17. Dezember 2020 in Aktuelles
Eine scheinbare Verschwörungstheorie, die sich bei genauerem Hinsehen als ein offenes Kartell aus Machthabern in Politik und Wirtschaft herausstellt, um „einen neuen Gesellschaftsvertrag zu errichten“ - Eine Analyse von Michael Koder
Washington DC. (kath.net/National Review/mk) Was ist dran an dem in letzter Zeit vielbeschworenen „Great Reset“ oder „Großen Neustart“: Bloß eine Erfindung rechtsextremer Corona-Leugner und Impfgegner über eine Verschwörung mächtiger Politiker und Unternehmer, die angeblich eine neue Weltordnung errichten wollen? Oder steckt hinter diesem Schlagwort doch mehr Wahrheit, als die Propaganda von Regierung und Massenmedien uns weismachen will?
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Große Neustart als gar nichts Geheimes, wie Andrew Stuttaford im National Review erläutert: es ist ein offengelegter Plan bestimmter globaler politischer und wirtschaftlicher Eliten, den im Wirtschaftsleben vorherrschenden Kapitalismus umzuformen. Bei diesem Unterfangen sind auch UNO, Internationaler Währungsfonds und EU mit dabei. Künftig soll in den Unternehmen nicht mehr das Gewinnstreben ihrer Eigentümer tonangebend sein, sondern ein gemeinsames Engagement der Manager mit regierenden Politikern und NGOs, zur Schaffung einer neuen, besseren Welt. Die rein an Eigennutz orientierten Aktionäre sollen also entmachtet und durch „selbstlose“ Entscheidungsträger ersetzt werden, die die gesamtgesellschaftlichen Interessen besser im Blick hätten.
Einen solchen korporativen Kapitalismus schlägt Klaus Schwab, Begründer des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, in seinem vor kurzem veröffentlichten Buch mit dem Titel - eben - „The Great Reset“ vor. Auch das WEF macht Propaganda für den Großen Neustart, der nun sogar sogar seine eigene Website bekommen hat (https://www.weforum.org/great-reset/), wo offen für die Errichtung eines neuen Gesellschaftsvertrages geworben wird („to build a new social contract“). Zu den beteiligten Eliten gehören unter anderem Riesenkonzerne wie Apple, Microsoft, Facebook, IBM und IKEA, also auch führende US-Giganten, die bisher eher ein Bollwerk des freien Unternehmertums waren. Diese Liste zeigt, dass der Plan keineswegs als marxistisch-kommunistischer Umsturzversuch gesehen werden kann, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Der korporative Kapitalismus beruht auf der Überzeugung, dass die Gesellschaft durch und für ihre Hauptinteressensgruppen organisiert werden soll, die wiederum dem Staat wie einem Dirigenten untergeordnet sind. Der Einzelne hat hier nichts mitzureden, der Ansatz ist klar obrigkeitlich, die neue Welt wird verordnet. Unklar bleibt, wem gegenüber die neuen Machtträger in den Unternehmen verantwortlich sein sollen, wenn nicht mehr den Eigentümern. Klar ist, dass den Managern, die von der Fessel der Weisungsgebundenheit befreit werden sollen, die Idee gefällt, genauso wie auch machthungrigen Politikern, denen sich breite Möglichkeiten der Einflussnahme eröffnen.
Das Ziel dieses abgekarteten Wandels ist eine gesündere Gesellschaft mit mehr Möglichkeiten für mehr Leute, ein neues Bildungssystem, eine leistbare Gesundheitsversorgung, eine vernünftige Einwanderungsreform und Klimapolitik. Individuelles und kollektives Wohlbefinden sollen erreicht werden durch präzise Informationen über unseren ökologischen Fußabdruck, über die Schädlichkeit unserer Wohnumgebung und der Zutaten in unseren Nahrungsmitteln. Zusätzlich zur Information soll es aber auch Kontrolle und Beschränkungen geben, etwa beim Rohstoffverbrauch, und ein Schwergewicht auf „verantwortungsbewusster Ernährung“ und Urlaub in der näheren Umgebung. Solidarität, so wird die Maxime dieses neuen Zeitalters heißen.
Diese Ideen von Schwab und Konsorten sind nicht neu, sondern im Wesentlichen eine auf den neuesten Stand gebrachte, noch ehrgeizigere Version ihrer permanenten Wunschliste. Weniger als sechs Monate nach Auftauchen des Corona-Virus und noch mitten in der Krise schaltet sich Schwab in die zwangsweise verordnete Nachdenkpause der Gesellschaft ein und macht sich intensive Gedanken zu einer Welt nach der Pandemie. Die Krise als lang ersehnte Chance zu einer neuen Ordnung.
Ben Sixsmith vom American Spectator bringt es so auf den Punkt: „Wir sollten immer vorsichtig sein, Theorien als unsinnige Hirngespinste abzutun. Einige der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt sind sehr interessiert daran, unsere Art zu leben umzukrempeln. Mag man über ihre Ideen und Aktivitäten denken, was man will; es wäre töricht,
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