Dies Gejaule stellt nur einen übergriffigen Klerikalismus dar

23. November 2020 in Kommentar


Bischöfe wie Bischof Bätzing, die die Lehre der Kirche nicht unverkürzt verkündigen und lehren, begehen Verrat an Christus - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Das war sehr übergriffig und ein Schlag ins Gesicht der Opfer und in Grunde aller Gläubigen: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bedankte sich bei der Presse für den skandalisierenden Enthüllungsjournalismus, der zur Aufdeckung des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker an zumeist männlichen Jugendlichen führte und noch führt. Die Kirche sei hier nicht in der Lage aufzuklären, so karikierte der Bischof von Limburg seine eigene Unfähigkeit und diejenige, die er seinen Kollegen unterstellt. Als Bischof für sich, seine Amtsbrüder und deren Mitarbeiter in Anspruch zu nehmen, die Kirche zu sein, ist außer übergriffig auch noch extrem arrogant und klerikalistisch. Dass die Unfähigkeit, die genannten Vergehen angemessen zu sühnen, zum Himmel schreit, soll nicht bestritten werden.

Es waren Kleriker der Kirche, die in übelster Weise gegen das sechste Gebot verstoßen haben. Dies geschah häufig durch Ausnutzung einer überlegenen Stellung und oft genug wider die Natur. Diese himmelschreienden Sünden wurden zum Teil auf übelste Weise nicht nur nicht gesühnt, sondern auch vertuscht. Opfer wurden bedroht und damit noch einmal zu Opfern gemacht, und die Täter wurden nachhaltig geschützt. Das ist inzwischen in vielen Fällen bekannt und es eine schwärende Wunde an der Kirche, die der mystische Leib Christi ist. Die Unfähigkeit und das Versagen der mit der Leitung beauftragten Hirten korreliert in der Tat mit einer zuweilen erschreckenden Hilflosigkeit und sexuellen Verklemmtheit.

Nicht der Zölibat und die Sexualmoral der Kirche tragen die Schuld an solcherlei Fehlverhalten. Vielmehr ist es die Unfähigkeit offen und freimütig über menschliche Sexualität in all ihren Facetten zu sprechen. Auch zölibatär lebende Menschen müssen eine reife Sexualität leben. Letztendlich führt die Unfähigkeit offener und freier Rede über menschliche Sexualität auch dazu, dass kaum ein jüngerer Mensch die Kirche in dieser Frage überhaupt noch ernst nimmt. Weder sind die Weichspüler des synodalen Weges, die eine neue Sexualmoral des „anything goes“ sonderlich hilfreich, noch sind es die, die am liebsten alles totschweigen wollen. An Offensiven mangelte es nicht. Der Heilige Papst Johannes Paul II. hat mit seiner Theologie des Leibes vorgelegt. Es gibt auch in unseren Tagen gute Initiativen, wie das jüngste Buch von Bernhard Meuser zur Sexualmoral der Kirche deutlich zeigt. Man muss die Chancen nur ergreifen.

Bischöfe, die die Lehre der Kirche - auch in dieser Frage - nicht unverkürzt verkündigen und lehren, begehen Verrat an Christus. Bischöfe, die zudem behaupten, die Kirche unseres Herrn bräuchte Hilfe von außen, vertreten eine hochgradig defizitäre Ekklesiologie. Die Kirche ist das Volk Gottes und der mystische Leib Christi. Die Kirche ist in der Welt und in der Zeit. Sie muss sich hier und heute bewähren, wie das zu allen Zeiten und an allen Orten war. Als dieser Leib gilt, was Paulus schrieb: Leidet ein Glied, leidet der Leib.

In der Tat leidet der Leib gerade scheußlich unter den Vergehen der Kleriker, die ihren Lehr-, Leitungs- und Heiligungsdienst zu dem Christus sie beauftragt hat, durch schwere Sünden wider das sechste Gebot mit Schmutz beworfen haben. Der Leib der Kirche leidet an einem Episkopat, der so etwas deckt und den Dreck noch konserviert. Dabei ist der Kirche von ihrem Stifter Jesus Christus alles mitgegeben worden, was sie braucht, um in der Welt ohne Dreingabe von außen zu bestehen. Man nennt so etwas „societas perfecta“. Die Kirche ist weit davon entfernt, perfekt im weltlichen Sinne zu sein. Als „Casta meretrix“ als „Heilige Hure“ wurde sie von Ambrosius von Mailand einst bezeichnet. Und dennoch ist sie Braut des Herrn. Erst in der Endzeit wird sich dieser Widerspruch auflösen. In der Zeit jedoch ist sie den Stürmen preisgegeben. So stinkt es zur Zeit aus den Archiven zum Himmel. Hat eigentlich jemand Zweifel daran, dass der Heilige Geist diesen Dreck samt dessen Verursacher und Vertuscher irgendwann mit der Mistgabel rausholt und vor die Tür wirft?

Der Enthüllungsjournalismus, dem der Bischof von Limburg so devot dankte, spielt hingegen sein ganz eigenes Spiel. „Bad News are good news.“ Je größer der Skandal, umso schöner. Ist er nicht schön genug, bauscht man ihn gern ein wenig auf. Glaubt der Bischof von Limburg wirklich, dass auch nur ein einziger Artikel dieser Art geschrieben wird, um der Kirche behilflich zu sein? Nicht einer! Geschrieben werden derartige Artikel, weil damit Auflage gemacht und Geld verdient wird. Ist die Kirche erst ruiniert, liegt sie zerstört am Boden, wendet sich der ach so hilfreiche Journalismus Art dem nächsten Skandal zu.

Statt also übergriffig den Zustand „der Kirche“ zu bejammern, wäre es an der Zeit, dass diejenigen, die  die Leitung vom Herrn übertragen bekommen haben, endlich ihre Talente aus den Erdlöchern zu holen und beginnen zu lehren, zu leiten und zu heiligen wie es ihnen aufgetragen ist. Dieses jauligen, jammernden Selbstmitleides aus dem Episkopat ist man langsam mehr als überdrüssig.


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