Karl Habsburg: Europa ist mehr als die EU

7. Jänner 2021 in Aktuelles


Präsident der Paneuropabewegung Österreich: EU "noch nicht vollständig, da es viele Länder gibt, die organisch zu Europa gehören, gegenwärtig aber nicht dabei sind" - Mariazell ist ein spirituell besonders wichtiger Ort für die Familie Habsburg


Wien (kath.net/KAP) Eine Lanze für ein geeintes Europa, das über die Europäische Union (EU) hinausreicht, hat Karl Habsburg gebrochen. Im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" betonte Habsburg, "dass die Europäische Union nicht Europa ist". Es sei ein Missverständnis, "wenn die Menschen Europa und die Europäische Union gleichsetzen". Die aktuelle EU nannte Habsburg als "nicht vollständig, da es viele Länder gibt, die organisch zu Europa gehören, gegenwärtig aber nicht dabei sind". Sein Ziel sei es daher, "Europa als Ganzes" zu betonen, so der Präsident der Paneuropabewegung Österreich. Anlass des Interviews war der anstehende 60. Geburtstag des Kaiserenkels (11. Jänner).

Das europäische Konzept sei "natürlich ungemein mit unserer Familie verbunden, auch historisch", betonte Habsburg. "Wir haben persönliche Verbindungen in praktisch alle europäischen Länder, deswegen fühle ich mich auch in ganz Europa zu Hause."

Auf seinen Vater Otto angesprochen, sagte Habsburg: "Ich habe sehr selten den erhobenen Zeigefinger gesehen, aber sehr viel Unterstützung in meinen Interessen erhalten." Besonders Geschichte, Politik, Geografie, aber auch Religion habe sein Vater als sehr wichtig erachtet. "Ich verstand, wie wichtig Religion für die Schaffung unserer Gesellschaft, unseres Wertebildes immer gewesen ist."

Mariazell als spiritueller Lebensmittelpunkt

Als religiös besonders wichtigen Ort für die Familie Habsburg bezeichnete er den steirischen Wallfahrtsort Mariazell. "Es ist ein spiritueller Lebensmittelpunkt, den meine Familie mitentwickeln durfte und eine persönliche Beziehung dazu hatte." Die Basilika in Mariazell und die darin befindliche Muttergottesstatue sei für seine Vorfahren vor schwierigen Entscheidungen oder bei Problemen eine Stütze gewesen.

Auf seine persönliche Beziehung zu seiner Großmutter Ex-Kaiserin Zita angesprochen, sagte Habsburg: "Sie war ein ungemein charismatischer Mensch und eine sehr Respekt heischende Person. Es war für mich völlig normal, dass ich sie immer nur mit Sie angesprochen habe." Weiter: "Sie hatte eine unglaubliche Perspektive mit den Lebensabschnitten, die sie durchlaufen hat."

Zu seinem Großvater Kaiser Karl I., der 2004 seliggesprochen wurde, meinte Habsburg: "Die Vorstellung, dass man einen Großvater hat, der durch die Kirche seliggesprochen wurde, ist auf der einen Seite großartig, auf der anderen Seite natürlich nicht einfach, weil man das selber nie erreichen wird."

Einsatz für weltweite Kulturgüter

Habsburg setzt sich u.a. auch für die Bewahrung von Kulturgütern ein, etwa als Präsident von "Blue Shield International". Wie das Rote Kreuz in Krieg und Frieden die Menschen schützt, so schütze "Blue Shield" die bedrohten Kulturgüter, die die kulturelle Identität einer Gesellschaft bzw. der Weltgemeinschaft bilden. Habsburg wörtlich: "Für mich bedeutet Einsatz für die Kulturgüter Einsatz für unsere Identität." Es werde völlig unterschätzt, dass "wir Teile unserer gesamten Weltidentität verlieren, etwa wenn in Konflikten Kulturgüter zerstört werden, oder wenn Sprachen verloren gehen."

Wie das Magazin "Information Christlicher Orient" in seiner jüngsten Ausgabe berichtete, war Habsburg im vergangenen Herbst in seiner Funktion als "Blue Shild"-Präsident erstmals im Tur Abdin in der Südosttürkei. Das einstige Kerngebiet der Syrisch-orthodoxen Kirche beherbergt Klöster und Kirchen, die bis in die ersten christlichen Jahrhunderte zurückreichen. Aktuell leben nur mehr rund 2.500 Christen in der Region.


Auf dem Besuchsprogramm Habsburgs standen u.a. die Klöster Deyrulzafaran, Mor Gabriel, Mor Augin, Mor Yakoub (Salah) und Mor Yakoub (Karno), die antike Jakobskirche in Nisibis und die berühmte Marienkirche in Hah. Habsburg traf mit den beiden Abtbischöfen Bischöfe Timotheos (Mor Gabriel) und Philoxenos (Deyrulzafaran) zusammen, suchte aber genauso das Gespräch mit der lokalen Bevölkerung in den Dörfern der Region.


Das Interview mit Karl Habsburg wird am Sonntag, 10. Jänner, um 17.30 Uhr auf "radio klassik stephansdom" ausgestrahlt. (Infos: https://radioklassik.at/)


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