Maria hatte kein Spezialwissen, um das Leben zu meistern

3. Februar 2021 in Jugend


Sie hatte die Bereitschaft ihr Herz offen zu halten, es selbst von einem Schwert durchdringen zu lassen, während sie den Blick nie von Gott abwendete - Die Jugendkolumne von kath.net - Von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Seitdem ich wusste, dass der errechnete Geburtstermin meines Sohnes auf das Fest Mariä Lichtmess fällt, musste ich während des vergangenen dreiviertel Jahres jedes Mal wenn ich an den Februar dachte zugleich an Maria denken. Es war immerzu die Art und Weise wie Maria all den Situationen und Gegebenheiten, in die Gott sie führte und mit der er sie konfrontierte, begegnete, die sich nun in meinen Gedanken wiederfand.

Blicken wir auf das Fest Mariä Lichtmess, sehen wir, dass die Mutterschaft Marias schon im Säuglingsalter Jesu nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen war. Es war herausfordernd. Ja, fordernd, ist wohl das richtige Wort.

Ich denke wir alle kennen sie: Die Prophezeiung des Simeon an Maria. Sie kommt in den Tempel, um ihren Sohn Gott darzubringen und was ihrer eigenen Person zugesagt wird, ist: „Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ (Lk 2,35) Was muss das an Gefühlen in ihr ausgelöst haben! Hier stand sie, um ihr Baby Gott zu weihen und zugleich enthüllte Gott seinen Plan für ihr Leben ein Stück weiter – es wird der Tag kommen, an dem versucht wird, das Licht in ihrem Herzen mit Finsternis zu bedecken.

Mutter und Sohn, sie sind untrennbar miteinander verbunden. Hierzu gibt es ein Zitat John Henry Newmans, das ich einmal gelesen und nie mehr vergessen habe: „Darin stimmen die Kirche und der Satan überein, dass Sohn und Mutter zueinander gehören.“ In diesem Sinne wird das Leid ihres Sohnes nicht einfach an ihr vorbeiziehen. Was den Logos durchbohren wird, wird auch ihr Innerstes durchdringen.

Und was tut Maria? Sie sträubt sich nicht, sie hadert nicht. Ihr Herz steht dem Gottes offen. Was sein Wille ist, ist ihr Wille – unbeachtet der Tatsache, wie sehr ihr das Kommende vielleicht wehtun würde. Sie ist Kelch, lässt sich füllen – Gott darf seinen Willen in sie ergießen, egal ob dieser Trunk süßer Wein oder Essig mit bittere Myrrhe ist.

Ich habe geschrieben, dass es die Art und Weise Marias ist, wie sie all dem begegnet, an die ich immerzu denken musste. Tatsächlich ist es dieser Aspekt ihrer Person, der mich am meisten fasziniert. In der Tradition der großen Frauen des Alten Testaments stehend, zeigt sie sich von Beginn an hörend, bewahrend, schweigend, lobpreisend und vor allem dienend.

Ihr ganzes Sein ist vom Dienst gekennzeichnet. Ich denke wir alle kennen Situationen, die uns herausfordern. Umstände, die uns neu und unbekannt sind und uns vielleicht an unsere Grenzen bringen. Und es wäre gelogen zu behaupten, dass es für mich in den vergangenen Monaten nicht selten das Thema der Mutterschaft war, das genau das in mir ausgelöst hat: Eine Grenzerfahrung. Eine Erfahrung, in der verstand, dass all mein eigenes Können, Verstehen und auch Geben begrenzt ist.

Und jedes Mal, wenn mich das Neue in meinem Leben übermannen wollte, musste ich an Maria denken. Sie hatte kein Spezialwissen, um das Leben zu meistern. Sie war einfaches Mädchen aus simplen Verhältnissen. Sie zählte weder zu den Gelehrten des Volkes noch zu den äußerlich Reichen. Sie war einfach in ihrem ganzen Wesen. Diesem Wesen entsprechend, nahm sie an, was Gott ihr gab und ihr auf ihrem Weg begegnen ließ.

Sie nahm es einfach an – im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Maria hatte etwas viel entscheidenderes als ein Spezialwissen: Sie hatte die Bereitschaft ihr Herz offen zu halten, es selbst von einem Schwert durchdringen zu lassen, während sie den Blick nie von Gott abwendete.

Und im Endeffekt denke ich, dass das das einzige Spezialwissen ist, dass wir brauchen. Reichtum, akademische Grade, und was sonst noch so als weltlich erstrebenswert gelten mag, kann und wird am Ende keinen Bestand haben. Es kann und wird uns am Ende nie Zuflucht sein: Sollte ein Schwert unsere Seele durchbohren, kann all das uns nie helfen unser Herz für Gott offen zu halten. Während ein Inneres, das verherrlicht, was die Welt anstrebt, unser Herz bei Schmerz zurückschrecken lässt, lässt ein Inneres, das Gott verherrlicht, unser Herz in allem weiter werden – immer mehr zum Kelch, den Gott bedingungslos füllen darf.

In diesem Sinne: Nehmen wir doch diesen Monat Februar herbei, um auf Maria zu blicken und uns inspirieren zu lassen, wie Leben im Dienst Gottes geht: Ein offenes Herz. Kelch-sein. Nehmen wir diesen Monat herbei, um von ihr zu lernen. Zu lernen, wie man das Leben erfolgreich meistern kann – ganz egal, wie fordernd es vielleicht ab und an sein mag. Nehmen wir diesen Monat herbei, um uns von der Mutter vom Sohn führen zu lassen und uns vom Sohn die Mutter an die Hand geben zu lassen.

  


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