Mehrere Bischofskonferenzen meinen: Corona-Impfstoffe moralisch zulässig

11. Dezember 2020 in Aktuelles


Mehrere Bischofskonferenzen halten Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna für "moralisch unbedenklich" - Kritik gibt es am Impfstoff von AstraZeneca. In Produktion wurden Zelllinien aus einem abgetriebenen Kind eingesetzt


Bratislava/Dublin/Washington (kath.net/KAP) Mehrere nationale Bischofskonferenzen halten die Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna auf Ebene der Empfänger für "moralisch unbedenklich", da bei ihrer Herstellung keine Stammzellen abgetriebener Föten verwendet werden. Nach der US-amerikanischen und der englischen Bischofskonferenz haben jetzt u.a. auch die irischen sowie die slowakischen Bischöfe entsprechende Erklärungen veröffentlicht. Kritischer fällt der Blick auf den Impfstoff von AstraZeneca aus, bei dem in der Produktion Zelllinien aus einem abgetriebenen Kind eingesetzt wurden. Dennoch würden auch Katholiken, die sich mit diesem Impfstoff impfen lassen, nicht unmoralisch handeln, so die Bischöfe unter Verweis auf vatikanische Dokumente zu bioethischen Fragen.

Wie die anderen Bischofskonferenzen verweisen auch die slowakischen Bischöfe auf grundsätzliche Äußerungen der Päpstlichen Akademie für das Leben (2005, 2017) und der Römischen Glaubenskongregation (Bioethik-Instruktion "Dignitatis personae" von 2008). Die vatikanischen Dokumente "unterscheiden klar zwischen der moralischen Verantwortlichkeit der Erzeuger und Wissenschaftler, die moralisch bedenkliches biologisches Material verwenden, und der moralischen Verantwortlichkeit der Empfänger der konkreten Impfstoffe und Medikamente", heißt es in der von der Bischofskonferenz in Bratislava in dieser Woche veröffentlichten Stellungnahme: "Sie stellen klar, dass es seitens der impfenden Ärzte und der Empfänger der Impfstoffe moralisch zulässig ist, auch mit einem solchen Impfstoff zu impfen und sich impfen zu lassen, sofern keine anderen, ethisch völlig problemlosen Impfstoffe zur Verfügung stehen und eine ernste gesundheitliche Gefährdung vorliegt."

Eben dieses beträchtliche Risiko für Leben und Gesundheit liege in der aktuellen Pandemie vor, halten auch die irischen Bischöfe in einer mit 9. Dezember datierten Stellungnahme fest. Die Zurückweisung eines entsprechenden Impfstoffs könne zu einem beträchtlichen Verlust an Menschenleben, vor allem bei Älteren und Schwächeren führen, geben sie zu bedenken. Die kirchliche Lehre kenne seit jeher einen Unterschied zwischen der direkten und der "materiellen" Teilnahme an einem "unmoralischen Tun". Deutlich macht die Irische Bischofskonferenz aber auch: "Wer entscheidet, sich mit einem Impfstoff impfen zu lassen, bei dessen Entwicklung Zelllinien von Föten eingesetzt wurden, stimmt deswegen noch keineswegs der Abtreibung zu."

Die Bischöfe in der Slowakei zitieren in ihrer Erklärung aus einem von der Pro-Life-Kommission der US-Bischofskonferenz zusammengestellten Memorandum. Demnach hätten Pfizer/Biontech und Moderna bei der Herstellung ihrer Covid-19-Impfstoffe keine Stammzellen verwendet, die ihren Ursprung in dem Körper abgetriebener Kinder entnommen fötalen Gewebe hatten. Beide Pharmafirmen hätten derartige Zellenlinien zwar bei Labortests zur Prüfung ihrer Produkte eingesetzt, wodurch es eine indirekte Verbindung gebe. Der Einwand, dass auch die Verwendung eines solchen Impfstoffs immer unmoralisch sei, entspricht aus Sicht der US-Bischofskonferenz aber nicht der kirchlichen Lehre.

Diese Argumentation wurde auch von der Konferenz der Bischöfe von England und Wales in einer Stellungnahme ihrer Sektion für die soziale Gerechtigkeit (3. Dezember) bestätigt. Die Erklärung wies zugleich darauf hin, dass der AstraZeneca-Impfstoff direkter mit Stammzellenlinie abgetriebener Föten verbunden ist. Konkret wurde er aus Zelllinien entwickelt, die aus den Zellen eines 1983 abgetriebenen Fötus stammen. Mit Blick auf die vatikanischen Vorgaben sei aber auch die Impfung mit diesem Impfstoff nach kirchlichem Verständnis keine "Sünde". Dennoch ist es aus Sicht der Bischöfe wichtig, künftig einen "ethisch unumstrittenen" Impfstoff verfügbar zu machen.

In den USA, aber auch in der Slowakei gab es zuletzt Debatten über die ethische Zulässigkeit der Impfstoffe im Zusammenhang mit der Verwendung fötaler Stammzellen. Die Bischofskonferenz in Bratislava verzeichnete dazu nach eigenen Angaben zahlreiche Anfragen vonseiten der Gläubigen.

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