28. November 2020 in Chronik
Moskauer Heiliger Synod beendet eucharistische Gemeinschaft mit Erzbischof von Zypern, weil dieser den Metropoliten der neuen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" in Liturgie genannt hatte - Heiliger Synod der Kirche von Zypern berät.
Moskau/Nikosia (kath.net/ KAP)
Der Ukraine-Konflikt in der Orthodoxie wirft nun auch tiefe Schatten auf das Verhältnis der orthodoxen Kirchen von Zypern und Russland. Nachdem das Oberhaupt der Kirche von Zypern, Erzbischof Chrysostomos II., die neue "Orthodoxe Kirche der Ukraine" anerkannt hatte, reagierte die russisch-orthodoxe Kirche nun mit Gegenmaßnahmen. Unter dem Vorsitz von Patriarch Kyrill I. fasste der Heilige Synod des Moskauer Patriarchats bei einer Online-Versammlung den Beschluss, dass der Name von Chrysostomos II. in der russischen Kirche nicht mehr in den "Diptychen" (den Ehrenlisten) genannt werden kann. Mit dem Erzbischof von Zypern und anderen zypriotischen Bischöfen, die seiner Linie folgen, sei keine eucharistische Gemeinschaft und Gebetsgemeinschaft mehr möglich.
Die Entscheidung von Chrysostomos II. war laut Bericht des Pro-Oriente-Informationsdienstes (Dienstag) nicht mit dem Heiligen Synod der Kirche von Zypern abgesprochen gewesen. Vier zypriotische Bischöfe haben inzwischen öffentlich ihren Widerspruch angemeldet. Am Montag tagte der Heilige Synod der Kirche von Zypern, es kam aber zu keiner Übereinkunft, daher wird der Heilige Synod am Mittwoch ein zweites Mal zusammentreten, um eine von allen Bischöfen mitgetragene Entscheidung im Hinblick auf das Verhältnis zur neuen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" zu fällen. Synod-Sprecher Metropolit Georgios (Papachrysostomou) von Paphos meinte am Montag, die zypriotischen Bischöfe hätten die Frage in einem "Geist der Einheit" behandelt, ohne zu einer gemeinsamen Haltung zu gelangen. Manche "Missverständnisse" hätten aber geklärt werden können.
Erzbischof Chrysostomos II. hatte das Oberhaupt der "Orthodoxen Kirche der Ukraine", Metropolit Epifanij (Dumenko), am 24. Oktober in Paphos erstmals in der Liturgie kommemoriert, was in der orthodoxen Kirche von Zypern einen Skandal auslöste. Vier zypriotische orthodoxe Bischöfe - die Metropoliten Athanasios (Nikolaou) von Limassol, Nikiphoros (Kykkotis) von Kykkos, Isaias (Kykkotis) von Tamassos und Bischof Nikolaos (Timiadis) von Amathous - veröffentlichten daraufhin ein Protestschreiben, in dem die Vorgangsweise des Ökumenischen Patriarchen in der Ukraine und die "einseitige Entscheidung" von Erzbischof Chrysostomos II. zur Anerkennung dieser Aktionen als "gegen das Kirchenrecht gerichtete Verletzung der konziliaren und kollegialen Natur der orthodoxen Kirche und des kanonischen Territoriums der russisch-orthodoxen Kirche" bezeichnet wurden. Die Zuerkennung der Autokephalie an die ukrainischen Schismatiker sei ein "willkürlicher, unkanonischer und antikirchlicher Akt".
Die vier Bischöfe nahmen zugleich Bezug auf eine Studie des zypriotischen Metropoliten Neophitos (Masuras) von Morphou, wonach es nur einen kanonischen Oberhirten von Kiew und der ganzen Ukraine gebe, nämlich das Oberhaupt der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats,Metropolit Onufrij (Berezowskij).
Im Beschluss des Heilige Synods des Moskauer Patriarchats vom 20. November wird u.a. die "tiefe Enttäuschung" darüber ausgedrückt, dass Chrysostomos II. durch die liturgische Nennung von Epifanij (Dumenko) seine Kommuniongemeinschaft mit "Schismatikern" zum Ausdruck gebracht habe. Zugleich wird daran erinnert, dass der Erzbischof von Zypern diese Entscheidung allein und ohne Zustimmung des Heiligen Synods der Kirche von Zypern getroffen habe, daher handle es sich nicht um eine "synodale Entscheidung".
Die Anerkennung von Epifanij durch Chrysostomos II. widerspreche aber auch wiederholten Feststellungen des zypriotischen Erzbischofs über die Ukraine-Frage, hielt der Moskauer Heilige Synod fest. So habe der Erzbischof in einem Brief vom 26. Juli 2018 an den Moskauer Patriarchen betont, dass die Kirche von Zypern die Haltung der russisch-orthodoxen Kirche im Hinblick auf die "sogenannte Autokephalie der Ukraine" unterstützen werde, weil diese Haltung "fair und gerechtfertigt" sei.
Hintergrund des Konflikts ist die Anerkennung einer selbstständigen orthodoxen Kirche in der Ukraine durch den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., in seiner Funktion als Ehrenoberhaupt der orthodoxen Weltkirche. Das Moskauer Patriarchat mit Patriarch Kyrill I. an der Spitze betrachtet dagegen die Ukraine als eine weiterhin unter seiner kirchlichen Oberhoheit stehende Region und hat im Zuge des Konflikts u.a. die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel beendet. Die neue "Orthodoxe Kirche der Ukraine" entstand aus zwei der drei damals bestehenden großen orthodoxen Kirchen in der Ukraine, wird bislang jedoch nur von wenigen Mitgliedern der orthodoxen Weltfamilie anerkannt.
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