6. Oktober 2020 in Weltkirche
Laut Medienberichten hat der ehemalige Kardinal einen hohen Geldbetrag von vatikanischen Konten nach Australien überwiesen. Dort stand zu dieser Zeit Kardinal Pell wegen des Vorwurfs des Kindesmissbrauchs vor Gericht.
Vatikan (kath.net/CNA/jg)
Italienische Medien berichten von Vorwürfen gegen Ex-Kardinal Angelo Becciu, dieser habe mehrere hunderttausend Euro von vatikanischen Konten auf eine Konto in Australien überwiesen, während Kardinal George Pell dort der Prozess gemacht wurde.
Die italienische Zeitung Corriere della Sera berichtete am Freitag, der angebliche Transfer sei Teil eines Dossiers, das von vatikanischen Untersuchungsbehörden derzeit gegen Becciu zusammengestellt werde. Becciu musste am 24. September überraschend als Präfekt der Heiligsprechungskongregation zurücktreten und auf seine Rechte und Privilegien als Kardinal verzichten.
Laut der italienischen Zeitung Il Messaggero stammen die Vorwürfe gegen Becciu von Mons. Alberto Perlasca, Beccius Stellvertreter am Staatssekretariat des Vatikan. Becciu war 2011 bis 2018 Substitut des Vatikanischen Staatssekretariats. Laut Berichten arbeitet Perlasca jetzt mit den vatikanischen Behörden bei der Untersuchung finanzieller Misswirtschaft im Staatssekretariat zusammen.
Perlasca soll laut Il Messaggero im Gespäch mit den Untersuchungsbehörden erwähnt haben, dass Becciu 700.000 Euro von vatikanischen Konten auf ein australisches Konto überwiesen haben soll, während der Prozess gegen Kardinal George Pell im Gange war. Es steht der Verdacht im Raum, Becciu könnte mit dem Geld Zeugen beeinflusst haben. Pell war im australischen Bundesstaat Victoria wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen angeklagt. Er wurde zunächst verurteilt, 2020 aber vom Obersten Gerichtshof frei gesprochen.
Aus dem Artikel von Il Messaggero geht nicht hervor, wann Perlasca die Überweisung zum ersten Mal ins Spiel gebracht hat, wann die Überweisung durchgeführt worden sein soll oder wer der Inhaber des australischen Kontos war.
Im Februar 2020 wurden Perlascas Wohnung und sein Büro von der vatikanischen Staatsanwaltschaft durchsucht.
In den letzten Monaten gab es wiederholt Berichte über die Verwicklung von Becciu und dem Staatssekretariat in finanzielle Unregelmäßigkeiten.
2014 übernahm Kardinal Pell als erster Präfekt das neu errichtete Wirtschaftssekretariat des Vatikan. Papst Franziskus hat das Wirtschaftssekretariat eingerichtet, um die Vermögenswerte des Vatikan zusammenzufassen und mehr Transparenz in deren Verwaltung zu bringen. 2017 ließ sich Kardinal Pell freistellen, um sich in Australien den gegen ihn erhobenen Vorwürfen des Kindesmissbrauchs zu stellen.
Nach Berichten der Catholic News Agency (CNA) war das Verhältnis zwischen Becciu und Pell angespannt. Pell habe versucht, die vatikanischen Finanzen nach den Vorgaben von Papst Franziskus zu reformieren. Becciu verhinderte gegen den Willen von Kardinal Pell eine externe Überprüfung des Vatikan durch die Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCooper. Er war auch für die offiziell freiwillige Kündigung von Libero Milone verantwortlich. Milone war von 2015 bis 2017 der erste Generalrevisor des Vatikan. Becciu warf ihm vor, hohe Mitarbeiter des Vatikan ausspioniert zu haben. Seine Kündigung sei unter Druck geschehen, betonte Milone, weil seine Arbeit und die des Wirtschaftssekretariats für manche im Vatikan bedrohlich geworden seien. Ein eingeleitetes Strafverfahren gegen Milone wurde nach einem Jahr wieder eingestellt. Die Stelle des Generalrevisors wurde nach Milones Abgang nicht mehr besetzt.
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