"Das Virus befällt nicht nur Menschen, es vergiftet auch das gesellschaftliche Klima"

23. Dezember 2020 in Deutschland


Heribert Prantl, bekannter Journalist der "Süddeutschen", verteidigt öffentliche Weihnachtsgottesdienste. Seine Lieblingsfigur in der Krippe sei der Heilige Josef "Könnte ein Vorbild in den Zeiten der pandemischen Überinformation sein"


München (kath.net)

"Das Virus befällt nicht nur Menschen, es vergiftet auch das gesellschaftliche Klima." Mit klaren Worten hat der bekannte Journalist der "Süddeutschen Zeitung", Heribert Prantl, ungewohnte Zwischentöne in der leidigen Corona-Debatte in einem Kommentar veröffentlicht. Seine Lieblingsfigur zu Weihnachten 2020 sei Josef von Nazareth, der ganz nah bei der Krippe steht, aber kein Wort sagt. Dieser sei für ihn die Antifigur zu all denen, die sich in Monaten täglich in der Corona-Debatte zu Wort meldeten. Der Mann könnte ein Vorbild in den Zeiten der pandemischen Überinformation sein.  Josef praktiziert für Prantl den verbalen Lockdown an sich selbst. Die tägliche Verlesung der vielen Corona-Zahlen ist für Prantl wie früher die Lesung der Messe. Diese Corona-Zahlen sind derzeit für den Journalisten "das Alpha und Omega", er sei manchmal niedergestreckt von der Gewalt der Corona-Zahlen und denke sich, dass er nicht mehr wisse, was richtig ist. 

Für Prantl gibt es derzeit einen Corona-Fundamentalismus in jeder Richtung und einen "Rechthaberismus" sondergleichen. Er beobachte eine "fast giftige Auseinandersetzung", bei der sich jeder im Recht wähne und jeder seine Entscheidung für die einzig verantwortliche und verantwortbare halte. "Das Virus befällt nicht nur Menschen, es vergiftet auch das gesellschaftliche Klima." Auch Prantl erinnert erinnert im Zusammenhang mit der deutschen Gottesdienstverbotsdebatte, dass dies nicht einmal die Wissenschaftsakademie Leopoldina fordere. Er selber sei für das Anbieten von Gottesdiensten, weil in einer  Pandemie Ermutigung und Trost wichtig seien. "Wenn es nur noch Rückzug gibt, leidet die Hoffnung, leidet das Vertrauen, leidet der Zusammenhalt, der dringend nötig ist. Weihnachten ist eine Gelegenheit, Kraft zu schöpfen und sich gegenseitig zu stärken. Es geht um verantwortlichen Mut."


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