Vier Schritte, um Gott zu gewinnen - oder zu verlieren

12. Februar 2021 in Kommentar


Über das „Durchdrehen vor Freude“, Jo-jo, Eros, Verantwortung, Treue und vier konkrete Schritte, durch die wir in Gottes Gegenwart sein, bleiben, und diese auch genießen können! - Benedicta am Freitag von Linda Noé


Linz (kath.net)

Ich dreh durch vor Freude! Nur mehr zwei Tage, und meine Lieblingsband spielt in der Stadthalle! Vor lauter Aufregung kann ich schon fast nichts mehr essen, mit meinen Freundinnen spreche ich nur mehr über dieses Ereignis, wir telefonieren und kichern endlos. Wir planen die Anreise, packen unsere Rucksäcke, und als der Tag endlich gekommen ist, springen wir wie die Gummibälle, als wir uns am Bahnhof treffen. Wir fallen uns um den Hals, lachen und schreien durcheinander. Wir nehmen jede Mühe auf uns, ob Kälte, lange Wartezeiten oder wenig Schlaf- ganz egal. Ich erinnere mich so genau an dieses Gefühl: ein bisschen, wie wenn bunte Konfetti aus der Herzgegend über den Hals hinaufwirbeln, man muss jubeln, spürt unbändige Kraft- Leben pur! Ich kann mich aber auch noch an den Moment erinnern, wenn das, auf was ich mich so lange gefreut hatte, wieder vorbei gewesen ist. Wie wenn Wasser durch die Finger rinnt und man ungläubig auf die nur mehr feuchten Handflächen starrt. Wie schwer es mir doch immer gefallen ist, wieder Abschied zu nehmen.

Viele Menschen werden verstehen, was ich hier beschreibe-  und wenn es nicht um die Lieblingsband geht, dann vielleicht um die erste große Verliebtheit, oder aber auch den Moment, in dem Gott uns das erste Mal berührt hat. Andere werden es nicht so stark nachvollziehen können. Manche sind eher Kopfmenschen, andere fühlen intensiv und befinden sich quasi im Dauerdrama- das kann angeboren sein, oder auch durch Ereignisse des Lebens entstanden/verstärkt sein, als Schutzmechanismus zum Beispiel. Und wir können auf ganz verschiedene Art damit umgehen, im Laufe unseres Lebens. Auch ruhiger werden im Zuge des Älterwerdens- in den meisten Fällen. Tatsache ist, wir sind alle auch auf diese Weise einzigartig, und auch Gott erreicht jeden Menschen auf seine ureigenste Art. So gefühlsintensiv mein sonstiges Erleben war, so ist auch meine erste bewusste Begegnung mit Jesus gewesen, und so mancher Kritiker beispielsweise des „Eventchristentums“ hätte sich vielleicht gefragt, ob etwas von Dauer sein kann, was so voll rosaroter Wolken begonnen hat.

Nun müssen wir offensichtlich lernen, nicht in einem dauernden Gefühls- Jojo- Erlebnis durchs Leben zu tanzen, anders ist es nicht möglich, im wachsenden Maße Verantwortung zu übernehmen. Wer ständig nur den nächsten Kick sucht, endet möglicherweise irgendwann in der Sucht. Gleichzeitig darf und soll es auch diese ganz besonderen Erlebnisse und die Erfahrung des Eros im Leben geben, und es ist nicht gut, darauf herabzuschauen, denn sie sind ein Geschenk und eine starke Starthilfe- immer wieder neu. Diese besonderen Erlebnisse sind im letzten Jahr allerdings wohl für die meisten von uns, den Umständen geschuldet, eher dünn geworden. Auch was unser Glaubensleben betrifft vielleicht: ob Exerzitien, Gebetsgruppen, Großveranstaltungen oder Pilgerfahrten, je nach Geschmack- so gut wie nichts war möglich. Wir wissen aber, dass es nicht Gott ist, der in unserem Leben kommt und geht, denn Er verlässt uns nicht, auch in der Wüste nicht. Das ist eine gute Nachricht, denn es liegt dementsprechend an uns, unter allem Umständen in Treue bei Ihm zu bleiben, und wir können sehr wohl etwas aktiv dazu tun. Jetzt, wo es für uns alle im Besonderen nötig ist, möchte ich ein paar Punkte mit Euch teilen, die helfen sollen, mit Gottes Gegenwart erfüllt zu bleiben- selbst dann, wenn es uns eine Weile nicht möglich sein sollte, die Eucharistie zu empfangen und zur Beichte zu gehen.

In Römer 1,21 heißt es: „Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert“

Hier werden vier menschliche Schritte genannt, die von Gottes Gegenwart wegführen. Umgekehrt können wir sagen, dass uns diese Dinge auch etwas Wichtiges darüber sagen, wie wir in Gottes Nähe bleiben können, jeden Tag. 1.: Gott ehren, 2. Gott danken, 3. Zu verstehen, dass unser Denken und unsere Vorstellungskraft große Kraft haben und auf sie aktiv Acht zu geben, 4. Ein verständiges Herz zu bewahren.

ad 1) Was kann es bedeuten, Gott als Gott zu ehren? Ich denke dabei an das erste Gebot, Gott zu lieben und Ihm den ersten Platz zu geben. Wir geben allem in unserem Leben einen bestimmten Wert. Das hat große Auswirkung darauf, wie stark wir diese empfangen und verändert werden können. Wenn wir unsere hauptsächliche Zeit, Geld und Energie in Dinge der Welt investieren, dann sagt das etwas darüber aus, wie wir Gott ehren. Wir müssen Ihn groß sein lassen in unserem Leben, wie die Muttergottes es im Magnifikat tut. Im Gebet, in unseren Worten, und ganz konkret in unseren Handlungen und Investitionen. Wir bestimmen, was uns wertvoll ist. Wenn Gott an erster Stelle steht, können wir Ihn auch lobpreisen und voll Freude sein, selbst wenn unsere Freiheit eingeschränkt ist, wie Paulus im Philipperbrief, den er im Gefängnis geschrieben hat. Erheben wir nicht unsere Probleme auf Platz Nummer eins, sondern unseren Gott.

ad 2) Gott danken. Die Dankbarkeit ist ein großer Schlüssel dafür, in Gottes Nähe zu bleiben. Gott den richtigen Platz zu geben, muss logischerweise auch in die tiefe Dankbarkeit Ihm gegenüber führen- in allen Lebensbereichen. Gleichzeitig wachsen wir in der Demut. Es lohnt sich, den zweiten Timotheusbrief Kapitel drei zu lesen: die Undankbarkeit ist eines der wichtigsten Kennzeichen vieler Menschen in der Endzeit, die in die Irre gehen (selbst unter denen, die den Anschein der Frömmigkeit noch bewahren!). Dankbarkeit verträgt sich nicht mit dem Gedanken, sich im Leben selbst alles Gute erarbeitet und erschaffen zu haben und auf andere herabzusehen. Dankbarkeit bedeutet auch, dass wir uns daran erinnern und davon erzählen, Gott unserem Leben schon getan hat.

ad 3) Auch wenn wir unserer Ansicht nach vielleicht nicht zu den phantasievollsten Menschen gehören sollten- wir stellen uns andauernd Dinge vor. Wir können auch nichts tun, was wir uns nicht zuvor vorstellen können. Unsere Vorstellungskraft wird wiederum geformt von den Inhalten, mit denen wir uns beschäftigen. Wir denken in Bildern, und wenn wir eine Information abrufen, durchlaufen wir diese. Achten wir auf unser Denken, füllen wir es nicht mit Bildern, die uns von Gott wegbringen. Dabei geht es nicht nur um per se sündhafte Bilder- sondern einfach auch darum, dass für Gott irgendwann kein Platz mehr ist. Es ist eine einfache Rechnung: wenn unser Denken zu 99% voll ist mit Nachrichten über Corona, wird uns nicht als erstes eine tröstliche Bibelstelle einfallen, wenn wir in Not sind. Gott ist dann nicht derjenige, der seine Gnade vorenthält, wenn wir in Mutlosigkeit versinken!

ad 4) Gott interessiert sich zuallererst für unser Herz, dafür, dass wir in inniger Beziehung mit Ihm sind und bleiben. Wir Menschen beurteilen die äußere Form, die uns zwar auch etwas über das Innere sagt, aber die auch sehr trügen kann. Tiefe Veränderung geht immer von Innen nach Außen und manchmal braucht es auch Zeit, bis sie sichtbar werden kann, aber sie ist so viel wichtiger als bloße Verhaltensanpassung. Der Zustand unseres Herzens bestimmt auf Dauer unsere Handlungen, die nur das Nebenprodukt sind. Nur an der Oberfläche unseres Verhaltens herumschrauben zu wollen, ist gleich einem unverständigem, gegenüber Gott verdunkeltem Herzen. Vernachlässigen wir unsere tägliche Zeit mit Gott nicht, in der wir beten und auch hören. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern der Anfang vom Ende, selbst wenn wir noch eine Weile nach Außen hin „brav“ leben sollten!

Ich bete für jeden, der diese Zeilen liest, dass er aktive Schritte tut, um in Gottes Nähe zu sein, zu bleiben und sie auch genießen (!) zu können. Einiges an Schönem und auch Wichtigem ist uns in diesen Zeiten genommen, aber das Wichtigste, Gottes Nähe, kann uns niemand nehmen, außer wir selbst. „Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, / zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.“ (Psalm 16,11)

 

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