Das eucharistische Brot – O res mirabilis

8. Jänner 2021 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: Eucharistie, ein Mysterium, das der Welt angeboten werden soll. Eucharistie, gebrochenes Brot für das Leben der Welt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) 8. Januar in der Weihnachtszeit. Die Liturgie berichtet von der realen Brotvermehrung und der Speisung der Fünftausend am Ufer des Sees. Jenseits „pastoraler“ Anweisungen Jesu, die gerne betont werden („Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen“), spricht es von der Zukunft der Jünger, die am See versammelt waren. Es spricht von der Gegenwart des Christentums, das nur deshalb existiert, weil es im eucharistischen Brot und somit in der realen Gegenwart Christi verwurzelt ist. Wäre es dies nicht, würde es schneller vergehen als die empfindlichste Blume.

„Panis angelicus“ – so kann die Kirche seit dem Jahr 1264 singen und beten, als Thomas von Aquin wohl einen der intensivsten Texte der eucharistischen Spiritualität aus Anlass der Einführung des Hochfestes Fronleichnam durch Papst Urban IV. verfasste. Dabei kann man nicht nicht an die Vertonung von César Franck erinnern:

„Panis angelicus / fit panis hominum“ – „Pange, lingua, gloriosi“ – es gehört zusammen:

Dat panis coelicus figuris terminum: O res mirabilis! manducat Dominum pauper, servus et humilis

„Engelsbrot wird zum Brot der Menschen“ – das himmlische Brot gibt den Gestalten ein Ziel: O wunderbares Geschehen! Es isst den Herrn der arme und demütige Knecht.

„Te trina Deitas unaque poscimus: Sic nos tu visita, sicut te colimus; Per tuas semitas duc nos quo tendimus, Ad lucem quam inhabitas“.

„Dich, dreieine und eine Göttlichkeit bitten wir: Besuche uns, denn wir verehren dich. Auf deinen Wegen führe uns, wohin wir streben, zum Licht, in dem du wohnst“.

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„Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange. Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät. Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können! Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen!

Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen zu essen geben? Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach! Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote und außerdem zwei Fische. Dann befahl er ihnen, sie sollten sich in Mahlgemeinschaften im grünen Gras lagern. Und sie ließen sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig nieder. Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt. Und sie hoben Brocken auf, zwölf Körbe voll, und Reste von den Fischen. Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten“ (Mk 6,32-44).

Benedikt XVI., nachsynodales Apostolisches Schreiben „Sacramentum caritatis“, („Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 22. Februar, dem Fest der Kathedra Petri, im Jahr 2007, dem zweiten meines Pontifikats“):

88. „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6,51). Mit diesen Worten offenbart der Herr den wahren Sinn der Hingabe seines Lebens für alle Menschen. Sie zeigen uns auch das tiefe Mitleid, das er mit jedem einzelnen hat. Tatsächlich berichten uns die Evangelien viele Male von den Gefühlen Jesu gegenüber den Menschen, besonders gegenüber den Leidenden und den Sündern (vgl. Mt 20,34; Mk 6,34; Lk 19,41).

Durch ein zutiefst menschliches Gefühl drückt er die Heilsabsicht Gottes für jeden Menschen aus, damit er das wahre Leben erreiche. Jede Eucharistiefeier vergegenwärtigt sakramental das Geschenk, das Jesus am Kreuz aus seinem Leben gemacht hat – ein Geschenk für uns und für die ganze Welt. Zugleich macht Jesus uns in der Eucharistie zu Zeugen von Gottes Mitleid mit jedem Bruder und jeder Schwester. So entsteht im Umfeld des eucharistischen Mysteriums der Dienst der Nächstenliebe, die darin besteht, „daß ich auch den Mitmenschen, den ich zunächst gar nicht mag oder nicht einmal kenne, von Gott her liebe. Das ist nur möglich aus der inneren Begegnung mit Gott heraus, die Willensgemeinschaft geworden ist und bis ins Gefühl hineinreicht. Dann lerne ich, diesen anderen nicht mehr nur mit meinen Augen und Gefühlen anzusehen, sondern aus der Perspektive Jesu Christi heraus.“

Auf diese Weise erkenne ich in den Menschen, denen ich näherkomme, Brüder und Schwestern, für die der Herr sein Leben hingegeben hat, weil er sie „bis zur Vollendung“ (Joh 13,1) liebt. Folglich müssen unsere Gemeinden, wenn sie Eucharistie feiern, sich immer bewußter werden, daß das Opfer Christi für alle ist und die Eucharistie darum jeden Christgläubigen drängt, selbst „gebrochenes Brot“ für die anderen zu werden und sich also für eine gerechtere und geschwisterlichere Welt einzusetzen. Wenn wir an die Vermehrung der Brote und der Fische denken, müssen wir erkennen, daß Jesus heute immer noch seine Jünger auffordert, sich persönlich zu engagieren: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mt 14,16). Die Berufung eines jeden von uns ist wirklich die, gemeinsam mit Jesus gebrochenes Brot für das Leben der Welt zu werden.

97. Die Eucharistie läßt uns entdecken, daß sich der gestorbene und auferstandene Christus im Mysterium der Kirche, seinem Leib, als unser Zeitgenosse erweist. Von diesem Geheimnis der Liebe sind wir Zeugen geworden. Wünschen wir uns gegenseitig, voller Freude und Verwunderung zur Begegnung mit der heiligen Eucharistie zu gehen, um die Wahrheit des Wortes zu erfahren und zu verkünden, mit dem Jesus sich von seinen Jüngern verabschiedet hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

 


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