCHEFFCZYK, La Chiesa, Milano 1998, 9-11 (Übersetzung von Hauke).
66 Ein Ansatz dazu findet sich bei M. HAUKE, Ganz und gar katholisch. Ein erster Einblick in das theologische Werk von Leo Cardinal Scheffczyk, Buttenwiesen 2003; DERS., Introduzione all’opera e alla mariologia del cardinale Leo Scheffczyk, in L. SCHEFFCZYK, Maria, crocevia della fede cattolica (Collana di Mariologia 1), Lugano 2002, 11-39; DERS., Introduzione all’opera teologica del Cardinale Leo Scheffczyk, in L. Scheffczyk, Fondamenti del dogma. Introduzione alla dogmatica (Dogmatica cattolica, 1), LUP, Città del Vaticano 2010, 11-64 (35-59).
Hingewiesen sei auch auf den Beitrag einiger neuerer Doktorarbeiten (neben den schon genannten Dissertationen von Felder, 1993, und Lugmayr, 2005): M. LINNER, Die Kirche als Person: Verknüpfung der ekklesiologischen Systeme von Humbert Clérissac und Leo Scheffczyk, PUG, Roma 2007; C. LUTZ, Theologie in der Kirche: eine Untersuchung der methodologischen Grundlagen der Theologie und des Verständnisses der Katholizität der Kirche bei Avery Kardinal Dulles und bei Leo Kardinal Scheffczyk, Peter Lang, Frankfurt a.M. ecc. 2010; Y.A.A. GBENOUGA, La théologie contemporaine et la notion d’âme humaine. Analyse de la pensée de P. Teilhard de Chardin, K. Rahner, J. Ratzinger et L. Scheffczyk, Paris 2016, 147-170; J.P. DE MENDONÇA DANTAS, Lo Spirito Santo “anima” del Corpo Mistico. Radici storiche ed esempi scelti dell’ecclesiologia pneumatologica contemporanea (Biblioteca teologica, 11), Lugano – Siena 2017, 482-502; J.D. RALISON, Redécouvrir le Père. L’importance de Dieu le Père dans la Théologie contemporaine, Lugano 2019, 155-172.
67 Aschaffenburg 1977; 21978.
68 SCHEFFCZYK, Erfahrung der Theologie in der Zeit (2004), 5.
69 A. FELDER, Wort – Strukturprinzip der Theologie. Zur „Theologie des Wortes“ bei Leo Scheffczyk, St. Ottilien 1993, 453.
70 Vgl. u.a. L. SCHEFFCZYK, Von der Heilsmacht des Wortes. Grundzüge einer Theologie des Wortes, München 1966; Die Heilsbedeutung des Wortes in der Kirche, in DERS., Schwerpunkte des Glaubens. Gesammelte Schriften zur Theologie, (vol. I), Einsiedeln 1977, 327-348 (= A. Scheuermann - G. May, Hrsg., Ius sacrum. Festschrift K. Mörsdorf, München 1969, 327-347); Das Wort und die Sakramente in der Kirche. Mit Bezug auf die Feier des Sonntags, in DERS., Glaube in der Bewährung. Gesammelte Schriften zur Theologie, III, St. Ottilien 1991, 376-409; Rechtfertigung und Eucharistie, in A. VON BRANDENSTEIN-ZEPPELIN – A. VON STOCKHAUSEN (Hrsg.), Die Rechtfertigungs- und Sakramentenlehre in katholischer und evangelischer Sicht, Gustav-Siewerth-Akademie, Bierbronnen 22001, 41-60.
71 Vgl. L. SCHEFFCZYK, Zur Theologie der Ehe (Respondeo, 6), Kral Verlag, Abensberg (1986), 49-69 (Der Personalismus in der Ehelehre von Johannes Paul II.).
72 Vgl. etwa G. MARCHESI, La cristologia trinitaria di Hans Urs von Balthasar (Biblioteca di Teologia Contemporanea 94), Brescia 1997, 135-138; G. NACHTWEI, Dialogische Unsterblichkeit. Eine Untersuchung zu Joseph Ratzingers Eschatologie und Theologie (Erfurter Theologische Studien 54), Leipzig 1986.
73 L. SCHEFFCZYK, Die Heilsverwirklichung in der Gnade. Gnadenlehre (Katholische Dogmatik VI), Aachen 1998, passim.
74 Siehe etwa L. SCHEFFCZYK, Grundlagen des Dogmas. Einleitung in die Dogmatik (Katholische Dogmatik I), Aachen 1997, 245-248; DERS., Schöpfung als Heilseröffnung. Schöpfungslehre (Katholische Dogmatik III), Aachen 1997, 209f; DERS., Gnadenlehre, 405-407. Dazu M. HAUKE, Karl Rahner in der Kritik von Leo Scheffczyk, in Forum Katholische Theologie 28 (2012) 161-184.
75 L. SCHEFFCZYK, Christentum als Unmittelbarkeit zu Gott. Erwägungen zu Karl Rahners „Grundkurs des Glaubens“, in Internationale Katholische Zeitschrift „Communio“ 6 (1977) 442-451.
76 Vgl. L. SCHEFFCZYK, G. W. Fr. Hegels Konzeption der „Absolutheit des Christentums“ unter gegenwärtigem Problemaspekt, München 2000, 42.
77 Vgl. M. LUGMAYR, Gottes erstes Wort. Untersuchungen zur Schöpfungstheologie bei Leo Scheffczyk, Kisslegg 2005.
78 Vgl. die Internetseite der Akademie (www.siewerth-akademie.de), https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav-Siewerth-Akademie (Zugang 29.8.2020) sowie Die Gustav-Siewerth-Akademie. Pur-Magazin spezial, Mai 1995.
79 Dabei wirkte er auch an der Entstehung des 1985 von den deutschen Bischöfen vorgelegten Katechismus für Erwachsene mit: siehe die Namensliste in Deutsche Bischofskonferenz, Katholischer Erwachsenenkatechismus, Bonn 1985, 463. Die anderen Dogmatiker, die in der „Katechismuskommission“ mitwirkten, waren die Kardinäle Volk und Ratzinger (nur bis 1982), Erzbischof Wetter, Bischof Lehmann sowie die Professoren Semmelroth (bis 1979), Lehmann und Kasper, dem die Hauptredaktion übertragen wurde.
80 Vgl. oben, Anm. 56: RODRIGUEZ, op. cit.
81 NEBEL, Leo Kardinal Scheffczyk (2008), XXV.
82 Zum „Werk“ vgl. u. a. M. SCHIELE, „Das Werk“ – eine neue Form des geistlichen Lebens, in Der Fels 33 (3/2002) 80-83; DIE GEISTLICHE FAMILIE „DAS WERK“ (Hrsg.), Sie liebte die Kirche. Mutter Julia Verhaeghe und die Anfänge der Geistlichen Familie „Das Werk“, Bregenz 2005. Wichtige Hinweise finden sich auch auf der Internet-Seite www.daswerk-fso.org (Zugang 30.8.2020).
83 Vgl. das Dekret der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens vom 29.8.2001: DIE GEISTLICHE FAMILIE „DAS WERK“, op. cit., 275-277.
84 Op. cit., 276.
85 Für die Äußerungen über Newman sind kennzeichnend L. SCHEFFCZYK, La teoria di Newman sullo sviluppo dei dogmi alla luce della critica recente, in K. M. Strolz (Hrsg.), Alla ricerca della luce. Vita – sviluppo – preghiera. Tre saggi su John Henry Newman, Rom 1985, 35-56 (frz. Anthropotes 6, 1990, 173-186); Die Bedeutung der Kirchenväter für die Theologie Newmans, in A. Gläßer (Hrsg.), John Henry Newman, Eichstätt – Wien 1991, 17-31; Die wahre Kirche. Zur Motivation der Konversion J. H. Newmans, in Forum Katholische Theologie 12 (1996) 163-172.
86 Vgl. L. SCHEFFCZYK, Das biblische Zeugnis von Maria, RSK, Wien – St. Pölten 1979 (19906); Maria im Glauben der Kirche, RSK, Wien – St. Pölten 1980 (19923); Maria in der Verehrung der Kirche, RSK, Wien – St. Pölten 1981 (19922); dazu kam noch ein viertes Bändchen über Fatima: Verheißung des Friedens. Theologische Betrachtungen zur Botschaft von Fatima, RSK, Wien – Mödling 1985 (19973). Nach der Kardinalsernennung wurden die vier Opuscula leicht bearbeitet und in einem einzigen Band veröffentlicht: Maria. Mutter und Gefährtin Christi, Augsburg 2003. Das Werk wurde übersetzt ins Polnische, Spanische und Portugiesische.
87 Vgl. NEBEL, Gesamtverzeichnis der Schriften Leo Scheffczyks (2017), 350-358.
88 Vgl. L. SCHEFFCZYK, Entschiedener Glaube – befreiende Wahrheit. Ein Gespräch über das Katholische und die Kirche von Peter Christoph Düren, Buttenwiesen 2003, 11f.
89 L. SCHEFFCZYK, „Die Aktualität paulinischer Theologie“: Die Tagespost, 1.3.2001, S. 6.
90 Ansprache an die Pfarrgemeinde S. Francesco Saverio alla Garbatella, 27.5.2001, wiedergegeben auf einem Faltblatt dieser Gemeinde. Übersetzung aus dem Italienischen von Manfred Hauke.
91 L. SCHEFFCZYK, In Sorge um die Kirche. Zum Papstbrief an die deutschen Kardinäle, in Theologisches 31 (2001) 282-288. Der Aufsatz war bereits zuvor im „Rheinischen Merkur“ erschienen (Nr. 20-2001), dort aber „aus Raumgründen“ erheblich gekürzt worden (op. cit., 282, Anm. 1). Das Papstbrief ist wiedergegeben in: Die Tagespost, 10.3.2001, S. 3.
92 L. SCHEFFCZYK, Entschiedener Glaube – befreiende Wahrheit. Ein Gespräch über das Katholische und die Kirche von Peter Christoph Düren, Buttenwiesen 2003.
93 MEISNER, op. cit., S. 2.
94 L. SCHEFFCZYK, Gott und das Leid, in DERS., Glaube als Lebensinspiration (Gesammelte Schriften zur Theologie [II]), Einsiedeln 1980, 190-206 (205).
95 Nach einer mündlichen Mitteilung von Pater Dr. Peter Willi.
96 MEISNER, op. cit., S. 1.
97 Ibd., S. 3.
98 BENEDIKT XVI., Telegramm zum Ableben von Leo Kardinal Scheffczyk: www.kath.net, 9.12.2005.
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