Er lehrte wie einer, der göttliche Vollmacht hat

12. Jänner 2021 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: schweig und verlass ihn! Jesu ganzes Dasein ist Übersetzung der Macht in Demut. Es ist die Hoheit, die sich in die Gestalt des Knechts erniedrigt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der sogenannte Jahreskreis hebt an, und dies mit aller „Macht“:

„In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle, und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa“ (Mk 1, 21-28).

„Für den Menschen bedeutet Autorität oft Besitz, Macht, Herrschaft, Erfolg. Für Gott dagegen bedeutet Autorität Dienen, Demut, Liebe; sie bedeutet, in die Logik Jesu einzutreten, der sich herabbeugt, um die Füße der Jünger zu waschen (vgl. Joh 13,5), der das wahre Wohl des Menschen sucht, der die Wunden heilt, der einer so großen Liebe fähig ist, dass er sein Leben hingibt, da er die Liebe ist. In einem ihrer Briefe schreibt die hl. Katharina von Siena: ‚Es ist notwendig, dass wir in Wahrheit mit dem Licht des Glaubens sehen und erkennen, dass Gott die höchste uns ewige Liebe ist und nichts anderes als unser Heil wollen“.

Benedikt XVI., Angelus am 29. Januar 2012, ein Jahr vor der Abdankung:

Das Evangelium des heutigen Sonntags (Mk 1,21–28) berichtet uns von Jesus, der am Sabbat in der Synagoge von Kafarnaum predigt, jener kleinen Stadt am See Gennesaret, wo Petrus und sein Bruder Andreas wohnten. Seiner Lehre, die das Staunen der Menschen erregte, folgt die Befreiung eines Mannes, »der von einem unreinen Geist besessen war« (V. 23), welcher in Jesus den »Heiligen Gottes«, das heißt den Messias erkennt. Rasch verbreitet sich sein Ruf im ganzen Gebiet, das er durchwandert, wobei er das Reich Gottes verkündigt und Kranke aller Art heilt: Wort und Tat. Der hl. Johannes Chrysostomus weist darauf hin, wie der Herr »in so vielfältiger Weise auf den Nutzen seiner Zuhörer bedacht ist, und bald von den Wundertaten zur Predigt übergeht, bald auf die mündliche Belehrung Wundertaten folgen läßt« (Hom. in Matthæum 25, 1: PG 57, 328).

Das Wort, das Jesus an die Menschen richtet, eröffnet unmittelbar den Zugang zum Willen des Vaters und zur Wahrheit über sich selbst. Nicht so dagegen erging es den Schriftgelehrten, die sich anstrengen mußten, die Heilige Schrift über zahllose Überlegungen hinweg zu deuten. Darüber hinaus vereinte Jesus die Wirksamkeit des Wortes mit der Wirksamkeit der Zeichen der Befreiung vom Bösen. Der hl. Athanasius merkt an: »Wenn er Teufeln gebietet und sie austreibt, so ist das kein menschliches, sondern ein göttliches Werk«; denn der Herr »vertrieb einfach alle Krankheiten und Gebrechen von den Menschen. […] Wer wird denn angesichts seiner Macht […] noch Zweifel hegen, ob dieser der Sohn Gottes, die Weisheit und Macht sei?« (Oratio de Incarnatione Verbi 18.19: PG 25,128 BC. 129B). Die göttliche Autorität ist keine Naturgewalt. Sie ist die Macht der Liebe Gottes, der das Universum schafft, im eingeborenen Sohn Mensch wird, in unser Menschsein herabkommt und so die durch die Sünde verdorbene Welt heilt. Romano Guardini schreibt: »Jesu ganzes Dasein ist Übersetzung der Macht in Demut […]; es ist die Hoheit, die sich in die Gestalt des Knechts erniedrigt« (Die Macht – Versuch einer Wegweisung, Würzburg 1951).

Für den Menschen bedeutet Autorität oft Besitz, Macht, Herrschaft, Erfolg. Für Gott dagegen bedeutet Autorität Dienen, Demut, Liebe; sie bedeutet, in die Logik Jesu einzutreten, der sich herabbeugt, um die Füße der Jünger zu waschen (vgl. Joh 13,5), der das wahre Wohl des Menschen sucht, der die Wunden heilt, der einer so großen Liebe fähig ist, daß er sein Leben hingibt, da er die Liebe ist. In einem ihrer Briefe schreibt die hl. Katharina von Siena: »Es ist notwendig, daß wir in Wahrheit mit dem Licht des Glaubens sehen und erkennen, daß Gott die höchste und ewige Liebe ist und nichts anderes als unser Heil wollen kann« (Ep. 13 in: Le Lettere, Bd. 3, Bologna 1999, 206).

 


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