Wollte der Vatikan die Kritik der US-amerikanischen Bischofskonferenz an Biden ausbremsen?

21. Jänner 2021 in Prolife


US-Website fragt anhand von „Quellen im vatikanischen Staatssekretariat, anderer Quellen nahe der US-Bischofskonferenz und Quellen unter den US-Bischöfen“, ob Veröffentlichung der Kritik an Bidens Abtreibungsposition gestoppt werden sollte.


Washington DC. (kath.net/pl) Wollte der Vatikan die Kritik der US-amerikanischen Bischofskonferenz an Biden ausbremsen? Als sicher kann jedenfalls gelten, dass die Sperrfrist der bereits an Medienvertreter ausgesandten Pressemeldung unerwarteterweise verschoben wurde, wie „LifeSiteNews“ berichtet. Die Erklärung ging erst Stunden später als geplant an die Öffentlichkeit – man ließ dem Papst mit seinem Glückwunschschreiben offenbar den Vortritt – und steht inzwischen auch auf der Homepage der US-amerikanischen Bischofskonferenz.

Die Erklärung der US-amerikanischen Bischofkonferenz zur Amtseinführung von Joseph R. Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten war bemerkenswert klar ausgefallen. Die „anhaltende Ungerechtigkeit der Abtreibung“ habe „herausragende Priorität“, schrieb der Vorsitzende, Erzbischof José H. Gomez. „Wie Papst Franziskus lehrt, können wir nicht still sein, wenn beinahe eine Million Menschenleben in unserem Land durch Abtreibung beiseitegeschoben werden. Abtreibung ist eine direkter Angriff auf das Leben.“

Nun kommen Hinweise an die Öffentlichkeit, wonach der Vatikan versucht haben soll, die Veröffentlichung dieser Bischofskonferenz-Erklärung auszubremsen „LifeSitenNews“ bezieht sich auf den Bericht der neuen Website „The Pillar“ der zuvor bei der Catholic News Agency beschäftigten Journalisten JD Flynn und Ed Condon. Diese berichteten, dass „Quellen im vatikanischen Staatssekretariat, andere Quellen nahe der US-Bischofskonferenz und Quellen unter den US-Bischöfen, gegenüber The Pillar bestätigten, dass die Stunden vor ihrer Veröffentlichung die Erklärung nach einer Intervention des vatikanischen Staatssekretariats gestoppt wurde.“ „The Pillar“ berichtete weiter, dass Einwände gegen die Veröffentlichung unter anderem von Kardinal Joseph Tobin aus Newark (US-Bundesstaat New Jersey), und Kardinal Blase Cupich aus Chicago (Illinois) erhoben wurden. Dass Kritik von Kardinal Cupich gekommen sein könnte, wird inzwischen durch Twitter-Äußerungen bestätigt. Cupich schreibt auf seinem persönlichen Twitterauftritt, dass die US-amerikanische Bischofskonferenz zur Amtseinführung des neuen Präsidenten „eine unüberlegte Erklärung“ abgegeben habe. Auch sei die Erklärung vielen US-Bischöfen überhaupt erst „wenige Stunden vor der Veröffentlichung“ zugestellt worden. Dieser „interne institutionelle Mangel“ müsse „angegangen werden, dazu wolle er gern beitragen. Cupich veröffentlichte selbst ein Statement, in welchem er spürbar behutsamer formulierte und nur unfestlegbar erwähnte: „Wir bitten darum, dass jedes Leben geschätzt, geschützt und gepflegt wird, wenn wir eine Nation wieder aufbauen, die sich erneut ihren Grundidealen von Freiheit und Gerechtigkeit für alle widmet.“ Verschiedene diesbezügliche Presseanfragen von „The Pillar“ wurden nicht beantwortet.

Das oft als liberal eingestufte Magazin der US-amerikanischen Jesuiten, „America“, berichtete zu den Vorgängen wörtlich und in einseitiger Stellungnahme: „Die herzliche Botschaft von Papst Franziskus stand im Gegensatz zu der öffentlichen Erklärung, die Erzbischof José Gomez im Namen der US-amerikanischen Bischofskonferenz vorbereitet hatte. Während die Erklärung der Bischöfe viel enthielt, dem der Papst zustimmen würde, nahm sie dennoch einen konfrontativen Ton in Bezug auf die Frage der Abtreibung, insbesondere der Empfängnisverhütung, der Ehe und der Genderfragen an. Der Vatikan erfuhr nur von der USCCB-Stellungnahme nur Stunden bevor sie veröffentlicht werden sollte. Ein hochrangiger vatikanischer Beamter erläuterte gegenüber ‚America‘, ‚man habe vernünftigerweise sagen müssen‘, dass eingegriffen werden müsse. Zu den Details, die zuerst von „The Pillar“ gemeldet wurden, gab er weder eine Bestätigung noch eine Verneinung.

Massive Kritik an der Pro-Choice-Einstellung Bidens kam auch vom New Yorker Kardinal Timothy Dolan. Das „Festhalten“ der Kirche am Lebensschutz gewinne jetzt eine neue Bedeutung, da mit Joe Biden ein Mann das Präsidentenamt antrete, der zwar für den Schutz der Schwachen und Bedrohten eintrete, aber gleichzeitig für eine sehr liberale, von den Steuerzahlern mitfinanzierte Abtreibungsregelung angekündigt habe. kath.net hat ausführlich berichtet.

Papst Franziskus hatte in seinem Glückwunschschreiben geschrieben, dass er darum bete, dass der neue Präsident der Vereinigten Staaten Entscheidungen treffen werde, die die Rechte und die Würde jeder einzelnen Person respektieren, vor allem die der Armen und Schwächsten. „In einer Zeit, in der die schweren Krisen unserer Menschheitsfamilie weitsichtige und einheitliche Antworten erfordern, bete ich, dass Ihre Entscheidungen von der Sorge um den Aufbau einer Gesellschaft geleitet werden, die von authentischer Gerechtigkeit und Freiheit geprägt ist, zusammen mit der uneingeschränkten Achtung der Rechte und der Würde von jedem Menschen, besonders von den Armen, den Verletzlichen und denen, die keine Stimme haben.“

 


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