12. April 2004 in Spirituelles
Gedanken zum Ostermontag von Dr. Josef Spindelböck
Uns ist die Erzählung der beiden Jünger vertraut, die traurig und beschwert von Jerusalem nach Emmaus wandern. Zu groß sind ihre Enttäuschung und ihr seelisches Leid. Ihre ganze Hoffnung hatten sie auf Jesus gesetzt, den großen Verkünder der Gottesbotschaft, und nun schien alles umsonst zu sein. Was sollten sie noch tun? Wie konnten sie das alles nur verstehen, was geschehen war?
Als sich ein unbekannter Wanderer zu ihnen gesellt, da gelingt es diesem, ihr Vertrauen zu gewinnen, und die beiden Jünger öffnen sich ihm und offenbaren ihm ihre Not und Enttäuschung. Jesus, den sie immer noch nicht erkennen, versteht es, sie behutsam einzuführen in die Heilspläne Gottes mit seinem Messias: Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?
Schließlich am Ziel angekommen laden die Jünger den Fremden zum Bleiben ein, denn es wird bald Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Erst beim Brechen des Brotes erkennen die Jünger Jesus, den Herrn. Daraufhin sehen sie ihn nicht mehr.
In der Intensität jener Begegnung mit dem auferstandenen Herrn hallt eine Erfahrung wider, die die ersten Christen wohl oftmals machen durften. Auf vielfache Weise hat sich der auferstandene Herr kundgemacht. Er hat sich den Aposteln und Jüngern offenbart und ihnen gezeigt, dass er nicht ein Geist ist, den sie nicht fassen können, sondern dass er leiblich auferstanden ist in eine neue Wirklichkeit hinein, in der er ihnen auf eine neue Weise nahe ist: so nahe, dass er sogar mit ihnen isst und trinkt.
Wo begegnen wir dem Auferstandenen? Im Grund ist es derselbe Zugang, wie ihn die Emmausjünger erfahren haben. Im Wort der Heiligen Schrift, das uns die Kirche verkündet, sollen auch unsere Herzen zu brennen beginnen in der Glut der Begeisterung und der hingebenden Liebe. Im Opfer der Eucharistie und im Mahl der heiligen Kommunion begegnet uns jener Herr, der mit den Aposteln das Letzte Abendmahl gehalten hat und der auch als Auferstandener seine Gegenwart gezeigt hat durch die wirkliche Gemeinschaft mit den Aposteln und Jüngern.
Nicht mehr Brot und Wein liegen auf dem Altar, nachdem der Priester die Wandlungsworte gesprochen hat: Es ist Christus selber, der Auferstandene, der unter den sakramentalen Zeichen gegenwärtig ist. Jesus Christus lebt, und wir leben mit ihm, wenn wir ihn mit gläubigem Herzen empfangen in der heiligen Kommunion.
Gestärkt mit seiner solchen Speise kann uns der Weg zum himmlischen Vaterhaus nicht zu weit und zu lang werden. Alle Mühen und Beschwerden teilt der Gekreuzigte und Auferstandene mit uns, der auch uns zuruft: Ich lebe und bringe euch den Frieden!
Nehmen wir die österliche Botschaft voll Freude auf und leben wir aus dieser Hoffnung. Je mehr wir dies tun, desto mehr werden wir auch zu Zeugen der Freude für die Menschen werden. Jesus Christus, der Auferstandene, ist gegenwärtig auch in unserer Welt. Er will leben und wirken durch uns.
Bitten wir die heilige Gottesmutter Maria um ihren besonderen Schutz und Beistand. So wie sie den Glauben an Jesus nie verlor, möge es auch uns geschenkt sein, ihrem Sohn allezeit nahe zu sein: Gott wird uns im Leiden seine Freude mitteilen und uns an der Herrlichkeit des Auferstandenen teilhaben lassen! Amen.
Quelle: (c) www.stjosef.at
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