Narrengottesdienst: „Das Erzbistum Köln sieht keinen Anlass für Konsequenzen“

23. Februar 2021 in Deutschland


Erzbistum Köln antwortet auf kath.net-Presseanfrage zum Narren-Gottesdienst mit Jürgen Becker, der die Kölner Erzbischöfe Woelki und Meisner derb angegriffen hatte - Verantwortlicher Pfr. Meiering: er habe bei manchem eine Faust in der Tasche gemacht


Köln (kath.net/pl) „Das Erzbistum Köln sieht keinen Anlass für Konsequenzen, die aus diesem besonderen Gottesdienstangebot erfolgen müssten.“ Das erläutert Thomas Klimmek, Chef vom Dienst in der Pressestelle des Erzbistums Köln, in der Antwort auf die kath.net-Presseanfrage zum Rosenmontags-Narrengottesdienst in der Kölner Kirche St. Agnes. Der Kabarettist Becker hatte u.a. den verstorbenen Kölner Kardinal Joachim Meisner und den aktuellen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki beschimpft und eine Erzbischöfin à la Margot Kässmann für Köln gefordert. Auch Katholiken, die mit dem rheinischen Karneval vertraut sind, hatten sich danach gegenüber kath.net stark kritisch zu diesem „Gottesdienst“ geäußert.

kath.net dokumentiert die Antwort von Thomas Klimmek, Chef vom Dienst in der Pressestelle des Erzbistums Köln, auf die kath.net-Presseanfrag in voller Länge:

In den Wochen vor Karneval wurde an vielen Stellen deutlich, wie sehr viele Menschen den Karneval vermissen, gerade in diesen schwierigen Zeiten, seinen Übermut, seinen Sinn, Gemeinschaft über Grenzen hinweg zu stiften. Aber auch Zuversicht, Freude am Blödsinn und vor allem vermissen sie das Tröstliche des Karnevals. So entwickelte eine Gruppe von Verantwortlichen der Gemeinde St. Agnes rund um Peter Otten die Idee für den von Ihnen angesprochenen Gottesdienst. In diesem sollte vor allem die Kraft der Musik zum Tragen komme, etwa durch das Bläsercorps Schwarz Rot der Großen von 1823, durch Stephan Brings und Stefan Knittler an der Gitarre. Es gab aber auch viele andere verbindende Elemente: das gemeinsame Fürbittgebet, das gemeinsame Denken an die Verstorbenen, Kranken und Bedrängten, die Kerzen der Hoffnung. Wenn man die Kommentare in den Sozialen Medien verfolgt, sieht man, dass diese Elemente viele Menschen, die Im Internet mitgefeiert haben, offensichtlich getragen und verbunden haben.

Ihre kritischen Fragen beziehen sich in erster Linie auf die Predigt durch den Kabarettisten Jürgen Becker. Pfarrer Dr. Dominik Meiering hat sich als Verantwortlicher selbst wie folgt dazu geäußert: „Wir haben einen sehr beeindruckenden Gottesdienst erlebt, mit viel Glaube, Hoffnung und Licht. Viele Menschen haben ihn sehr dankbar mitgefeiert. Die jetzt von einigen kritisierte Predigt in dem Gottesdienst hat auch mich irritiert. Aber der Narr hat den Regierenden die Meinung gesagt. Das auszuhalten war auch für mich nicht einfach. Aber ich will auch nicht weghören, wenn Menschen uns als Kirche die Meinung sagen.  Im Karneval gibt es auch das Element der Narrenpredigt. Die ist nicht schön. Ich gebe offen zu und sage in aller Deutlichkeit: Auch mich hat die Rede überrascht und mir haben längst nicht alle Formulierungen in der Rede von Jürgen Becker gefallen, und ich habe bei manchem Ton eine Faust in der Tasche gemacht. Aber das Evangelium, was zuvor vorgetragen wurde, legte eine Spur: ‚Er stürzt die Mächtigen vorm Thron und erhöht die Niedrigen‘. Die ganze Kirche spricht diesen Text jeden Tag im Stundengebet. Und dieser Text verweist auch ein bisschen auf das Prinzip von Karneval, wo der Narr regiert und dem Herrscher den Spiegel vorhält. Und zwar zu seinen Bedingungen. Und dann sagt der Narr auch deutlich, was er denkt. Und der Herrscher – alle Herrscher: Könige, Kanzler, Präsidenten – und eben auch Bischöfe – müssen sich das dann anhören. Oftmals tun sie gut daran. Im Mittelalter wurde dieser ‚närrische Tausch‘ noch deutlicher. Denn damals gab es zu Karneval gewählte Bischöfe oder „Kinderbischöfe“,  die alles kritisch ansprechen durften und bestimmen durften, was gemacht wird.“

In diesem Sinne sieht das Erzbistum Köln keinen Anlass für Konsequenzen, die aus diesem besonderen Gottesdienstangebot erfolgen müssten.

Weiterleitender Link: Kommentar von Dr. Jürgen Henkel zum Narrengottesdienst in Köln - „Zur Schau gestellte Lust an Selbstzerstörung“

VIDEO zur Dokumentation - Rosenmontagsgottesdienst aus St. Agnes - ´Mir klääve am Lääve´ - Mit Kabarettist Jürgen Becker (Predigt)


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