Ordensfrau in Myanmar spricht über Einsatz für Demonstranten

17. März 2021 in Weltkirche


Durch Fotos, auf denen sie vor anrückenden Polizisten niederkniet, weltweit bekannt gewordene Schwester Ann Rose: "Seit mehr als einem Monat leidet unser Volk"


Rom/Rangun (kath.net/KAP) Als "Ikone des Friedens" ist die katholische Ordensfrau Ann Rose Nu Twang aus Myanmar zuletzt durch Pressefotos, auf denen sie vor anrückenden Polizisten niederkniet, weltweit bekannt geworden. Nun hat sie sich zu ihrem persönlichen Einsatz gegen die Gewalt der Sicherheitskräfte in Myitkyina im Norden des Landes geäußert. Den Polizisten habe sie gesagt: "Wenn ihr die Menge erschießen wollt, dann erschießt mich zuerst", sagte Schwester Ann Rose Nu Twang laut der Zeitung "Il Messaggero" (Montag) bei einer Online-Schaltung. Demnach sei es vor allem ihr Gerechtigkeitsgefühl gewesen, das sie zu der Aktion veranlasste.

"Seit mehr als einem Monat leidet unser Volk", so die Ordensfrau. Zu den Problemen durch Corona wie etwa Arbeitslosigkeit komme die Machtübernahme der Militärs hinzu, weshalb Menschen in dem südostasiatischen Land seit Wochen demonstrieren. Vor der Gesundheitsstation, in der Schwester Ann Rose arbeitet, seien Demonstranten vorbeigezogen, "um ihre Wünsche auf friedliche Weise kundzutun". Dann habe sie Parolen gehört und Lastwagen des Militärs. Die Soldaten hätten begonnen, mit Stöcken und Steinschleudern auf die Demonstranten loszugehen.

Daraufhin, so die Ordensfrau weiter, sei sie auf die Straße vor der Klinik gegangen. "Ich beschloss, die Demonstranten zu beschützen, selbst unter Einsatz meines Lebens, und aus diesem Grund ging ich zu den Polizisten und flehte sie an: 'Hört auf, sie mit Knüppeln zu verletzen. Wenn ihr schießen wollt, erschießt mich, ich kann solche Gewalt nicht ertragen'."

Als die Polizisten nach kurzem Rückzug erneut auf die Demonstranten losgingen, habe ihr ein Polizist gesagt, sie solle fortgehen, weil es gefährlich sei. "Ich habe immer wieder gesagt, dass ich mich nicht bewegen würde, wenn sie auf die Leute losgehen", so die Schwester.

Blutiges Wochenende

Unterdessen erlebte Myanmar am Wochenende den bisher blutigsten Tag seit dem Militärputsch und den danach begonnenen Straßenprotesten gegen die Junta. Mindestens 59 Menschen wurden am Sonntag in Rangun von Sicherheitskräften erschossen, wie das Nachrichtenportal Myanmar Now (Montag) unter Berufung auf drei große Krankenhäuser in der Metropole berichtete. "Ärzte und Rettungskräfte gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Opfer um einiges größer ist", schrieb Myanmar Now.

Polizei und Militär hatten die Proteste in mehreren Stadtteilen von Rangun blutig niedergeschlagen, nachdem unbekannte Täter mehrere Textilfabriken chinesischer Unternehmen in Brand gesteckt hatten. Die Junta verhängte inzwischen über sechs Stadtteile von Yangon das Kriegsrecht.

Seit Beginn des Putsches am 1. Februar wurden nach aktuellen Angaben der "Hilfsvereinigung für politische Gefangene - Birma" (AAPPB) mindestens 126 Menschen von den Sicherheitskräften erschossen und etwa 2.150 Regimekritiker verhaftet. Nach mehr als 1.830 weiteren werde gefahndet.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) forderte die internationale Gemeinschaft zu "zielgerichteten" Sanktionen gegen die militärischen Führer als "Architekten des Putsches" auf. Von global tätigen Unternehmen verlangte HRW, ihre Geschäftsbeziehungen mit dem "Firmenkonglomerat des Militärs" zu kappen. "Je länger es dauert, bis die internationale Gemeinschaft entschieden handelt, desto länger werden Myanmars Generäle das Gefühl haben, dass sie mit dem Morden davonkommen können", erklärte Phil Robertson, Myanmar-Experte der HRW, in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung.

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