Die Kirche in unserem Land hat zu viele faule Früchte geerntet

5. Oktober 2020 in Kommentar


Jetzt erst wird wirklich deutlich, was für faule Früchte in der Vergangenheit geerntet wurden. Jetzt erst wird deutlich, was aus dem verdorbenen Samen wird, den viele Vertreter der Kirche in unserem Land ausstreuen - Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Der Oktober ist der Monat des Erntedankfestes. Die Menschen schauen auf die Ernte und danken Gott für die Erträge. Dabei ist eine Ernte nie einfach nur die Gabe Gottes. Das ist sie auch, ohne die Gnade Gottes wächst nichts und wir würden unweigerlich verhungern. Eine Ernte ist, das weiß auch der Glaube der Kirche, immer das Zusammenspiel der Arbeit des Menschen, der Kräfte der Natur und der Gnade Gottes. Nirgendwo sieht man es besser, wie viel Gott dem Menschen anvertraut hat. Eine Ernte verlangt Kultur. Reine Natur führt zu keiner oder nur sehr dünner Ernte. Eine Ernte verlangt Wissen. Niemand unterschätze das Wissen eines Landwirtes, der sein Feld bestellt. Er kennt den Boden, er erkennt das Wetter, er weiß aus Vorjahren, wie die Ernte auf diesem Feld war. Moderne Techniken helfen dem Landwirt heute, wie sie jeden von uns im Beruf unterstützen. Doch ohne die Arbeit des Landwirts, ohne sein Wissen und ohne seine oft über Generationen überlieferte Erfahrung ist das alles nichts. Zeit also, auch für jene, die nichts anbauen, Gott für die Gaben der Felder zu danken.

Auch in einem anderen Bereich könnte man in diesem Jahr Ernteschau halten. Das Gleichnis vom Sämann vergleicht die Verkündiger des Gotteswortes schließlich auch mit einem Landwirt. Wie fällt die Ernte in der Kirche aus? Im vergangenen Jahr traten mehr Menschen aus der Kirche aus als jemals zuvor. Die Zahl der Sakramentenspendungen ging dramatisch zurück. Der regelmäßige sonntägliche Messbesuch war im Vorjahr auf einem Tiefststand. Die Zahlen konnten erschrecken. In diesem Jahr ist es weitaus schlimmer. Die Kirche hat sich eingeschlossen. In der Pandemie glänzte sie – löbliche Ausnahmen ausdrücklich ausgenommen – schlicht durch Abwesenheit. Keine Sonntagsmesse in der Kirche. Eine Messe am Bildschirm kann kein Ersatz sein. Nachdem die Messen wieder öffentlich gefeiert werden dürfen kam landauf- landab der große Schock. Selbst die wenigen Plätze, die wegen der Abstandsbestimmungen in der Kirche noch besetzt werden dürfen, werden nicht mehr voll. Gerichte und Standesämter lassen erkennen, dass wir wohl auf eine neue Austrittsspitze zulaufen. Die Kirche in unserem Land hat ausgedient.

Wie sieht die Ernte aus? Die Antwort kann nur „verheerend“ lauten. Die Ernte ist auch hier das Produkt der menschlichen Arbeit, der Kräfte der Natur und der Gnade Gottes. Davon auszugehen, dass die Gnade Gottes uns nicht mehr zuteil würde, wäre schon fast ein Akt der Apostasie. Das kann es nicht sein. Die Kräfte der Natur wirken wegen der erbsündlich gebrochenen Natur durchaus einer gedeihlichen Ernte entgegen. Man darf die Natur nicht außer Acht lassen, man darf die Ernte aber auch nicht der Natur überlassen. Die menschliche Arbeit ist im Falle der Kirche die Arbeit der Hirten, die Verantwortung für die Verkündigung tragen. Ein Landwirt, der eine Missernte einfährt, kann schlechtes Wetter oder sonstwie schlechte Rahmenbedingungen haben. Auch drei oder vier Jahre schlechte Ernte muss man mal hinnehmen. Doch was ist, wenn die schlechte Ernte nicht nur ein Dauerergebnis ist sondern sogar progressiv?

Hier bricht die Vergleichbarkeit ab, denn absurderweise erlebten wir zwar Jahrzehnte der schlechten Ernte aber ebenso Jahrzehnte steigender Einnahmen. Hierin darf man auch den Grund für die Sorglosigkeit der Hirten annehmen. Es lief ja alles. Die Milliarden sprudelten von einem Jahr zum nächsten mit stetig zunehmender Tendenz. Wozu nachdenken über die zahlenmäßige Abnahme der Gläubigen? Was scherte die Hirten das Seelenheil der Menschen? Die Kirchensteuer sprudelte. Die Verwaltungspaläste der Ordinariate wurden immer prächtiger, die Zahl der Mitarbeiter sprengt langsam jede Vorstellungskraft.

Doch plötzlich ist etwas anders. Mit der Coronakrise genannten Stilllegung der Wirtschaft in unserem Land geht es auch dem Episkopat nun ans Geld. Die Kirchensteuer wird bei weitem nicht mehr so sprudeln, denn von dieser Krise sind die Einkommen der Kirchensteuerzahler betroffen. Während die Austritte der vergangenen Jahre zwar von vielen Ausgetretenen mit der Kirchensteuer begründet wurden, muss festgestellt werden, dass diese gar keine Abgaben in wirksamer Höhe an die Kirche geleistet hatten. Jetzt wird es kirchensteuerwirksam. Die Krise aber auch die kommenden Austritte werden sich – endlich möchte man sagen – auf die Finanzen der Kirche auswirken. So manches prestigeträchtige Objekt der kommenden Jahre gerät plötzlich unter Finanzierungsvorbehalt. Die Krokodilstränen im Episkopat wachsen zur Flut an. Jetzt, wo es ums Geld geht. Weinen wäre angezeigt, wo es um das Heil der Seelen geht.

Jetzt erst wird wirklich deutlich, was für faule Früchte in der Vergangenheit geerntet wurden. Jetzt erst wird deutlich, was aus dem verdorbenen Samen wird, den viele Vertreter der Kirche in unserem Land ausstreuen. Jetzt ist die Zeit, darüber nachzudenken, ob man nicht wieder beginnen sollte die Menschen zu lehren, was die Kirche lehrt. Das wäre mal ein echter Aufbruch. Könnte sein, dass eine Kirche, die wieder authentisch den Katechismus - statt des gegenwärtigen Relativismus - lehrt, tatsächlich auch mal wieder wachsen würde.


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