„Lebensgefährliche“ Lebensschützer – eine Entgegnung auf Liane Bednarz

23. Dezember 2020 in Prolife


„‚Corona‘ eignet sich nicht für ‚Stimmungsmache‘. Dafür ist Sachlage viel zu ernst. Aber wir brauchen auch in ernsten Zeiten einen offenen Diskurs über politische Ermessensfragen.“ Zum Verhältnis Corona und Abtreibung. Gastkommentar von Hartmut Steeb


Stuttgart (kath.net) Nicht Lebensschützer muss man in Anführungszeichen setzen, wie es Frau Liane Bednarz im Spiegel-Artikel „Christliche Corona-Verharmloser - Lebensgefährliche »Lebensschützer«“ tut, sondern „lebensgefährlich“. Denn wenn sie schreibt, dass Lebensschützer der Schutz der Geborenen nicht wichtig erscheine, dann „scheint“ es ihr vielleicht so. Das ist bedauerlich. Doch wenn sie sich intensiver mit den Fakten anstatt mit Vermutungen befassen würde, würde das zu einer sachlichen Auseinandersetzung helfen. Freilich, wenn man Darstellung der Fakten so deutet, dass sich der Informant an einer „Stimmungsmache“ beteiligt, wird es sicherlich schwierig. „Corona“ eignet sich nicht für „Stimmungsmache“. Dafür ist die Sachlage viel zu ernst. Aber wir brauchen auch in ernsten Zeiten einen offenen Diskurs über politische Ermessensfragen.

Dazu gehört aus meiner Sicht im Blick auf den Journalismus eine saubere Recherche und eine Darstellung in den Zusammenhängen. Zur guten Recherche würde doch gehören, dass man mit einem Menschen, den man in einem Artikel zur Hauptperson macht, wenigstens zu vor mal geredet hat. Das hat Frau Bednarz unterlassen. Dann würde doch dazu gehören, dass auch das Bildmaterial angemessen zum Text ist. Wenn man mich schon zur Hauptperson in diesem Artikel macht, dann aber als Titelbild eine Demonstration mit „Christen im Widerstand“ nutzt, dann führt das in die Irre. Denn ich war noch nie bei der Anti-Corona-Demonstration und gehöre auch nicht zu „Christen im Widerstand“. Mindestens erwähnen sollte man dies dann doch im Artikel, wenn man das nicht passende Bild um des Blickfangs willen wähnt. Aber auch unterlässt Frau Bednarz offenbar mit Absicht. Die Behauptung, ich würde einen eigenen Newsletter betreiben, ist dann fast nur noch eine falsche Nebenbemerkung. Ich schreibe an Freunde ab und an einen Rundbrief in Sachen „Corona“. Den haben Freunde von mir auch veröffentlicht, weil sie ihn offenbar als hilfreiche Orientierung finden.

Also, will ich gerne als Entgegnung auf den polemischen – oder soll man besser sagen populistischen? – Artikel von Frau Bednarz den sachlichen Diskurs versuchen. Frau Bednarz nennt den Vergleich der Todeszahlen als „bizarres“ Argument. Dabei ist doch klar: Wer nicht vergleicht, kann nicht einordnen. Dass diese Vergleichszahlen schon am Anfang der Corona-Politik nicht vorgelegt wurden hat mich übrigens erst zur Recherche getrieben. Denn wenn man, wie neuerdings Regierende, davon redet, dass die Todeszahlen durch Corona einen täglichen Flugzeugabsturz bedeuten würden und es nicht hingenommen werden dürfe, dass alle 3 Minuten ein Mensch an Corona stirbt – dann ist das zwar von den Zahlenverhältnissen her wahr, wird aber als Angst-Stimmungsmache benutzt. Wenn man freilich dagegen hält, dass eben jeden Tag in Deutschland 2500 Menschen und mehr sterben, und dass in 3 Minuten immer 5 – 6 Menschen in Deutschland sterben, dann wird nicht Stimmung gemacht sondern informiert und eingeordnet. Und wenn man darauf hinweist, dass z.B. bis zum 22. November nach Angaben des Statistisches Bundesamtes 2020 (neuere Zahlen gibt es noch nicht) 8.062 Menschen weniger gestorben sind als im Grippejahr 2018, dann sind das Informationen, die eben auch mit den täglichen „Katastrophenmeldungen“ mit kommen sollten, damit nicht nur Angst geschürt sondern analytisches Hinsehen gefördert wird.

In der Tat bleibe ich dabei, dass der Schutz ungeborener Kinder absolutes Topthema sein muss. Derzeit gehen die Statistiker von etwa 55,5 Millionen Todesfälle in aller Welt in diesem Jahr aus, bis hierher STERBLICHKEIT in der Welt (globometer.com). Die WHO rechnet mit jährlich 57 Millionen Abtreibungen WHO: Jährlich 25,5 Millionen unsichere Abtreibungen weltweit (aerzteblatt.de). Damit sind wir sehr nahe an einem Verhältnis 1:1. Dann käme zu jedem geborenen Verstorbenen fast ein Mensch, der getötet wird, noch bevor er das Licht der Welt erblickt – durch aktives menschliches Handeln. Ja, das ist das größte Unrecht, dass derzeit an menschlichem Leben verübt wird. Es übersteigt bei weitem alle andere Todesarten.

Obwohl hier der Einsatz für das Leben jedes Menschen mit relativ einfachen Mitteln sehr großes bewirken könnte, gilt es selbstverständlich auch, für jedes geborene Menschenleben einzutreten.

Aber die „Lockdownpolitik“ anstelle eines effizienten gezielten Schutzes Kranker und alter Menschen schafft auch weltweite Kollateralschäden, die man doch nicht übersehen kann. Wo bleibt da die Weltverantwortung? Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Gerd Müller, hat bereits von einer Hungerpandemie infolge dieser Politik gesprochen https://www.bundestag.de/hib#url=L3ByZXNzZS9oaWIvODA3NDAwLTgwNzQwMA==&mod=mod454590. Die WHO warnt vor z.B. vor zusätzlichen Malariatoten WHO warnt vor mehr Malaria-Toten wegen Coronapandemie (aerzteblatt.de). Allein im zweiten Quartal dieses Jahres gingen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge rund 305 Millionen Vollzeitstellen weltweit verloren. Betroffen sind vor allem Tagelöhner, Leiharbeiter und Scheinselbständige, berichtet eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation. Das Einkommen dieser Menschen sei im weltweiten Durchschnitt um 60 Prozent eingebrochen, in Afrika und Lateinamerika sogar um mehr als 80 Prozent. ILO-Direktor Guy Ryder hält fest: Für Millionen Arbeiter bedeutet kein Einkommen kein Essen, keine Sicherheit, keine Zukunft.

Die Münchner Sicherheitskonferenz spricht im Blick auf die internationalen Kollateralschäden von einer „Polypandemie“. Dort werden internationale Kollateralschäden aufgelistet. Münchner Sicherheitskonferenz: Die Welt leidet unter einer Polypandemie - Corona Transition (corona-transition.org)
 
Durch eine einseitige Fixierung auf „Corona“ – weltweit sind von allen Verstorbenen an und mit Corona „weniger“ als 3% verstorben - werden wir schuldig an vielen lebenden Menschen. Das ist wirklich „lebensgefährlich“ und tödlich, für viel zu viele Menschen.

Darum, Frau Bednarz, Ihr Schein trügt, gewaltig!

Foto: Symbolbild

Hartmut Steeb war bis zu seiner Pensionierung der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz. Weitere kath.net-Artikel von und über Hartmut Steeb siehe Link.


© 2020 www.kath.net