Das Dankgebet

30. Dezember 2020 in Aktuelles


Franziskus: letzte Generalaudienz 2020. Manchmal tun die Menschen sich schwer mit dem Danken, weil sie meinen, sie hätten sozusagen ein Anrecht auf das Gute, das ihnen widerfahre. Doch alles ist letztlich Geschenk, Gnade. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. Löscht den Geist nicht aus!“ (1 Thess 5, 16-19).

Letzte Generalaudienz 2020, die letzte Gespensteraudienz aus der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung des Apostolischen Palastes. Der Papst setzte seine Katechesenreihe zum Gebet fort. In der 20. Katechese ging Franziskus  auf das Dankgebet ein.

Der Papst orientierte sich an einer Episode, die der Evangelist Lukas berichte. Während Jesus auf dem Weg sei, kämen ihm zehn Aussätzige entgegen, die flehten: „Jesus, Meister, erbarme dich unser!“ (Vgl. 17,13). Wir wüssten, dass für die an Lepra Erkrankten das körperliche Leiden mit einer sozialen und religiösen Ausgrenzung einhergingen. Jesus scheue sich nicht vor einer Begegnung mit ihnen. Manchmal gehe er über die von den Gesetzen gesetzten Grenzen hinaus und berühre den Kranken, umarme ihn, heile ihn. In diesem Fall gebe es keinen Kontakt. In einiger Entfernung fordere Jesus sie auf, sich den Priestern vorzustellen, die nach dem Gesetz für die Beglaubigung der Heilung zuständig gewesen seien. Jesus sage nichts mehr. Er habe ihr Gebet, ihren Schrei nach Barmherzigkeit, erhört und schicke sie sofort zu den Priestern.

Diese Zehn vertrauten, sie gingen sofort, „und während sie gehen, werden sie geheilt, alle zehn von ihnen“. So hätten die Priester ihre Heilung feststellen und sie wieder in das normale Leben aufnehmen können. Aber hier komme der wichtigste Punkt. Von dieser Gruppe komme nur einer, bevor er zu den Priestern gehe, zurück, um Jesus zu danken und Gott für die empfangene Gnade zu preisen. Und Jesus stelle fest, dass der Mann ein Samariter gewesen sei, eine Art „Ketzer“ für die Juden der damaligen Zeit. Jesus kommentiere: „Wurde niemand gefunden, der zurückging, um Gott die Ehre zu geben, außer diesem Fremden?“.

Diese Geschichte teile die Welt sozusagen in zwei Hälften: „die, die nicht danken, und die, die danken; die, die alles als ihr Recht ansehen, und die, die alles als Geschenk, als Gnade, annehmen“. Das Gebet der Danksagung beginne immer hier: mit dem Erkennen seiner selbst, dem die Gnade vorausgehe.

Manchmal täten Menschen sich schwer mit dem Danken, weil sie meinten, sie hätten sozusagen ein Anrecht auf das Gute, das ihnen widerfahre. Viele jedoch gelangten zu der entscheidenden Erkenntnis, „dass letztlich alles Geschenk, ja Gnade ist“.

Ehe wir denken konnten, „wurden wir gedacht; ehe wir lernten zu lieben, wurden wir geliebt“. Wir verdankten uns nicht uns selbst. Leben heiße vor allem, empfangen zu haben. So verdankten wir uns unseren Eltern, Erziehern, Freunden und vielen anderen Menschen, ohne die wir nicht dieselben wären, die wir heute seien.

Im letzten aber verdankten wir uns Gott. Seine Gnade gehe allem voraus und was uns auch widerfahre, „wir haben immer Grund zu danken“. Nicht von ungefähr sei für uns Christen das wesentlichste Sakrament das der Danksagung, die Eucharistie.

In der Begegnung mit Jesus erfahre der Mensch, dass er bedingungslos geliebt sei – und diese Liebe verwandle, wie uns die verschiedenen Abschnitte der Evangelien, die wir jetzt in der Weihnachtzeit hörten, bezeugten.

Auch wir seien berufen, in seiner Liebe die Kraft zu erkennen, die die Welt regiere. Wir irrten nicht mehr plan- und ziellos umher: „wir haben in Christus eine Heimat, einen festen Bezugspunkt und von da aus erscheint uns alles noch einmal so viel schöner. Dankbarkeit ist der tiefste Grund der Freude“.

Vor allem sollten wir das Danken also nicht vernachlässigen. Wenn wir Träger der Dankbarkeit seien, werde auch die Welt besser, wenn auch nur ein wenig, aber das reiche, um ihr ein wenig Hoffnung zu geben. Alles sei vereint und verbunden, und jeder könne dort, wo er ist, seinen Teil beitragen: „Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. Löscht den Geist nicht aus!“.

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, am Ende dieses schwierigen Jahres, sind wir vielleicht versucht, erst einmal all das zu sehen, was nicht möglich war und was uns gefehlt hat. Vergessen wir darüber aber nicht die vielen, unzählbaren Gründe, die wir haben, Gott und unseren Mitmenschen zu danken. Ich wünsche euch von Herzen jene Freude, die aus der Dankbarkeit kommt!

 


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