"Ist der Papst parteipolitisch?"

13. Oktober 2020 in Kommentar


"Auch ein Papst kann nichts dazu, von wem er vereinnahmt wird. Aber er muß nicht jeder Vereinnahmung Vorschub leisten. Was bei Papst Benedikt XVI ausgeschlossen war, scheint jetzt an der Tagesordnung". - Ein Kommentar von Peter Hahne


Berlin (kath.net)

Auch ein Papst kann nichts dazu, von wem er vereinnahmt wird. Aber er muß nicht jeder Vereinnahmung Vorschub leisten. Was bei Papst Benedikt XVI ausgeschlossen war, scheint jetzt an der Tagesordnung: politische Aussagen, die vom eigentlichen Auftrag des Evangeliums ablenken. Besser: parteipolitische Aussagen. Denn sie machen das unmöglich, wofür Kirche eigentlich stehen sollte: ein offener Ort für alle, die sich vielleicht im sonstigen Leben geradezu feindlich gegenüberstehen, um das Evangelium zu hören, die Botschaft des Heils und der Versöhnung in Jesus Christus und untereinander.

Zwei Beispiele der letzten Tage, die selbst einen Lutheraner wie mich schmerzen. Die einst renommierte Tageszeitung DIE WELT veröffentlichte am 12. Oktober einen fast ganzseitigen Artikel der Rom-Korrespondentin mit dem reißerisch-ideologischen Titel „Trump, der Gegenpapst“. Bebildert mit einem riesigen Drei-Personen-Foto vom Staatsbesuch des Ehepaars Trump im Vatikan 2017 mit Papst Franziskus. Trump strahlt, der Papst steht bedröppelt (um es westfälisch zu sagen) daneben wie ein ertappter Schuljunge oder jemand, der magenkrank ist oder gerade eine bittere Pille verdauen muß. In diesem Ton ist denn auch der ganze Artikel geschrieben, geradezu eine Hetze gegen den amerikanischen Präsidenten, der jetzt seinen Außenminister in den Vatikan geschickt hat mit der Bitte, die Erneuerung des Vatikan-China-Abkommens abzusagen. Das sei doch reiner Wahlkampf, denn für viele Gläubige in den USA stehe doch fest: Trump ist der Verteidiger rechtskonservativer Werte, Franziskus dagegen ist ein herzensguter Liberaler.

Der Papst sagte das Treffen mit dem bereits in Rom weilenden Minister bekanntlich ab. Begründung: er empfange keine Politiker, die im Wahlkampf stehen. Am selben Tag empfing er jedoch den katholischen NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet. Steht der etwa nicht im Wahlkampf um CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur? Kein Wort davon in der WELT, stattdessen wüste Spekulationen, wie sich die Brüskierung Trumps (siehe das Foto, aber auch die Ausladung seines Außenministers) auf die Wahl in den USA auswirken könnte. Mit dem erhellenden Schlußsatz: „Sollte Biden gewinnen, wird der Vatikan sich beeilen, ihn so schnell wie möglich zu einer Audienz einzuladen.“

Kein Wort davon, wie der aktuelle Papst es verdrängt (um es vornehm zu sagen), dass Trump es ist, der als letztes Bollwerk einer „linken Kulturrevolution“ gilt, so vergangene Woche die Neue Zürcher Zeitung NZZ. Kein Wort zu Bidens verheerenden Äußerungen zu Abtreibung, Gender, Ehe für alle.  Kein Wort dazu, dass ein Priester im Bundesstaat South Carolina dem Präsidentschaftskandidaten der Demokraten die Eucharistie verweigert hat. Begründung: „Jede Person der Öffentlichkeit, die sich für Abtreibung einsetzt, bewegt sich außerhalb der Kirchenlehre.“ Müßte der Vatikan nicht eher dankbar sein, dass ein „kleiner“ Priester aller Welt spektakulär vor Augen führt, was Eucharistie und biblische Botschaft bedeuten?! Und dass ein Donald Trump nicht an seiner Frisur, seiner Twitterei und seinen markigen Sprüchen zu beurteilen ist, sondern an seinen Taten: Ein klares Kontra zu Abtreibung und Gender, sein Einsatz für Israel und die stückweise Befriedung des Nahen Ostens. Und eben China, seine klare Kante gegen Christen verfolgende Diktaturen. Nichts davon verlautbart aus dem Vatikan. Auch nichts in dem WELT-Artikel. Kein Dankeschön des Papstes. Im Gegenteil.

Gestern dann das nächste Kapitel zu päpstlich-politischer Propaganda, zum Bündnis mit den Falschen, zu Anbiederung und Ranschmeiße:  Fridays for Future (FFF) twittert nun hochoffiziell und voller Häme gegen die CDU, dass der Papst Mitglied „in unserer Glaubensgemeinschaft“ ist. Ätsch, und nicht bei Euch! Will sagen: Franziskus hat genau dem Vorschub geleistet, indem er die Klima-Bewegung plus ihrer Ikone Greta geradezu heilig sprach. Unvergessen: ein maßgeblicher Teil des deutschen Klerus bietet ja einen Kirchenaustritts-fördernden Greta-Jubel, der an die Grenze der Blasphemie geht. Haben die alle nicht mitbekommen, dass am Ende der ersten Großdemonstration 2019 vom offiziellen Podium der FFF-Ideologen am Brandenburger Tor aufgefordert wurde, „morgen die Fundamentalisten der Lebensschützer und Abtreibungsgegner bei deren frauenfeindlicher Demo stören.“ Hat das denn niemand gehört? Am folgenden Tag wurde in der Tat der „Marsch für das Leben“ massiv und gewaltsam „gestört“.

Sind das die (neuen) Verbündeten des Vatikans? Der Lutheraner Hahne faßt es nicht, freut sich jedoch, dass er mit seiner Einschätzung in seinen letzten Büchern „Schluß mit euren Mogelpackungen“ und „Seid ihr noch ganz bei Trost“ Recht behalten hat: die Greta-Bewegung ist eine Klima-Religion mit allem, was dazu gehört und eine Religion kennzeichnet. Das wurde als verhöhnende, das Anliegen negierende und die ganze Bewegung pauschal verleumdende Diffamierung aufgefaßt und kommentiert. Doch jetzt, man lese und staune, sagt das die FFF-Truppe von sich selbst (und bestätigt den „Verleumder“) : Wir sind eine „Glaubensgemeinschaft“, und zu uns gehört der Papst! Wächst da etwa zusammen, was zusammen gehört?!

kath.net-Buchtipp:

Seid ihr noch ganz bei Trost!
Schluss mit Sprachpolizei und Bürokraten-Terror
Von Peter Hahne
Hardcover, 128 Seiten
2020 Quadriga
ISBN 978-3-86995-096-9
Preis Österreich: 12.40 EUR

 

Foto: (c) Peter Hahne / ZDF


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