31. Jänner 2021 in Spirituelles
Gott spricht durch die Zeichen der Zeit (Von P. Hans Buob SAC – VISION 2000.
Wien (kath.net/ VISION2000)
Hat Gott etwas mit der Corona-Epidemie zu tun? Straft Er etwa die Menschen für all die schlimmen Dinge, die in der Welt geschehen? Fragen, auf die man die unterschiedlichsten Antworten bekommen wird. Im Folgenden eine Antwort, die sowohl der Allmacht Gottes wie Seiner grenzenlose Liebe zum Menschen Rechnung trägt.
Gott hat von Ewigkeit her beschlossen, Geschöpfe zu schaffen, die zugleich Seine Kinder sind. Das ist der Mensch. Wir Menschen kommen aus einer unendlichen Liebe. Keiner ist ein Zufallsprodukt, jeder kommt aus dieser schöpferischen Liebe Gottes. Sie ist ganz tief in uns eingeprägt. Und daher kommt auch die ganz tief sitzende Sehnsucht des Menschen nach Liebe, nach unendlicher, bleibender Liebe. Und so eine Liebe will Gott an uns verströmen.
Wir sind in dieser Welt, um uns frei für diese unendliche Liebe zu entscheiden.
Das ist eine Grundvoraussetzung, um die Zeichen der Zeit zu verstehen. Gott hat uns nicht geschaffen und dann gesagt: Macht, was ihr wollt. Sondern Er ist ein liebender Vater, der uns nachgeht, der sehnsüchtig auf jeden von uns schaut. Obwohl er jedem seine Freiheit lässt, gibt Er doch jedem in dessen Leben Zeichen, wenn wir vom rechten Weg abgewichen sind. Er wirbt mit Zeichen um uns – um jeden.
So sind also die Zeichen der Zeit liebende, sorgende Rufe des Vaters. Das zeigt uns die ganze geistliche Geschichte. Die Zeichen in unserem Leben, die Zweitursachen, sind die sicherste Sprache Gottes – sicherer als eine Erscheinung. Das ist die Erfahrung der geistlichen Geschichte: Gott spricht zu mir durch Zeichen. Da spürt man, wie wichtig die Zeichen der Zeit sind.
Gott offenbart sich dabei wirklich als mein Vater. Es geht Ihm dabei nicht nur um mein ewiges Heil, sondern Er sorgt sich sogar um die alltäglichsten Dinge. Glauben Sie das? Gehen Sie entsprechend mit Ihm um? Warum machen Sie alles selber, wenn Sie ein Problem haben? Warum übergeben Sie Ihm das Problem nicht, statt schlaflose Nächte zu haben, sich dauernd Sorgen zu machen?
Sagen Sie doch lieber: Du bist der Vater. Ich kann das Problem nicht lösen – ich übergebe es Dir total! Und dann lasse ich es Ihm auch und mach selbst nichts mehr. Tun Sie das?
Wir lesen doch: Werft alle Sorgen auf den Herrn! Suchet zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben werden. Der Unglaube der Glaubenden – das ist das Problem. Was machen wir doch unsere Nerven kaputt, weil wir das nicht glauben!
Kardinal Meisner hat einmal erzählt, er habe manchmal Abende, wo er sich sagen muss: Ich habe ein Problem – und kann es nicht lösen. „Dann sage ich dem Herrn,“ erklärte der Kardinal, „die Kirche gehört Dir, nicht mir. Du bist der Herr. Jetzt übergeb’ ich Dir das Problem. Ich geh’ jetzt schlafen.“
Man muss es tun, um zu erfahren, dass dieses Wort, wir sollten alle Sorgen auf den Herrn werfen, auch stimmt. Dann erlebe ich plötzlich: Dieser Gott ist verlässlich. Wenn ich diese Zeichen nicht erkenne, bleibt Gott als Vater letztlich eine Theorie für mich. Da merken Sie, wie wichtig es ist, die Antenne zu entwickeln für die Sprache Gottes durch die Zeichen.
Daher wage ich zu sagen: Die ganze Weltgeschichte ist Heilsgeschichte. Es gibt keine Geschichte neben der Heilsgeschichte! Wenn ich davon ausgehe, dass Gott, der Schöpfer des Himmels und Erde, Vater ist und alles auf den Menschen hin geschaffen hat, dann kann es doch nichts neben Gott geben, nichts, auf dass er nicht Einfluss hat. Sollte es etwas geben, das er nicht beeinflussen kann, was wäre das für ein Gott? Ein hilfloser Gott!
Halten wir fest: Die Weltgeschichte ist Heilsgeschichte – im Großen wie im Kleinen.
Der ganze Sinn der Schöpfung, der Sinn meines Lebens ist, mich für Gott, für mein Glück in Seiner Liebe zu entscheiden.
Noch einmal: Es kann nichts geben, womit Gott nichts zu tun hat. Es gibt nichts außerhalb der Vorsehung Gottes. Alles, was sich ereignet, ist Sprache Gottes. Wer sagt, das stimmt nicht, es gäbe Ereignisse, die an Ihm vorbeilaufen, der spricht von einem Gott, der nicht der Allmächtige ist.
Hier setzt die Antwortlosigkeit unserer Zeit an. Wenn schreckliche Dinge passieren, Stürme, Überschwemmungen, Brände… oder Schlimmes im Leben der Menschen, dann kommt sofort die Frage: Warum? Dann wird Gott infragegestellt: Wie kann Er das zulassen? Das soll ein Gott der Liebe sein? Die Gottlosen benützen solche Ereignisse, um ihre Gottlosigkeit zu begründen.
Ich erinnere mich an den schrecklichen Tsunami vor Jahren, zu Weihnachten, bei dem so viele Menschen umgekommen sind, auch solche, die in der Region auf Urlaub waren. Damals wurde ein deutscher Bischof in den Nachrichten gefragt: „Herr Bischof, was sagen Sie dazu?“ Die Antwort des Bischofs: „Da habe ich auch nichts zu sagen.“
Was steckt hinter einer solchen Antwort? Offenbar die Vorstellung, dass Dinge außerhalb der Vorsehung Gottes geschehen.
Diese Unfähigkeit zu antworten, macht deutlich, wie wichtig es ist, über die Zeichen der Zeit zu sprechen, über das, was hinter den Ereignissen steckt. Dabei geht es nicht primär um die Ursachen des Ereignisses, um die Frage etwa, wie man solche Katastrophen verhindern kann. Diesen Fragen nachzugehen, ist legitim. Aber das noch Wichtigere ist die Antwort auf die Frage: Gott, was willst Du damit sagen? Das zu fragen, ist die Voraussetzung dafür, das Geschehen als Zeichen zu sehen, durch das Gott uns etwas mitteilen will.
Wenn wir an den Tsunami, an die vielen Menschen, die da umgekommen sind, denken, dann gibt es keine allgemeine Botschaft. Sondern jeder ist herausgefordert, sich die Frage zu stellen: Was will Gott mir damit sagen? Das ist also ganz individuell, was Gott da mir und jedem einzelnen sagen will. Ganz allgemein könnte man sagen, dass Gott das geschehen ließ, um Erschütterung auszulösen…
Durch unsere Wissenschaftsgläubigkeit sind wir kaum mehr fähig, die dahinterstehenden Zeichen zu sehen. Wir versuchen, alles zu erklären. Das ist an sich nicht falsch. Aber es hindert uns, die Sprache Gottes zu verstehen. Und darum kehren wir auch nicht um. Und darum kann sich auch manches in unserem Leben nicht ändern.
Ich denke an die ersten drei Jahrhunderte, in denen die Kirche so verfolgt war. Damals ist die Kirche gewachsen. Eigentlich ist das unverständlich. Da sahen die Menschen, wie schrecklich die Christen umgebracht werden – und entscheiden sich für diesen Weg! Diese Märtyrer waren ein Zeichen für die Heiden. Sie sahen, welche Kraft Christus in diesen Menschen bewirkte. Und das hat sie angezogen. Es ist so wichtig, dass wir lernen, hinter das Geschehen zu schauen.
Heute ist die Verfolgung der Christen noch viel größer. Aber was sehen wir? Wir sehen die Ursache: etwa den Islam, die Terroristen… Aber wir sehen nicht das Zeichen, das der Herr gegeben hat: Sie werden euch verfolgen, sie werden euch alle hassen – Zeichen Seiner nahen Wiederkunft. Wer deutet diese Zeichen, die heute so konkret sind?
Gerade jetzt in dieser Epidemie. Da sagt der eine: Das ist eine Strafe Gottes. Ein anderer: Nein, Gott straft nicht! Was gilt? Wir müssen unterscheiden: Strafe ist eine Vergeltung: Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn. So gesehen ist Strafe total fruchtlos. Strafe bringt nichts Positives hervor. Strafe ist eine Sache der Hölle. Gott geht es jedoch in diesem Leben nicht um Vergeltung, es geht Ihm um Rettung.
Im Alten Testament ist vom Zorn Gottes die Rede. Aber wer genau hinschaut, entdeckt, dass dies nichts mit unserer Art Zorn zu tun hat, sondern dieser Zorn ist ein Aspekt der Liebe Gottes. Ziel des Zornes Gottes ist immer die Rettung des Menschen. Wenn vom Zorn Gottes die Rede ist, dann geschieht es, dass Gott den Menschen einfach seinem Tun überlässt, sodass der Mensch an den Folgen seines Tuns zur Besinnung kommt – und umkehrt.
Gott will retten. Und alles, was sich ereignet – auch an Üblem – ist die Folge des Handelns des Menschen, die ihm jedoch zur Einsicht verhelfen können. Selbst wenn etwas Schlimmes passiert – Gott will den Menschen nie etwas Böses tun. Er will sie retten. Er will ihnen mit dem Geschehen etwas sagen. Daher ist die Frage so wichtig: Herr, wozu? Noch einmal: Gott straft nicht in diesem Leben. Alles geschieht zur Erziehung des Menschen, zu seiner Rettung.
So sind alle Vorkommnisse im Leben Zeichen eines suchenden Gottes. Auch diese Epidemie sollte uns auf viele Fehlhaltungen hinweisen. Sie nimmt manchen Menschen das Fundament unter den Füßen weg. Viele erleben, dass das Fundament, auf das sie ihr Leben aufgebaut haben, in diesen Tagen zerbricht. Die Folge: schreckliche Angst. Vielleicht war dieses Fundament die Gesundheit, vielleicht das Geld, vielleicht der Beruf, der Betrieb. In der Sprache Gottes stellt sich uns die Frage: Worauf habe ich denn mein Leben aufgebaut? Habe ich es auf Gott gebaut? Ist das Ziel meines Lebens die Ewigkeit bei Gott? Das sind nur Beispiele. Da kann jeder sich selbst die Frage stellen.
Ich bekomme eine Fülle von Zusendungen, in denen es darum geht, was sich im Hintergrund der Epidemie alles abspielt. Gruppierungen, die die Weltregierung an sich reißen wollen – und vieles mehr. Aber: Selbst wenn das wahr sein sollte, brauchen wir keine Angst haben. Auch das geschieht nicht neben Gott, nicht außerhalb der Vorsehung Gottes. Auch diese Banditen müssen mithelfen, dass der Plan Gottes in Erfüllung geht. Wir brauchen keine Angst zu haben.
(…) Nichts entgeht der Vorsehung Gottes. Wer das ernstnimmt, kommt endlich in die Freiheit der Kinder Gottes, die sich nicht fortgesetzt fürchten. Dann haben sie festes Fundament und ein klares Ziel. Wenn Gott ihr Fundament ist, kann ihnen das niemand wegreißen. Ist der Himmel das Ziel, kann ihnen das niemand wegnehmen.
Auszüge aus einer Niederschrift des Vortrags „Zeichen der Zeit“ im Rahmen von Adoratio 2020 am Christkönigsfest in der Basilika St. Anna in Altötting. https://www.youtube.com/watch?v=UzhlhpyS6Os
© 2021 www.kath.net