16. November 2020 in Kommentar
Gefragt danach, was denn gegen die Covid-Krise helfen könnte, sollte die Kirche - wer denn sonst? -durchaus auskunftsfähig sein. Rosenkranzkreuzzüge haben schon viel mächtigere Gegner besiegt - Der Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kath.net)
Österreich hat den Lockdown verkündet, die österreichischen Diözesen machen mit. (Siehe Bericht und Kommentar auf kath.net) Im Grunde ist es jetzt nur noch eine Frage der Zeit, wann die deutschen Diözesen in der einen oder anderen Weise nachziehen werden. Ob Gottesdienste ausgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Auszuschließen ist es entgegen allen Beteuerungen nicht. Auch der Vorsitzende der ÖBK hat noch Stunden vor Verhängung des Lockdown das Gegenteil behauptet. Soviel zur Glaubwürdigkeit des Episkopat. Die Anticoronapolitik entwickelt eben auch innerhalb der Kirche eine unberechenbare Eigendynamik.
Rundherum in Europa werden die unterschiedlichen Lockdowns mit den jeweils verschiedenen Maßnahmen eingeleitet, verschärft, gelockert und zurückverschärft. Das Virus breitet sich dennoch aus. Es ist vermutlich der zentrale Irrglaube, man könne ein Virus politisch bekämpfen. Selten erlebte man etwas so Unpolitisches wie dieses Virus mit dem kryptischen Namen SARS-CoV2. Im Frühjahr war die Infektionswelle gebrochen, als der Lockdown einsetzte. Ohne Masken und jenseits aller Politik, nur auf Grund seiner ihm eigenen Gesetzmäßigkeit, verbreitete sich das Virus den Sommer über kaum noch. Was sich in dieser Zeit der (auch politisch geschürten) Angst vor den sogenannten „zweiten Welle“ in der Welt, der Politik und nicht zuletzt in der Kirche verbreitete, waren und sind Maßnahmen von zweifelhaftem Nutzen.
Inzwischen verhüllen wir unser Gesicht, sobald wir nur näherungsweise in der Gefahr sind, anderen Menschen zu begegnen. Das Virus breitet sich aus. Inzwischen tragen wir die Maske in der Hl. Messe, sogar während wir am Platz sitzen. Wir tragen sie im Zug, im Supermarkt und Kinder tragen die Maske in der Schule. Das Virus breitet sich aus. Nun sind in Deutschland die Restaurants geschlossen. Sportstätten sind zu, Kirchen sind zu den Gottesdiensten zu 9/10 leer. Wir verhüllen uns und halten Abstand. Das Virus breitet sich aus. Wer jetzt noch hofft, dass sich das Virus nicht vielleicht doch politisch mit viel schärferen Maßnahmen bekämpfen lässt, warte gerne den nächsten, noch schärferen und folgenden nochnoch schärferen Lockdown ab. Das Virus wird sich nach seiner Gesetzmäßigkeit ausbreiten und die Ausbreitung einstellen.
Es kann und soll an dieser Stelle nicht spekuliert werden, was zu tun und was zu lassen ist, um ein Virus erfolgreich zu bekämpfen. Das einzige Virus, das der Mensch bislang besiegen konnte, war das Pockenvirus. Dies gelang nur, weil das Virus in seiner tödlichen Form die Speziesschranke nicht überwinden konnte und weil eine weltweite einzigartige Impfkampagne schließlich dazu führte, dass es das Virus außerhalb von Laboren nicht mehr gibt. Diese einmalige Konstellation wird nicht so leicht wiederholbar sein. Was der richtige Umgang der Menschen mit dem Virus ist, lässt sich an dieser Stelle nicht sagen. Den Menschen religiös, sozial und wirtschaftlich zu ruinieren führt am Ende nur dazu, dass das Virus den Menschen politisch besiegt haben wird. Das darf nicht dazu Ziel sein. Wenn wir nicht bald lernen, produktive Strategien zum Umgang mit diesem Virus zu entwickeln, ist jedoch genau das unsere Zukunft: Ein Leben unter der Knute politischen Triumpfes jenes Virus.
Der Montagskick kann und soll nicht virologisch werden, dazu fehlt die Kompetenz. Doch ein solcher Kommentar kann und soll Beobachtungen bewerten und aufzeigen, wenn diese fruchtlos erscheinen. Alle politischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus zeigten sich als unabhängige Größe und nennenswerte ohne Korrelation zur Entwicklung der Infektionszahlen. Damit darf man sie als wirkungslos ansehen. Darf die Kirche sich nachhaltig fruchtlosen politischen Maßnahmen wiederholt anschließen? Das ist eine Frage, die allen Ernstes zu stellen ist. Sie jetzt zu stellen, ist schon fast zu spät, denn die Kirche hatte schon lange vor Corona den Anschluss an die Gesellschaft verloren. Mit gerade noch zehn Prozent Gottesdienstbesuch vor Corona erreichte die Kirche mit der Botschaft des Evangeliums nur eine Minderheit in Deutschland. Auch die Weihnachtsillusion, die vom Kaplan bis zum Bischof jeder Kleriker so gerne träumt, wird in diesem Jahr an Corona zerschellen. Stille Nacht? Ja, ganz still. Bei fortschreitender Entwicklung werden die Kirchen in der Weihnacht so aussehen, wie in der Osternacht: leer.
Schon nach dem Ende des ersten Lockdown schrumpfte der Gottesdienstbesuch so schmerzhaft zusammen, dass auch der letzte Träumer kapiert haben dürfte, dass wir „nach Corona“ im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegen werden. Ein weiterer Lockdown kann es dem Grunde nach gar nicht mehr schlimmer machen. Zusätzlich zum Wegbrechen der Messbesucher bricht die Kirchensteuer weg und als Echowellen zu den Infektionswellen werden Austrittswellen die Kirche überschwemmen. Nun kann in einer Kirche, die die Menschen schon lange verloren hat, der sonntägliche Messbesuch und auch die Sakramente kein Maßstab mehr sein. Allein die Zahl der Erwachenentaufen und vielleicht der Wiederaufnahmen könnten in Zukunft Aufschluss geben, wieviel Früchte die Verkündigung (wieder) trägt.
Gefragt danach, was denn helfen könnte, sollte die Kirche - wer denn sonst? -durchaus auskunftsfähig sein. Rosenkranzkreuzzüge haben schon viel mächtigere Gegner besiegt. Hl. Messen im Anliegen, dass die Epidemie zum Erliegen kommen möge. Wo sind die Aufrufe zu Gebet, Fasten, Buße? Und natürlich, da die Gnade mit der Natur wirkt, ist natürlich auch persönlich Verantwortung übernehmen, hat man achtsam zu bleiben. Auch die katholische Moral kann hilfreich sein. Die Empfehlungen zu Hygiene sind ja nicht grundfalsch. Wer hätte je etwas gegen Händewaschen oder Lüften gesagt? Statt also blind in den nächsten Lockdown zu gehen, wäre jetzt die Stunde gekommen, in die Offensive zu gehen sowohl mit der Lehre und Verkündigung als auch mit dem Bestürmen des Himmels.
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