Moskauer Patriarchat sieht "tiefe Krise" in der orthodoxen Welt

29. November 2020 in Chronik


Außenamtsleiter Hilarion macht Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios für Konflikt in Kirche von Zypern wegen Auseinandersetzung um Anerkennung der neuen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" verantwortlich.


Moskau/Nikosia (kath.net/ KAP)

Nach dem jüngsten Votum des Leitungsgremiums der orthodoxen Kirche von Zypern in der Auseinandersetzung um die Anerkennung der neuen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" hat der Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), eine "tiefe Krise" in der orthodoxen Welt beklagt. Die Vorgänge in Zypern führten zu einem weiteren Schisma in der Weltorthodoxie, der Schuldige sei Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, kritisierte Hilarion nach Angaben der Agentur Interfax (Donnerstag) in einer Erklärung. Der Metropolit betonte seine Überzeugung, dass der zypriotische Erzbischof Chrysostomos II. seine Entscheidung, das Oberhaupt der "ukrainischen schismatischen Gruppe" zu kommemorieren, unter dem Druck von Bartholomaios getroffen habe.

Eine Überwindung der Krise in der Orthodoxie sei nur möglich, wenn zum kanonischen Kirchensystem und zu einem orthodoxen Miteinander zurückgekehrt werde, so Hilarion. Dieses sehe keinen Macht-Primat für irgendeines der Oberhäupter in der Kirche vor, denn deren wahres Oberhaupt "war, ist und bleibt unser Herr Jesus Christus".

Aus dem am Mittwoch veröffentlichten Kommunique des Heiligen Synods der Kirche von Zypern gehe hervor, dass ein Teil der zypriotischen Bischöfe Chrysostomos II. unterstützen und ein anderer Teil nicht. Diese vom Kirchenrecht und ihrem Gewissen geleiteten Bischöfe hätten jetzt eine schwierige Position. Zweifellos seien sie entschlossen, die Einheit ihrer eigenen autokephalen Kirche zu bewahren, andererseits erlaube ihnen ihre Treue zur heiligen Tradition und zu den kirchenrechtlichen Regelungen nicht, eine Kirche anzuerkennen, deren selbsternannte Führungspersönlichkeiten keine legalen Weihen haben, so Hilarion.

Das Oberhaupt der zypriotischen orthodoxen Kirche, Chrysostomos II., hatte zuletzt in einem Gottesdienst des Vorstehers der "Orthodoxen Kirche der Ukraine", Metropolit Epifanij (Dumenko), gedacht und damit die in Konkurrenz zur moskautreuen Ukrainisch-Orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats stehende Kirche anerkannt. Der Heilige Synod der Kirche von Zypern billigte dies am Mittwoch mehrheitlich, jedoch in einer auffällig "weich" formulierten Erklärung. Man habe beschlossen sich der Entscheidung von Chrysostomos "nicht entgegenzustellen", hieß es wörtlich in einer kurzen offiziellen Mitteilung. Gleichzeitig sprach sich der Heilige Synod für weitere Beratungen aus, um "das drohende Schisma der Kirche Christi" abzuwenden.

Laut griechischen Websites lehnte Erzbischof Chrysostomos II. eine von manchen Synodalen eingemahnte geheime Abstimmung ab. Aus Sicht einiger Beobachter bleibt angesichts der offiziellen Erklärung letztlich unklar, ob die Synodalen für die Anerkennung der neuen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" abstimmten oder darüber, ob sie sich gegen die persönliche Entscheidung von Chrysostomos II. stellten wollten. Schon im Vorfeld hatten u.a. die Metropoliten Athanasios (Nikolaou) von Limassol, Nikiphoros (Kykkotis) von Kykkos, Isaias (Kykkotis) von Tamassos und Bischof Nikolaos (Timiadis) von Amathous das Kirchenoberhaupt Erzbischof Chrysostosmos scharf kritisiert.

 

Chrysostosmos verteidigt sich

Chrysostosmos selbst verteidigte auch in einem in der Nacht auf Freitag im zypriotischen Rundfunk ausgestrahlten Interview seine Entscheidung zur ukrainischen Autokephalie. "Innerhalb der Kirche von Zypern gibt es kein Schisma und keine Krise. Diese Haltung der Willkür wird verschwinden. Ich werde sie damit nicht davonkommen lassen", sagte der Erzbischof laut Portal "OrthodoxTimes" in Richtung der Metropoliten, die sich in der Ukraine-Frage gegen ihn stellen. Diese müssten im Heiligen Synod weiter mit ihm zusammenarbeiten. Man werde weiter beraten.

"Als ich die ganze Wahrheit erfuhr, beschloss ich, ehrlich zu mir selbst und dem Patriarchat zu sein", meinte Chrysostosmos demnach zu den Hintergründen seiner Entscheidung, Metropolit Epifanij (Dumenko) zu kommemorieren. In der orthodoxen Welt herrsche ein Durcheinander. "Alle schicken Metropoliten oder Priester in Gebiete mit orthodoxen Gemeinschaften und gründen Metropolen. Das Ökumenische Patriarchat hat Grenzen gesetzt", sagte er. Moskau habe versucht, in Europa und die USA vorzudringen. "Andere Kirchen haben das Gleiche getan", erklärte Chrysostosmos.

 

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