Schönborn nach Suizid-Urteil: Töten darf nicht zur Routine werden

15. Dezember 2020 in Prolife


Kardinal kritisiert in "Kronenzeitung" VfGH-Entscheidung und warnt davor, dass Druck auf alte und kranke Menschen stärker werden wird, "sich durch einen Suizid selber aus dem Weg zu räumen"


Wien (kath.net/KAP) Kardinal Christoph Schönborn übt heftige Kritik am Urteil des Verfassungsgerichtshofs, der das Verbot der Suizidhilfe gekippt hat. In der "Kronenzeitung" (Sonntag-Ausgabe) warnt Schönborn unter anderem davor, dass der Druck auf alte und kranke Menschen stärker werden wird, "sich durch einen Suizid selber aus dem Weg zu räumen". Schönborn erhofft sich vom Parlament, dass es "mit Weisheit nach guten Lösungen sucht" und Hospiz- und Palliativeinrichtungen ausgebaut werden, "dass das Töten nicht zur Routine wird".

Schönborn nennt ein Beispiel: "Wenn jemand von der Brücke springen will, wird man versuchen, ihn davon abzuhalten. Soll es jetzt erlaubt sein, ihm den letzten Schubs zu geben? Und dass alle das gut finden?" Selbstmord sei eine tiefe Wunde für Familie und Freunde, auch im Alter.

Freilich: Es gebe "unerträgliche Situationen, wo Schwerkranke sich den Tod wünschen", räumt Schönborn ein. Nachsatz: "Ich habe solche Kranke erlebt." Doch die "wirklich menschliche Antwort" darauf sei "Nähe, Schmerzlinderung, Zuwendung".

Bisher habe zwischen den Parlamentsparteien der Konsens bestanden, dass Sterbebegleitung, Palliativmedizin und Hospize "der gute Weg" seien, so der Kardinal: "Österreich war hier Vorbild. Die schreckliche Erinnerung an die Masseneuthanasie von 'lebensunwerten Leben' in der Nazi- Zeit hat immer als Warnung gegolten." Der überraschende Spruch der Höchstrichter sei nun aber ein "Dammbruch". Seine Sorge sei, so der Kardinal, "dass es zu einem immer größeren Druck auf kranke, müde, leidende Menschen kommen wird, sich als Hindernis für die anderen zu empfinden" und diese im Suizid einen Ausweg sehen.

Der unbedingte Vorrang des Lebens bis zu seinem natürlichen Tod sei bisher österreichischer Konsens gewesen: "Dafür nehmen wir auch die Maßnahmen auf uns, die der Kampf gegen die Corona-Pandemie von uns fordert", so Schönborn. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Worte Kardinal Franz Königs: "Menschen sollen an der Hand eines anderen sterben und nicht durch die Hand eines anderen."


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Archivfoto Kardinal Schönborgn (c) kathpress/Paul Wuthe

 


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