Keine Angst vor dem Islam

9. November 2020 in Kommentar


Er habe keine Angst vor einem starken Islam, er habe Angst vor dem schwachen Christentum, so wurde der verstorbene Journalist Peter Scholl-Latour nicht müde zu betonen - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)
Es geht nicht um Verharmlosung. Seit dem 11.9.2000 ist die westliche Welt im Dauerkonflikt mit den kriegerischen Teilen der islamischen Welt, die inzwischen durchaus auch in Europa ihre Stützpunkte gefunden hat. Der Ost-West- Konflikt der Jahre nach dem II. Weltkrieg mit seiner atomar hochgerüsteten bilateralen Weltordnung hatte die gesamte Welt in Atem gehalten. Alle anderen Konflikte waren zu Stellvertreterkriegen der Supermächte geworden. Wie dramatisch und wie echt diese Konflikte in Wirklichkeit waren, brachte der Untergang der kommunistischen Systeme der sowjetrussischen Sphäre zum Vorschein. Der 9.11.1989 ließ den Osten mit der Mauer in Berlin zusammenfallen. Seit 31 Jahren ist Europa frei. Doch die Freiheit hat Tücken und grobe Webfehler.

Glaubten wir noch die ersten zehn Jahre nach Untergang des Ostblocks und der Befreiung der unterdrückten Staaten des Warschauer Paktes in einer neuen Weltfriedensordnung angekommen zu sein, zeigte spätestens der Anschlag auf die Twin Towers, wohin der Weg für die Welt gehen sollte. Schon damals hätte ein Blick ins Evangelium zeigen können, dass es solch eine Frieden in der Welt nicht geben kann. Aus dem - im Rückblick - fast schon gemütlich wirkenden Ost-West- Konflikt mit seinen choreographierten Propaganda-, Rüstungs- und Abrüstungsschlachten weit weg und im Fernsehen sind wir heute in einer Welt der Konflikte vor der eigenen Haustür gelandet.
 

Es ist im Kern der Kampf des islamisch dominierten mittleren Ostens gegen den dekadent gewordenen ehemals(!) christlichen Westen. Es wäre müßig, hier die gesamte politische Breite zu diskutieren, die dieses Bündel an Konflikten hat. Denn auch das ist Fakt. Es gibt in der islamischen Welt durchaus Kräfte, die dem Westen näher stehen als den kriegerischen Islamisten. Andere nutzen ihre Wirtschaftsmacht, um unter der Hand die bewaffneten Konflikte zu finanzieren und zu steuern.
Außer einem politischen Kampf existiert hier vor allem ein geistlicher Kampf.

Er habe keine Angst vor einem starken Islam, er habe Angst vor dem schwachen Christentum, so wurde der verstorbene Journalist Peter Scholl-Latour nicht müde zu betonen. Das Christentum ist schwach. Es ist so schwach, dass es kaum in der Lage ist, eine angemessene Sprache zu finden, um auf den Terror in Frankreich und in Österreich zu reagieren. Um äußerste politische Korrektheit bemüht, wird alles vermieden, was den Menschen klar machen könnte, dass es durchaus etwas mit dem Islam zu tun hat, was dort geschehen ist.

Es wird aber auch alles vermieden, was wirklich geeignet sein könnte, den unreflektierten Hass auf Muslime zu unterbinden. Nicht der freundliche Nachbar, der als Moslem in unserem Land lebt und arbeitet, seine Kinder zur Schule schickt und längst besser deutsch kann als seine Heimatsprache ist das Problem. Nicht der längst eingebürte Islam ist das Problem. Das Problem ist eine Kultur in unseren Ländern, die sich ihrer selbst und ihrer Wurzeln gar nicht mehr bewusst ist. Wohin sollen wir die Einwanderer integrieren?

Ein Vakuum ist nur wenig attraktiv. In „vollen Kirchen“ und in den Gesellschaften, die daraus – einem starken Glauben an Christus - resultierten, wären Anschläge weitaus schwerer zu verüben. In einem Land, das seinen Glauben, seine Kultur und seine Werte aktiv lebt und zu verteidigen weiß, tut sich Terrorismus deutlich schwerer, Schrecken zu verbreiten.

Und noch einmal Peter Scholl-Latour: Für einen Moslem ist ein Mensch, der keine Religion hat, weniger wert als ein Tier. Wir können mit dem Säkularismus dem Islam nicht begegnen, denn es wird nichts davon ernst genommen werden. Der Säkularismus kann keine Antworten geben. Der säkulare Staat, wir wissen es, lebt von Voraussetzungen, die er sich selber nicht geben kann. Allen Errungenschaften zum Trotz bleibt der säkulare Staat ohne das Fundament des Glaubens ein Krüppel. Andererseits konnte nur im christlichen Westen eine solche Errungenschaft wachsen. So gilt es, wollen wir in diesem Streit bestehen, den Glauben an Christus wieder zu finden, der letztendlich die Grundlage für alles und nicht zuletzt für unsere Freiheit ist.

Das Schlagwort heißt Neuevangelisierung. Schon der Heilige Papst Johannes Paul II. wusste nur zu gut darum, wie hohl und leer der Westen geistlich geworden war. Darum wurde er nicht müde zu predigen, dass wir Christus die Tore öffnen sollen. „Non abbiate paura!“
 

Reichtum einerseits und politischer Linksliberalismus andererseits hatten den Westen geistlich und moralisch entkernt. Wie leer der Westen geworden ist, sehen wir daran, dass allein dem politischen Islamismus mit politischen Mitteln der Kampf angesagt wird. Mission hingegen, die Verkündigung des Evangeliums an alle Völker spielt keine Rolle mehr. Es stimmt, dass politische Probleme von Politikern mit politischen Mitteln zu lösen sind. Genauso wahr aber ist, dass geistliche Probleme von Geistlichen mit geistlichen Mitteln zu lösen sind. Das Versagen der Geistlichkeit, nicht nur in diesem Bereich, schreit zum Himmel.


© 2020 www.kath.net