Tück: Das nur Männern vorbehaltene Priestertum ist angemessen

12. Jänner 2021 in Weltkirche


Wiener Ordinarius für Systematische Theologie in "Herder Korrespondenz": Die im Vorjahr von kirchlichen Repräsentanten vorgebrachte These, Gottes Wort sei Mensch, aber nicht Mann geworden, vernachlässigt Zusammenhänge zwischen Altem und Neuem Bund


Freiburg/Wien (kath.net/KAP) Der Vorstand des Instituts für Systematische Theologie und Ethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Prof. Jan-Heiner Tück, hat sich in der "Herder Korrespondenz" (Jänner-Ausgabe) der Meinung der Päpste - zuletzt etwa Franziskus in seinem Amazonassynoden-Dokument - angeschlossen, wonach das lehramtliche Nein zum Frauenpriestertum in der katholischen Kirche aus guten Gründen erfolgt sei. Tück zeigt dennoch großes Verständnis für Gegenargumente, wie sie etwa beim deutschen Synodalen Weg, der 2021 fortgesetzt werden soll, oft vorgebracht werden. Er räumt ein, dass vieles, was von der Kirche als Naturordnung argumentiert wurde, sich später als kulturelle Setzung entpuppt habe.  

Bei der Diskussion um das Frauenpriestertums aber spreche einiges dagegen, für das Nein des Lehramts nur kulturelle Gründe verantwortlich zu machen. Vor allem müsse man sich vor Augen halten, "dass sich die Inkarnation des Logos Gottes konkret im Mann und Juden Jesus von Nazareth ereignet hat". Diese realen Gegebenheiten sollten nicht relativiert werden. Denn "mit der Relativierung des Mannseins wird zugleich das Judesein Jesu marginalisiert, das in der Christologie nach der Shoah eine neue Würdigung gefunden hat".

Zwar bestehe für Christen die Bundeszugehörigkeit zu Israel infolge der seit dem 1. Jahrhundert stattfindenden Heidenmission nicht mehr, und ein Priester müsse deshalb nicht Jude sein, doch sei das nur Männern vorbehaltene Priestertum weiterhin angemessen. Denn durch dieses erfolge - in der Messfeier sichtbar - die sakramentale Repräsentation des "Bräutigams", als der Christus schon in der frühen Kirche, auf alttestamentliche Inhalte aufbauend, gedeutet wird.

Die im Vorjahr von kirchlichen Repräsentanten vorgebrachte These, Gottes Wort sei Mensch, aber nicht Mann geworden, vernachlässige somit die heilsökonomischen Zusammenhänge zwischen Altem und Neuem Bund, so Tück: "Sie steht in Gefahr, die Inkarnation auf ein abstraktes Prinzip zurückzunehmen, als spiele die geschlechtliche Identität des Erlösers überhaupt keine Rolle."  

Wenig Verständnis in Kirchen des "Südens"

Die Einführung der Frauenweihe sei zudem mit Blick auf die Kirchen des Ostens "mit ökumenischen Problemen belastet" und besäße "nicht geringes schismatisches Potenzial in der katholischen Kirche selbst", argumentiert Tück. Universalkirchlich gesehen gebe es "eine Gleichzeitigkeit ungleichzeitiger Mentalitäten sowie eine "höchst unterschiedliche Vitalität des Glaubens".  

Der Theologe verweist auf die Länder des globalen Südens. Die aufblühenden Kirchen in Afrika und Asien hätten für die Forderung nach Frauenordination wenig Verständnis und würden sie eventuell als "westlichen Kulturimperialismus" zurückweisen. Allerdings steckten hinter dieser Ablehnung oft nicht nur theologische Gründe, sondern auch gesellschaftliche Formen von Patriarchalismus und Misogynie; "das sollte nicht verharmlost werden".

Die Debatte über die Priesterweihe von Frauen sei "letztlich ein Konflikt zweier Denkformen", resümiert Tück: Der "Logik funktionaler Gleichstellung" stelle der Theologie die "Logik sakramentaler Repräsentation" gegenüber, die "für das Selbstverständnis der katholischen Kirche leitend" sei. In einer Gesellschaft, in der funktionale Denkweisen vorherrschten und die Gleichberechtigung von Frauen in allen Lebensbereichen "zurecht angezielt" werde, sei das "zweifelsohne schwer vermittelbar". Doch das könnte für katholische Theologie ein Anstoß sein, das "weithin geschwächte Sensorium für sakramentales Denken" neu zu stärken, betont Tück.

Statt sich immer wieder an der Frauenordination abzuarbeiten, plädiert er für Einsatz auf bisher noch nicht genutzten Feldern, was aussichtsreicher wäre.  Frauen sollten alle Spielräume in der katholischen Kirche eröffnet werden, in denen sie ihr "vielfältiges und unverzichtbares" Charisma "viel entschiedener als bisher" einbringen können.

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